Schwarzes Prisma
Stadt nur noch mit einer Rumpfmannschaft besetzt, um sicherzustellen, dass sie alle wegkommen, bevor Garadul angreift. Warum sollten sie kämpfen, um die Stadt für die Parianer zu retten?«
»Bastarde«, knurrte Gavin.
»Und Feiglinge und Opportunisten.« Corvan zuckte die Achseln. »Was willst du diesbezüglich unternehmen?«
»Ich beabsichtige, diese Stadt zu halten.«
»Und wie hoffst du das zu bewerkstelligen?«, wollte Corvan wissen.
»Indem ich jemandem das Kommando übertrage, der Erfahrung mit aussichtslosen Situationen hat«, sagte Gavin.
Eine Pause, dann hob Corvan die Hände. »Oh nein. Das kannst du nicht machen. Es ist unmöglich. Lord Prisma, ich bin der feindliche General!«
»Und seit wann gesellen sich die Eroberten nicht gelegentlich zur Armee des Siegers?«, fragte Gavin.
»Nicht als Generäle. Nicht sofort.«
»Es sind sechzehn Jahre vergangen. Du bist ein Sonderfall«, sagte Gavin. »Corvan Danavis, dem beide Seiten des Kriegs des Falschen Prismas große Hochachtung entgegenbrachten. Der Mann, der den Krieg ehrenhaft beendet hat. Ein Mann von untadeliger Integrität und Intelligenz. Es ist viel Zeit vergangen, warum sollten die Menschen nicht glauben, dass wir das alles hinter uns gelassen haben?«
»Weil ich derjenige bin, der dir diese Narbe an der Schläfe verpasst hat, und du warst nicht allzu glücklich darüber. Und Gavins Männer haben meine Frau getötet.«
Gavin legte die Stirn in Falten. »Das lässt sich nicht bestreiten.«
»Du brauchst mich nicht«, sagte Corvan. »Du bist als Kommandeur selbst alles andere als eine Fehlbesetzung.«
Es war wahr. Gavin hatte gute Führung gesehen und sie lange genug praktiziert, um seine eigenen Fähigkeiten zu kennen. Er kannte auch seine Schwächen. »Wenn wir uns mit gleich starken Armeen und gleichen Voraussetzungen gegenüberstünden, ich natürlich ohne meine Magie, wer von uns beiden würde siegen, Corvan?«
Corvan zuckte die Achseln. »Wenn du einen guten Stab hättest und deine Feldkommandanten dir die Wahrheit sagen würden, denke ich, würden wir …«
»Corvan, ich bin das Prisma. Die Männer sagen mir nicht die Wahrheit. Ich frage sie, könnt ihr das tun? Und sie sagen ja, ungeachtet der Umstände. Sie wollen denken, dass die Tatsache, dem Prisma selbst zu gehorchen, ihnen auf magische Weise helfen wird, jedes Hindernis zu überwinden. Wenn ich nach Einwänden gegen meine mangelhaftesten Pläne frage, bekomme ich Schweigen. Es hat uns im Krieg Monate und mehrere Katastrophen gekostet, um ihnen das auch nur halbwegs abzugewöhnen. Diese Zeit haben wir jetzt nicht.« Es bedurfte einer bestimmten Art von Verstand, um genau zu begreifen, wie jeder Zweig seiner Streitmacht reagieren würde, mit welcher Art von Situationen sie fertig werden konnte und unter welchen Umständen sie in die Knie gehen würde. Gavin war gut darin. Er war gut darin, feindliche Kommandanten zu beurteilen, insbesondere jene, denen er begegnet war, und herauszufinden, was sie vielleicht tun würden.
Aber aufgrund von bruchstückhaften Berichten von Spähern rasch Entscheidungen zu treffen und Tausende von Männern verschiedener Waffengattungen ebenso rasch zu positionieren war etwas ganz anderes. Gavin verstand sich gut auf Männer und Magie. Corvan war ein Meister der Zahlen, der Zeit und der Taktik. Und vor sechzehn Jahren war er gewiss Gavins Meister in der Kunst des Betrugs gewesen. Das hatte sie zusammen unaufhaltsam gemacht.
»Nun, Rask hat gerade mein Dorf massakriert.« Corvan sagte es vollkommen leidenschaftslos. Er beschäftigte sich nicht mit seinem Zorn darüber, alle verloren zu haben, die er gekannt hatte; ihn beschäftigte vielmehr die Geschichte, die sich die Leute erzählen würden: Ich dachte, das Prisma und General Danavis hassten einander! Sie tun es, aber das Prisma brauchte einen General, und Danavis’ Dorf war gerade von König Garadul niedergemetzelt worden, er will Rache.
Es könnte funktionieren. Es würde seltsam erscheinen, aber nicht unglaubhaft. Es waren sechzehn Jahre vergangen.
»Also benutzen wir beide einander«, sagte Gavin. »Ich brauche dein taktisches Genie, du brauchst meine Armee, um Rache zu üben. Ich könnte dich offen überprüfen und klarmachen, dass ich dir nicht ganz traue.«
»Ich könnte vor den Männern über Herabsetzungen brummen. Nicht genug, um ihre Zuversicht zu untergraben, aber genug, um klarzumachen, dass ich mich mit dir nicht wohlgefühlt habe.«
»Es könnte funktionieren.«
»Es
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