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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Könige trägt?«
    »Ja«, bestätigte Karris. »Verabscheuenswürdige Ratschläge und Grausamkeiten, die er nicht einmal selbst zu begehen den Mut fand, als er herrschte.« Der Ratgeber fragte, ob es für einen Herrscher besser sei, geliebt oder gefürchtet zu werden. Beides war das Beste, befand er, aber wenn ein Herrscher wählen musste, sollte er sich immer dafür entscheiden, gefürchtet zu werden.
    »Sein Rat war gut. Er war einfach persönlich schwach. Ich mache ihm das nicht zum Vorwurf. Tatsache ist, Karris, wenn Könige nicht gefürchtet werden, müssen sie am Ende irgendwann Furcht wecken, zu schrecklichen Preisen. Das ist es, was in Ru geschehen ist. Das ist in Garriston geschehen. Jene Männer, die Ihr geliebt habt – oder die Ihr zumindest in Euer Bett geholt habt –, haben die Lektion irgendwann gelernt, aber weil sie sie erst spät lernten, war das, was sie tun mussten, weitaus schlimmer als die Zerstörung eines einzigen kleinen Dorfes. Also sagt mir, wie könnt Ihr mir den Tod von tausend Menschen vorwerfen, aber ihnen nicht den Tod von Zehntausenden, von Hunderttausenden?«
    Es war Karris nicht gestattet gewesen, die königliche Treppe in Ru zu sehen, befleckt vom Blut von Hunderten, die einer nach dem anderen kalt ermordet und die Treppe hinuntergeworfen worden waren, in die Arme der gaffenden, entsetzten Menschenmenge. Selbst nach dem Krieg hatte man sie daran gehindert, nach Garriston zu gehen, wo zwischen zehn- und zwanzigtausend Menschen – sie wussten es nicht einmal – in den roten Luxin-Feuern der belagerten Stadt ihr Leben gelassen hatten. Das war Gavins und Dazens Werk gewesen. Irgendwie war es ihr niemals möglich erschienen, dass Männer, die sie so gut kannte, solche Dinge getan haben könnten. Männer, von denen sie geglaubt hatte, sie so gut zu kennen.
    »Die Menschen dieses Landes sind mein Volk. Ich bin kein bloßer Satrap, kein Wächter des Landes, das einem anderen Mann gehört; ich bin König. Diese Menschen gehören mir. Indem ich tausend meiner eigenen Untertanen getötet habe, habe ich ein Stück aus meinem eigenen Fleisch geschnitten. Aber Krebsgeschwüre müssen herausgeschnitten werden. Ich bin dieses Land. Meine Untertanen bearbeiten dieses Land und bringen zu meiner großen Freude Ernten hervor. Ich beschütze sie und sorge für sie, und sie müssen mir ihrerseits ihre Ernten und ihre Söhne überlassen. Jene, die das nicht tun wollen, sind Rebellen, Verräter, Diebe, Ketzer und Abtrünnige. Sie trotzen dem heiligen Pakt. Mir zu trotzen, bedeutet Orholams Ordnung zu trotzen. Ich musste dies tun, weil mein Vater es nicht tun wollte. Wenn er ein halbes Dutzend Dorfvorsteher gehängt hätte, als sie ihm das erste Mal trotzten und sich weigerten, Soldaten zu schicken, würden diese tausend jetzt noch leben. Er war schwach und wollte geliebt werden. Zu meinen Lebzeiten wird es vielleicht niemand anerkennen, aber indem ich diese tausend in Rekton getötet habe, habe ich viele weitere gerettet. Das bedeutet es, König zu sein.«
    »Ihr seid schrecklich leidenschaftlich in Eurer Verteidigung der Enthauptung von Säuglingen, deren Köpfe Ihr aufgestapelt habt.«
    »Karris, Ihr weckt in mir Verständnis dafür, warum Männer ihre Ehefrauen schlagen.« König Garadul rieb sich den schwarzen Bart, machte aber keine Anstalten, sie zu schlagen. »Indem ich die Zurschaustellung so schrecklich gestaltet habe, habe ich sichergestellt, dass es sich in jedes Menschen Geist eingräbt, der es sieht. Denkt Ihr, es kümmert die Toten, was aus ihren Leichen wird? Besser, dass ihr Beispiel die Lebenden rettet, als dass ich sie alle in einem Loch begrabe und meine Nachfahren ihre Nachfahren töten müssen. Dieses Denkmal wird für ein Dutzend Generationen Bestand haben. Das ist das Vermächtnis, das ich den Kindern meiner Kinder hinterlassen werde, eine sichere Regentschaft, ohne die Notwendigkeit, selbst solche Massaker zu begehen. Und der Grund, warum ich Euch das erzähle, Karris, ist der, dass ich gehofft hatte, dass gerade Ihr das verstehen würdet. Ihr seid jetzt eine Frau, kein verschüchtertes kleines Mädchen mehr, das umringt ist von großen Männern. Ihr seid eine Frau, die große Männer und schreckliche Taten gesehen hat. Ich hatte gehofft, Ihr würdet die Bürden der Größe verstehen. Zumindest ein klein wenig. Vielleicht habe ich Euch zu viel zugetraut.«
    Karris schluckte; sie zitterte vor Zorn und vielleicht auch ein wenig vor Angst. In all seinen Worten lag eine kranke

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