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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Schwert und Corvans Tasche in einen kleinen Schrank abseits des Hauptraums gelegt hatte, steckte er seine andere Pistole weg und durchsuchte Corvan energisch.
    Bevor er sich zum Gehen wandte, sah Eisenfaust noch einmal zu Gavin hinüber. Seid Ihr Euch sicher? Ihr wisst, dass das eine schlechte Idee ist, richtig?
    Gavin nickte kaum merklich. Geht.
    Die Tür schloss sich hinter Eisenfaust. Gavin blickte sich im Raum um. Er war noch nicht lange genug hier, um zu wissen, ob hinter den Wänden Gucklöcher oder Lauschertunnel verborgen waren. Corvan stand mit gefalteten Händen da und wartete geduldig ab. »Kommt mit hinaus auf den Balkon, General.«
    »Bitte, ich bin seit vielen Jahren kein General mehr«, sagte Corvan, folgte Gavin jedoch nach draußen. Gavin schloss die Doppeltüren hinter ihnen. Der Balkon war geräumig und ausgestattet mit einer Anzahl von Stühlen und Tischen, so dass der Gouverneur und seine Besucher den Ausblick auf die Bucht genießen konnten. Gavin war froh darüber, dass er den Gouverneur ein ganzes Stück weit hinausgeworfen hatte. Es wäre nicht annähernd so vergnüglich gewesen, den Mann vom Dach auf diesen Balkon zu werfen – und er hatte sich nicht daran erinnert, dass dieser Balkon gar so weit hinausragte. Glück gehabt, Gavin.
    Komisch, dass ich solche Dinge immer als Glück betrachte und nicht als Vorsehung.
    Corvan schaute über den Rand. »Die Bucht sieht hier tief genug aus«, sagte er und ließ die Mundwinkel zucken.
    Gavin stützte sich auf das Geländer des Balkons. Die Sonne berührte gerade den Horizont und setzte das Meer in Brand; Rosa- und Orangetöne fädelten sich durch dünne Wolken. Plötzlich rollten die verlorenen Jahre über seine Wangen, und er hielt sich wie ein Betrunkener am Geländer fest, gerade noch in der Lage stehen zu bleiben. »Es hat zu viel gekostet, Corvan.«
    Corvan schaute sich genau um, betrachtete die Docks und blickte zurück ins Ratszimmer und nach oben aufs Dach. Er sagte: »Es ist auch schön, Euch zu sehen. Jetzt hört auf damit, oder Ihr sorgt dafür, dass ich anfangen werde …«
    Gavin sah ihn an. Corvan zeigte sein komisches Grinsen, aber seine Augen verrieten ihn. Dieses Grinsen war sein Versuch, seinem Gesicht etwas zu tun zu geben, damit das Ausmaß seiner Gefühle ihn nicht überwältigte.
    Plötzlich spielte der äußere Schein keine Rolle mehr. Gavin umarmte seinen alten Freund.
    »Es ist schön, dich zu sehen … Dazen«, flüsterte Corvan. Das brach die Fluttore bei ihnen beiden auf. Sie weinten.
    Der große Betrug war von Anfang an Corvans Idee gewesen, damals, vor sechzehn Jahren. Es war eine beiläufige Idee gewesen, als er es vorgeschlagen hatte. Keiner von ihnen hatte wirklich geglaubt, dass Dazen Gavin besiegen konnte. Eines Nachts, als ihnen eine seltene Ruhepause von den Schlachten vergönnt gewesen war und sie einen Weinschlauch zu viel miteinander geteilt hatten, hatte Corvan gesagt: »Du könntest siegen und einfach Gavins Platz einnehmen.«
    »Das ist es doch eigentlich, auf was ein Krieg der Prismen hinauslaufen sollte, nicht wahr? Nur die Prismen, Mann gegen Mann«, hatte Dazen erwidert. »Das überlebende Prisma leuchtet?«
    Corvan ignorierte den Scherz. Dazen war ein klein wenig betrunkener als er. »Nein, ich meine, du könntest Gavin sein. Ihr beide seht beinahe gleich aus. Jahrelang konnte man euch hauptsächlich wegen Gavins prismatischen Augen auseinanderhalten. Die hast du nun ebenfalls.«
    »Gavin ist ein Pfau. Und ich bin größer.«
    »Kleider können geändert werden. Und er trägt hohe Absätze in den Schuhen, damit er genauso groß wirkt wie du. Was die Dinge tatsächlich vereinfachen würde.«
    »Er hat diese Narbe. Die du ihm verpasst hast, könnte ich hinzufügen«, hatte Dazen erwidert.
    »Ich könnte dir ebenfalls eine verpassen. Das hätte doch eine hübsche Symmetrie, hm?«
    Jetzt nahm Dazen ihn ernst. »Ich habe mir eine Weile nicht mehr die Haare schneiden lassen. Die Narbe verläuft direkt entlang des Haaransatzes. Ich könnte den Schnitt verbergen, bis er geheilt ist.«
    »Wenn ich mich daran erinnere, an welcher Seite ich ihm die Verletzung zugefügt habe«, sagte Corvan. »Gib mir diesen Schlauch, meine Kehle ist schon fast ausgedörrt.«
    Einige Tage waren verstrichen, und Dazen hatte Corvan gebeten, nach einem weiteren Kriegsrat zurückzubleiben. Nachdem er alle anderen aus dem Zelt geschickt hatte, hatte er Corvan einen Bogen Papier gereicht. Darauf stand eine präzise Beschreibung von

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