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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Abstammung, tauschten Klatsch oder ermutigten die Spieler.
    Kein Pulverfass. Das war gut. Ein radikaler Machtwechsel und Gesetzlosigkeit in einer Stadt, in der Nachbar Nachbar hasste, hätten zu willkürlichem Blutvergießen eingeladen. Davon hatte Garriston bereits genug gehabt.
    Der Wassermarkt, im Wesentlichen eine übergroße Version dessen, was Rekton hatte, war beinahe verlassen, bis auf einige Essensverkäufer, die schnelle Mahlzeiten anboten. Corvan kaufte einige Spieße mit Kaninchenfleisch und in einer feurigen ilytanischen Pfeffersoße mariniertem Fisch und ging weiter.
    Bevor er sich auf den Weg zum Travertin-Palast machte, ging Corvan zum Tor der Alten. Hier war die Statue wie beim Tor der Wächterin und dem Tor der Liebenden in die Mauer eingearbeitet. Aber diesmal interessierte Corvan sich nicht für die Statue. Er war hergekommen, um die Soldaten zu beobachten. Die Tore waren für die Nacht geschlossen worden, obwohl zweifellos viel Zeit vergangen war, seit Plünderer es gewagt hatten, die Stadt selbst anzugreifen. Die Soldaten, die auf der Mauerkrone standen, scherzten, lachten, unterhielten sich lautstark und tranken sogar, wenn ihre Vorgesetzten sie allein ließen. Corvan hatte zwei Bogenschützinnen auf der Krone und dem Stab der Alten gesehen – den beiden Türmen links und rechts des Tors –, aber nachdem die beiden Frauen ihren Posten bezogen hatten, machten sie es sich anscheinend bequem, Köcher und ungespannte Bögen wurden beiseitegelegt, und er sah keine von ihnen ihren Bereich abgehen.
    Also, Soldaten mit nur wenig Disziplin. Soldaten, die ohne eigenes Verschulden zu Stadtwachen geworden waren. Im ersten Jahr einer Besatzung schickte man die Soldaten vielleicht in den Kampf gegen Plünderer und Räuber oder auf Patrouille entlang des Flusses. Danach zogen sie sich in die Stadt zurück und wurden Wachen. Die Soldatenpflichten wurden zunehmend als unwesentlich erachtet, und die Disziplin schwand. Auf Türmen Wache zu halten, von denen aus es niemals etwas zu bewachen gab, wurde bald zu einem Posten, auf dem die Soldaten sich mit Glücksspiel und Alkohol die Zeit vertrieben.
    Corvan machte sich auf den Weg zum Travertin-Palast. Natürlich würden sie einen hergelaufenen Bauern keinesfalls in den Palast und zu ihrem Prinzen lassen. Also tauchte er zunächst einmal in die Dunkelheit einer Nebengasse ein, als er das Tor des Palastes fast erreicht hatte. Nach Karris’ Gefangennahme hatte Corvan König Garaduls Lager eingehend genug ausgekundschaftet, um zu dem Schluss zu gelangen, dass jeder Rettungsversuch Selbstmord gewesen wäre. Als dann weitere Generäle sich den Truppen des Königs angeschlossen und sich alle gemeinsam nach Süden gewandt hatten, war Corvan zu einer Höhle außerhalb von Rekton zurückgekehrt.
    Er war beinahe enttäuscht gewesen, dass niemals Diebe sein Versteck gefunden hatten. Als Rektons Alkaldesa Corvan erklärt hatte, dass er und seine Tochter bleiben könnten, hatte er alles versteckt, was ihn mit dem Krieg in Verbindung bringen konnte, ebenso um des Wohles seiner neuen Heimat willen wie um seines eigenen Wohles willen. Er hatte sich seinen Schnurrbart abrasiert und kostbare Kleidung und Waffen gegen Flachshosen und eine Färberwerkstatt eingetauscht. Was ihm damals als ein mageres Sümmchen Gold in seinen Taschen erschienen war, war jetzt in seinen Augen ein Vermögen.
    Also zog er nun die lange, gefaltete Tunika aus schwarzem, golddurchwirktem Samt hervor, wischte mit der Hand ein Fleckchen auf dem Boden sauber und legte sie darauf. Als Nächstes kam ein breiter Ledergürtel, in den Krokodile mit winzigen Rubinaugen eingeprägt waren. Als Letztes zog er Harbinger hervor, »den Herold«, das Schwert, das erst dann an ihn weitergereicht worden war, als der letzte seiner älteren Brüder den Tod gefunden hatte. Ein kleiner Junge saß ihm gegenüber am Straßenrand und beobachtete ihn stumm und mit fragender Miene. Corvan versuchte, ihn zu ignorieren. Er streifte sein langes Hemd ab und zog einen Spiegel hervor. Mit dem Spiegel und einem Wasserschlauch tat er sein Bestes, sich zu säubern. Dann trocknete er sich mit dem schmutzigen Hemd ab und zog seine kostbaren Kleider an. Was seine Stiefel und seine Hose betraf, ließ sich nichts machen, aber er würde auch in der golddurchwirkten Tunika allein schon genug schwitzten. Nachdem er seine Sachen gepackt und Harbinger gegürtet hatte, verlieh er seinem Haar ein wenig Ordnung, holte tief Luft und umrundete die Ecke,

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