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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Ram lachten. Sie verstanden es einfach nicht.
    Kip bemerkte, dass Isa Ram ansah – nur ein schneller Blick, mit dem sie nach Anerkennung heischte. Als sie sie fand, sah Kip, dass ihre Freude sich verdoppelte, und ihm wurde übel. Wieder einmal.
    »Was ist los, Kip?«, fragte sie. Große braune Augen, volle Lippen, volle Kurven, makellose Haut. Es war unmöglich, mit ihr zu reden und sich nicht ihrer Schönheit bewusst zu sein. Hübscher selbst als Liv und um vieles gegenwärtiger.
    Kip versuchte, Worte zu finden. Es sind Leute unterwegs, um uns zu töten, und ich mache mir Sorgen wegen eines Mädchens, das mich nicht einmal mag.
    Von der Grünen Brücke waren es drei- oder vierhundert Schritt bis zum nächsten Orangenhain. Zwischen der Brücke und den Bäumen gab es herzlich wenig Deckung.
    »Es sind …«, begann Kip, aber Ram fiel ihm einfach ins Wort.
    »Wenn sie mich einziehen, werde ich mich freiwillig melden, ein Kriegswandler zu werden«, erklärte Ram. »Ich weiß, es ist gefährlich, aber wenn ich alles hier zurücklassen muss, was ich liebe, werde ich etwas aus mir machen.« Er blickte in die Ferne, in eine großartige Zukunft. Kip hätte ihm liebend gern in sein hübsches, heldenhaftes Gesicht geschlagen.
    »Warum lauft ihr beide nicht weg, du und Sanson?«, fragte Ram. »Du weißt schon, um euch vor der großen, bösen Armee zu verstecken? Isa und ich wollen auf Wiedersehen sagen.«
    »Warum könnt ihr nicht auf Wiedersehen sagen, während wir hier sind?«, fragte Sanson.
    Kip hätte ihn küssen können. Isa errötete.
    In Rams Augen blitzte schnell unterdrückter Ärger auf. »Im Ernst, ihr zwei, seid keine Arschlöcher, ja?«, sagte er und tat so, als sei es ein Scherz.
    »Ram, hör zu«, begann Kip. »Die Armee kommt, um an uns ein Exempel zu statuieren. Wir müssen fort. Auf der Stelle. Jetzt. Meister Danavis hat gesagt, sie würden die Brücke besetzen.« Tatsächlich war die Grüne Brücke selbst ein Werk der letzten Armee, die hier durchgezogen war. Sie bestand ganz aus grünem Luxin – dem dauerhaftesten Luxin: Wenn es versiegelt wurde, zerfiel es langsamer als jedes andere. Als Gavin Guile seine Armee durch diese Gegend geführt hatte, um das Heer seines verderbten Bruders, Dazen Guile, zu vernichten, hatte angeblich Gavin Guile, das Prisma persönlich, diese Brücke im Licht gewandelt. Ganz allein. Binnen Sekunden. Die Armee war hinübermarschiert, ohne langsamer zu werden, obwohl ihren Plündertrupps noch genug Zeit geblieben war, um alles zu stehlen, was sich an Lebensmitteln und Vieh in der Stadt befunden hatte. Alle Männer in der Stadt waren in den Dienst der einen oder der anderen Seite gepresst worden.
    Das war der Grund, warum sie alle ohne Väter groß geworden waren. Niemand in Rekton sollte eine durchziehende Armee auf die leichte Schulter nehmen. Nicht einmal die Kinder.
    »Tu mir einen Gefallen, Fettkloß. Ich werde ihn dir vergelten«, sagte Ram.
    »Wenn du mit den Soldaten gehst, wirst du nicht hier sein, um ihn mir zu vergelten«, erwiderte Kip. Er hätte Ram am liebsten getötet, wenn er ihn Fettkloß nannte.
    Ein hässlicher Ausdruck glitt über Rams Züge. Sie hatten schon früher gekämpft, und Ram gewann jedes Mal. Aber es fiel ihm nie leicht. Kip konnte eine Menge einstecken, und manchmal drehte er durch. Sie wussten es beide. Ram sagte: »Also, tu mir einen Gefallen, ja?«
    »Wir müssen weg hier!« Kip schrie beinahe. Er wusste nicht, warum er überrascht war. Sie nannten Ramir ja nicht umsonst Ram, also Widder. Wenn er ein Ziel hatte, stürmte er direkt darauf zu und schlug alles beiseite, was ihm im Weg war, ohne jemals nach links oder rechts zu blicken. Sein heutiges Ziel war es, Isabel ihre Jungfräulichkeit zu nehmen. So einfach war das. Keine schnöde einmarschierende Armee würde dieses hirnlose Tier aufhalten.
    »Na schön. Komm, Isa, wir werden zum Orangenhain gehen«, erklärte Ram. »Ich bin mir sicher, dass Kip und Sanson irgendwo anders Deckung finden können.«
    Ram ergriff ihre Hand und zog sie hinter sich her. Sie ging mit ihm, drehte sich jedoch um und sah Kip über die Schulter hinweg an, als erwartete sie, dass er etwas tat.
    Aber was konnte er tun? Sie bewegten sich tatsächlich in die richtige Richtung. Wenn er dort hinüberging und Ram eine Ohrfeige verpasste, würde der ihn blutig schlagen – und schlimmer noch, sie wären beide immer noch an der Brücke. Wenn Kip ihnen auf dem Fuß folgte, würde Ram vielleicht annehmen, dass er versuchte,

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