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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Garriston half. Niemand sonst würde es wagen, einen ruthgarischen Gouverneur ins Meer zu werfen.
    Ein impulsiver Prinz war für Corvans Zwecke tatsächlich vielleicht besser geeignet als ein sorgenfreier Gouverneur. Ein Prinz würde anfangs schwerer zu nehmen sein, aber eher geneigt, Vorbereitungen für einen Krieg zu treffen, und Krieg war das, was Corvan brachte, ob es ihm nun gefiel oder nicht.
    Während er durch die Stadt ging, analysierte er sie wie der General, der er einmal gewesen war. König Garadul mochte ein Ungeheuer sein, aber die Ruthgari waren die Besatzer. Wem würden die Bewohner von Garriston sich anschließen, und würden sie es mit Begeisterung tun oder nicht? Während Corvan seinen Weg fortsetzte, schenkte er den ruthgarischen Soldaten besondere Beachtung. Bisweilen waren die Männer allein unterwegs, erledigten Botengänge für ihre Kommandanten, kehrten zu den Kasernen zurück oder strebten den Tavernen entgegen. Er sah, wie ein Händler, der seinen Teppichstand schloss, versehentlich mit einem Soldaten zusammenstieß. Der Händler war rückwärts gegangen, ohne sich zu vergewissern, dass er niemandem in den Weg trat. Der Soldat drängte sich an ihm vorbei, es war ihm lediglich lästig, und drehte sich nicht ein einziges Mal um. Der Händler, ein gebürtiger Tyreaner, entschuldigte sich respektvoll, aber ohne Furcht.
    Dies war keine Stadt, die am Rand einer Revolte stand. Die Tyreaner hatten sich daran gewöhnt, besetzt zu sein. Ruthgar war eine der vier Satrapien, die reihum jeweils zwei Jahre lang über sie herrschten, und dies war bereits ihr zweites Mal. Paria hatte die beiden ersten Jahre gehabt, wo es die reichste Beute zu stehlen gab, aber auch die meisten Rebellen zu vernichten galt. Ilyta und Abornea waren von der Statthalterschaft ausgeschlossen – Ilyta hatte sich offen auf Dazens Seite geschlagen, und Abornea hatte es vorgezogen, mit beiden Seiten Handel zu treiben, und hatte sich erst nach der Schlacht bei den Getrennten Felsen am Krieg beteiligt, der zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden war. Außer Paria blieben damit Atash, der Blutwald und Ruthgar übrig. In dieser Reihenfolge, wenn Corvan sich richtig erinnerte. Es machte Sinn, dass die Bewohner von Garriston unter ihren Besatzern ihre Favoriten hatten oder zumindest solche, die sie weniger hassten. Wenn Paria jetzt Ruthgar ablöste, würde es das dritte Mal sein, dass Garriston die Parianer ertragen musste. Die Besatzer, die am ehesten toleriert wurden, würden bald durch die verhasstesten abgelöst werden.
    Aber die Frage, die seine Beobachtungen nicht beantworteten, war die, wie viel Furcht genau sich in den Hass auf die Parianer mischte. Die Parianer hatten während ihrer beiden Regentschaften Rebellen getötet. Vielleicht bedeutete ihre Grausamkeit, dass die Tyreaner es sich zweimal überlegen würden, bevor sie zu den Waffen griffen. Es konnte auch bedeuten, dass sie schneller danach greifen würden. Corvan wusste es nicht, konnte es nicht wissen, ohne viel Zeit in der Stadt zu verbringen. Zeit, die er nicht hatte.
    Die Stadt war bunter, als sie es bei seinem letzten Besuch vor zehn Jahren gewesen war. Vor dem Krieg war Garriston so bevölkerungsreich und mannigfaltig gewesen wie jede reiche Hafenstadt auf der Welt. Nach dem Krieg waren alle, die gehen konnten, gegangen, vor allem jene, die aussahen, als stammten sie aus einem anderen Land. Die Spannungen waren groß gewesen. Zurückgeblieben waren nur die Tyreaner und ihre jeweiligen Besatzer. Aber anscheinend waren von jeder Besatzung einige Händler und Soldaten geblieben und hatten sich mit Einheimischen verheiratet. Corvan sah zwei Ladenbesitzerinnen miteinander plaudern, während sie mit Strohbesen ihre offenen Verkaufsstände auskehrten. Eine Frau hatte die typisch tyreanische, karamellfarbene Haut, dunkle, volle Brauen und gewelltes Haar, während die Frau neben ihr eine Haut wie Honig hatte und aschblondes Haar, was selbst für die Ruthgari selten war. Sie waren beinahe identisch gekleidet, trugen Armreife um die Handgelenke, lange Flachsröcke und hatten das Haar mit Schals zurückgebunden.
    Corvan kam an einer Gasse vorbei, in der Kinder zusammen Gada spielten und einen Ball aus umwickeltem Leder hin und her traten. Bei den Kindern überwog offensichtlich tyreanisches Blut, aber es war alles andere als rein. Einige Mütter hatten sich versammelt, um zuzuschauen, und sie standen beieinander ungeachtet ihrer deutlich erkennbaren, unterschiedlichen

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