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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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tut Ihr doch nicht«, sagte ein Mann.
    Der Oberfeldwebel zog eine Pistole und schoss ihm in den Bauch. »Wer ist der Nächste?«, brüllte er. Er deutete mit seiner anderen Pistole auf einen Mann, der einen großen hellblauen Sack trug.
    »Ich bin ein Bote!«, schrie der Mann.
    »Jetzt bist du ein Soldat«, rief Oberfeldwebel Delelo. Er nahm es entweder nicht wahr oder scherte sich einfach nicht um das Musketenfeuer, das rund um ihn herum einschlug und kleine Brocken Erde aufspritzen ließ. »Und jetzt Bewegung!«
    Der Mann ließ seinen Botensack fallen, packte Kips Muskete und rannte zusammen mit allen anderen los.
    Kip, der auf dem Boden lag, blieb mit den Leichen zurück. Als er wieder atmen konnte, berührte er die Seite seines Gesichts. Blut, graurote Brocken von … er wollte nicht darüber nachdenken. Was zählte, war die Tatsache, dass er frei war. Zumindest, bis der nächste Offizier die Feiglinge zusammentrommelte, die diesen Graben wieder füllten.
    Ihm blieb nicht viel Zeit. Wenn Kip zu viel nachdachte oder zu lange wartete, würde er sich nicht bewegen, und jetzt musste er sich bewegen. Der Oberfeldwebel hatte recht, dieser Graben lag nicht außerhalb der Schusslinie. Wenn Kip wartete, würde er getötet werden.
    Er wollte mehr von der Schlacht sehen und einen guten Plan schmieden. Er wusste nicht, wie gut er das, was er sah, würde beurteilen können, und er wusste nicht einmal, in welche Richtung er laufen sollte.
    Er schnappte sich den Botensack und warf ihn sich über die Schulter. Dann sah er das Wrack eines Wagens ein Stück weiter weg von der Mauer.
    Sind wir direkt daran vorbeigerannt? Kip hatte es nicht einmal bemerkt. Die Ochsen, die den Wagen gezogen hatten, waren verendet oder schrien vor Schmerz, blutüberströmt. Kip rannte zu dem Wagen.
    Als er ihn erreichte und sich in seinen Schatten duckte, stellte er fest, dass bereits zwei andere Männer auf die gleiche Idee gekommen waren. Sie sahen ihn mit großen, angsterfüllten Augen an. »Bewegung!«, rief er.
    Kip kletterte auf den Wagen und schaute sich um. Zuerst sah er nichts als Leichen. Mehrere Hundert vielleicht. Größtenteils konnte er kein Blut erkennen, also sah es fast so aus, als lägen da Menschen ausgestreckt und schliefen. Es waren keine besonders großen Verluste, wenn man bedachte, wie riesig die Armee war, ging es Kip durch den Kopf, aber der Anblick so vieler Toter war wirklich nichts, worüber er nachdenken wollte. Diese Menschen waren tot. Er hätte einer von ihnen sein können. Er konnte immer noch einer von ihnen werden.
    Er riss den Blick los und versuchte, nach etwas Nützlichem Ausschau zu halten. An manchen Stellen an der Mauer hatten König Garaduls Männer tatsächlich die Mauerkrone erreicht. Sie kämpften an drei oder vier Stellen, Verteidiger und Angreifer wurden gleichermaßen hinuntergeworfen, es gab Handgemenge, und überall stieg schwarzer Pulverdampf von Musketen und Pistolen auf.
    Links von Kip befand sich ein kleiner Hügel, der von der Mauer aus außerhalb der Reichweite der Musketen lag. Um den Hügel verteilt waren mehrere Hundert Reiter und Wandler. Vor dem Hügel schufen Wandler eine Brücke über den Bewässerungsgraben. Dann sah Kip, dass die sich zurückziehenden Bewohner Garristons die ursprünglich dort befindliche Brücke zerstört hatten. Dies hatte König Garaduls Fortschritt verlangsamt, wahrscheinlich deshalb, weil sie Halt gemacht hatten, um den Fall zu erörtern, statt einfach mit den Pferden durch den Graben zu preschen.
    Auf dem Gipfel des Hügels sah Kip Standartenträger und eine große Gestalt, bei der es sich möglicherweise um König Garadul selbst handelte. Er rief etwas und machte weit ausholende, lebhafte Bewegungen in Richtung Lord Omnichroms, der unverkennbar war, weil er im frühen Morgenlicht buchstäblich glühte.
    Kip begriff erst, dass er eine Entscheidung getroffen hatte, als er zu laufen begann. Er hob eine Muskete vom Boden auf und rannte weiter. Seine Rache war so nah.
    Als Kip sich dem Hügel näherte, gerieten die dort Versammelten in Bewegung, und Signalhörner wurden geblasen. Unmittelbar danach trabten die Pferde los. König Garadul rückte auf die Mauer vor – höchstpersönlich, und er ritt direkt auf das Tor der Mutter zu. Vertraute er darauf, dass seine Männer das Tor rechtzeitig öffnen würden, wenn er dort ankam, oder war er einfach ein Idiot?
    Kip war bereits auf halber Höhe des Hügels, als er eine Frau sah, deren Gestalt ihm bekannt vorkam. Er hielt

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