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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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habe nur … ähm, ich habe gedacht, ich sollte nicht dein Bett nehmen. Ich sollte im Nebenzimmer schlafen.«
    »Du bist mein Gast, und du musst erschöpft sein. Ich bestehe darauf.«
    »Ich, äh, ich will dir dein Bett nicht schmutzig machen. Ich bin verschwitzt und eklig von der Prüfung.« Kip betrachtete ihr Bett. Es war wunderschön. Alles hier war wunderschön. Zumindest hatten sie sie gut behandelt.
    »Die Mangel hat diese Wirkung auf Menschen. Ich werde dir eine Schüssel holen, und du kannst dich ein wenig waschen, bevor du ohnmächtig wirst, aber wirklich, ich bestehe darauf.«
    Liv verschwand im Nebenzimmer. Kip spürte, wie sich ein Kloß in seiner Kehle bildete. Er hatte bisher nichts über ihren Vater gesagt, aber er konnte praktisch spüren, wie das Thema ihnen immer dichter auf den Pelz rückte. Liv kam mit dampfend heißem Wasser, einem Schwamm und einem dicken Handtuch zurück. Sie stellte die Schüssel hin, legte Schwamm und Handtuch daneben und setzte sich dann in einen Sessel, wobei sie Kip den Rücken zuwandte.
    »Es macht dir doch nichts aus, wenn ich hier sitzen bleibe und mit dir plaudere, während du dich wäschst, oder?«, fragte sie. »Ich werde mich auch nicht umdrehen, ich schwöre es.«
    »Ähm.« Natürlich machte es ihm etwas aus. Sie würde sich umdrehen, wenn er halb nackt war, und schreiend aus dem Zimmer laufen, um Orholams willen. Es war eine Sache, wenn jemand wusste, dass man rundlich war, aber etwas ganz anderes war es, wenn er es zu sehen bekam. Gleichzeitig war er ihr Gast, und sie hatte ihn um nichts anderes gebeten …
    »Also, Kip … Wie geht es meinem Vater? Du hast nichts von zu Hause erzählt.«
    Einen langen Augenblick konnte Kip nicht sprechen. Fang einfach an zu reden, Kip. Sobald du begonnen hast, wirst du ihr alles erzählen können.
    »Du seufzst«, bemerkte Liv. »Stimmt irgendetwas nicht?«
    »Du weißt doch, dass der Satrap jedes Jahr Boten nach Rekton schickt, um Rekruten zu fordern?«
    »Ja?«, erwiderte Liv, und ihre Stimme klang besorgt.
    »Du kannst dich umdrehen, ich bin nicht nackt.«
    Sie drehte sich um.
    »Als Satrap Garaduls Sohn Rask die Macht ergriff, erklärte er sich zum König. Er schickte ebenfalls einen Boten. Die Stadt schickte auch diesen mit leeren Händen zurück, also beschloss der Satrap, ein Exempel an uns zu statuieren.« Kip stieß einen tiefen Atemzug aus. »Sie haben alle getötet, Liv. Ich bin der Einzige, der entkommen ist.«
    »Mein Vater? Was ist mit meinem Vater?«
    »Er hat versucht, die anderen zu retten. Aber die Stadt war dicht umstellt. Niemand ist herausgekommen.«
    »Du bist herausgekommen.« Sie glaubte ihm nicht; er konnte es in ihren Zügen sehen.
    »Ich hatte Glück.«
    »Mein Vater ist einer der begabtesten Wandler seiner Generation. Sag mir nicht, dass du es aus der Stadt geschafft hast und er nicht.«
    »Sie hatten Wandler und Spiegelmänner, Liv. Ich habe mit angesehen, wie die Delclaras niedergeritten wurden. Sie alle. Die ganze Stadt stand in Flammen. Ich habe mit angesehen, wie Ram, Isa und Sanson starben. Ich habe meine Mutter sterben sehen.«
    »Deine drogensüchtige Mutter interessiert mich nicht. Ich spreche von meinem Vater! Sag mir nicht, er sei tot. Er ist nicht tot, verdammt sollst du sein. Er ist nicht tot!«
    Liv verließ den Raum in einem Wirbelwind und schlug die Tür hinter sich zu.
    Kip starrte mit herabgesunkenen Schultern auf die Tür, Tränen, die er nicht einmal verstand, in den Augen.
    Nun, das ist ja gut gelaufen.

47
    Sieben Jahre, sieben große Ziele, Gavin. Fünf sind noch übrig.
    Gavin streckte die Hände aus und zählte die Farben der Reihe nach ab, während er sie wandelte: sieben Farben, Infrarot bis Ultraviolett, und er spürte die zarten Fasern, mit denen jede Farbe ein anderes Gefühl in ihm ansprach.
    Um Orholams willen, ich bin das Prisma. Ich bin der ganze Mann, Meister aller Farben. In der Blüte meiner Jahre. Stärker als jedes andere Prisma seit Menschengedenken. Vielleicht das stärkste seit Jahrhunderten. Die meisten Prismen lebten nach ihrem Aufstieg nur noch sieben Jahre. Einige wenige lebten vierzehn. Vier hatten es auf einundzwanzig Jahre gebracht. Immer ein Vielfaches von sieben – natürlich konnten sie auch getötet werden oder eines natürlichen Todes sterben, aber kein Prisma brannte aus. Gavin hatte es auf sechzehn Jahre gebracht, also blieben ihm noch mindestens fünf Jahre. Tatsächlich, wenn irgendein Prisma die einundzwanzig Jahre überschritt, dann

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