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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Gavins Narbe.
    »Ich habe einen Witz gemacht«, sagte Corvan und schaute in Dazens ernste Augen.
    »Ich nicht. Ich habe draußen vor dem Zelt einen Chirurgen stehen, der darauf wartet, mich wieder zusammenzuflicken. Wenn irgendjemand etwas bemerkt, haben wir trainiert und hatten einen Unfall. Mir ist meine Unbeholfenheit peinlich, also habe ich dich gebeten, kein Wort über die Angelegenheit zu verlieren.«
    Corvan hatte lange Zeit geschwiegen. »Dazen. Hast du darüber nachgedacht, was das bedeuten würde? Du müsstest jahrelang, vielleicht für den Rest deines Lebens, eine Scharade aufrechterhalten. Alle, die dich jetzt lieben, würden dich für tot halten. Karris …«
    »Ich habe Karris verloren, als ich ihre verräterischen Brüder getötet habe.«
    »Bist du bereit, in ihren Augen Gavin zu sein?«, hatte Corvan gefragt.
    »Corvan, sieh dir unsere Verbündeten an«, hatte Dazen angespannt erwidert und die Stimme gesenkt. »Ich habe den Ilytanern praktisch in jeder Satrapie einen Hafen versprochen. Ich habe Farid Farjad den atashischen Thron zugesagt. Die Kultisten haben sich uns in der Hoffnung angeschlossen, dass ihre Stärke uns helfen würde, die Chromeria zu vernichten. Sobald wir siegen, werden sie sich gegen uns wenden. Und die Blauäugigen Dämonen waren für uns zu wertvoll, als dass sie sich mit Söldnerlöhnen zufriedengeben würden. Ich erwarte, dass Horas Weitseher am Vorabend der Schlacht mit irgendeiner unverschämten Forderung zu mir kommen wird: Ländereien, Titel, dauerhafte Stützpunkte. Ich werde mich damit einverstanden erklären müssen. Nach unserem Sieg könnte ich mein Wort einer Gruppe gegenüber brechen, aber nicht ihnen allen gegenüber. Ich weiß nicht, wie es so weit kommen konnte, aber wie auch immer die Dinge begonnen haben, wir sind jetzt die Bösen.«
    »Wir sind die Bösen. Nach dem, was sie Garriston angetan haben«, sagte Corvan voller Bitterkeit.
    »Gemessen an dem, was mit den Sieben Satrapien geschehen wird, wenn wir siegen? Ja.«
    Ein langes Schweigen. »Du wirst irgendwann auffliegen«, bemerkte Corvan. »Das muss dir bewusst ein. Es kann nicht für alle Ewigkeit dauern.«
    »Ich brauche sie nicht lange zu täuschen. Einige Monate. Genug, um den Sieg zu festigen. Selbst wenn das Spektrum dahinterkäme, würden sie mich nicht bloßstellen, bevor unsere Feinde zerschmettert sind. An irgendeinem Morgen werde ich mich nicht aus meinem Bett erheben. Das kann ich akzeptieren.«
    »Wir stehen nicht ohne Möglichkeiten da«, sagte Corvan. »Ich meine, falls wir siegen. Mit diesen Problemen kann man fertig werden. Wir wissen nicht, was geschehen wird, nachdem wir siegen. Wenn wir Gavins Armee relativ unversehrt übernehmen und die Chromeria dazu bewegen können, schnell zu kapitulieren, könnten wir …«
    »Kannst du dir vorstellen, dass die Weiße schnell kapituliert?«
    Corvan öffnete den Mund. Schloss ihn wieder. »Nein.«
    »Es ist kein guter Plan«, erklärte Dazen. »Das weiß ich. Aber er ist vielleicht der am wenigsten schlechte.«
    »Ich nehme an, wir könnten immer noch verlieren«, erwiderte Corvan.
    »Du betrachtest die Dinge stets von der positiven Seite«, hatte Dazen gesagt.
    Jetzt stieß Corvan Dazen zurück und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. »Ich habe dich vermisst, Freund.«
    »Und ich dich. Also, was zur Hölle tust du hier?«, fragte Gavin.
    Die Freude über ihr Wiedersehen verschwand aus Corvans Gesicht. »Ich bin hergekommen, um den Gouverneur zu warnen, dass König Garadul hierhermarschiert. Seine Armee wird binnen fünf Tagen eintreffen, spätestens in einer Woche. Und sie haben Karris Weißeiche gefangen.«
    Gavin sog scharf die Luft ein. Karris gefangen?
    Es gab nichts, was er jetzt deswegen unternehmen konnte, selbst wenn es ihn innerlich schier zerriss. »Das von König Garadul wusste ich«, sagte er. »Nicht … das andere.«
    »Das dachte ich mir. Warum sonst solltest du hier sein?«, entgegnete Corvan.
    »Du denkst, er wird gleich nach dem Mittsommerfest angreifen?«, fragte Gavin.
    »Am Tag danach«, antwortete Corvan. »Die Ruthgari werden sich dann zurückgezogen haben, aber die parianischen Regimenter werden noch nicht gelandet sein.«
    Das hatte Gavin vermutet. Es ließ ihm so gut wie keine Zeit. »Ich kann nicht glauben, dass Gouverneur Crassos keine Nachricht über Garaduls Armee bekommen hat.«
    »Glaube es nicht. Er wusste Bescheid«, sagte Corvan. »Die Ruthgari haben sich frühzeitig zurückgezogen. Jetzt ist die

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