Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
kamen kurzfristig tatsächlich den Verteidigern zugute. Sie waren wie eine Böschung breit genug, um jeden zu behindern, der mit Sturmleitern auf die Mauer vorrückte, und zu unübersichtlich, um den Angreifern einen direkten Ansturm zu gestatten. Am Ende würden König Garaduls Männer dahinterkommen, welche Stellen stabil waren und wie viel Gewicht sie tragen konnten, aber bis dahin töteten und verlangsamten die einstürzenden Gebäude die Männer, die die Mauer attackierten.
    Während Karris näher heranritt, erschienen auf der Mauerkrone zum ersten Mal Unmengen von Wandlern. Die Mauer war nicht hoch, aber sie war so breit, dass die Verteidiger sich mit großer Geschwindigkeit über die Krone bewegen konnten, und sie hatten König Garaduls Kavallerie kommen sehen.
    Rote und Infrarote arbeiteten zusammen von der Mauerkrone aus, wobei einer klebriges, brennbares Gelee auf die Angreifer hinabwarf und der andere es in Brand steckte. König Garadul hatte an der Vorderseite eine Reihe eigener Wandler, blaue und grüne, die versuchten, die Brandsätze im Flug aufzuhalten und auf die Mauer zurückzuschleudern. Rote warfen ihr eigenes Luxin zu den Verteidigern auf der Mauer hinauf, obwohl Garaduls Mannschaften nicht so gut darin waren, das Luxin jedes Mal zu entzünden. Auf beiden Seiten taten Musketenschützen ihr Bestes, die Zahl der feindlichen Wandler zu reduzieren.
    Die Verteidiger gewannen die Oberhand, aber es waren einfach so viele Angreifer, dass Karris sich nicht vorstellen konnte, dass sie lange durchhalten würden. Und warum hatte König Garadul jetzt seine Kavallerie hierhergebracht? Direkt an der Mauer verloren sie ihre Manövrierfähigkeit und gaben leichte Ziele für die Blauwandler auf der Mauerkrone ab, die hinter den Zinnen hervorsprangen, einige blaue Dolche abschossen und sich dann wieder wegduckten.
    Karris brauchte nichts anderes zu tun, als sich durch die Menge zu drängen – nicht schwer, wenn man beritten war –, eine Muskete zu stehlen, lange genug am Leben zu bleiben, um in die Nähe von König Garadul zu kommen, und ihm den Kopf wegzuschießen. In der Hitze, der Verwirrung und der Kakophonie der Schlacht war es durchaus möglich, dass niemand den tödlichen Schuss, der von hinten kam, überhaupt wahrnehmen würde.
    Karris hörte jemanden hinter sich brüllen, und es war irgendwie anders als die übrigen Schreie. Sie drehte den Kopf, noch immer vornübergebeugt über ihr galoppierendes Pferd. Ein Dutzend Spiegelmänner folgte ihr auf ihren gigantischen Streitrössern. Ihr Herz krampfte sich zusammen.
    Also würde die subtile Methode nicht funktionieren.
    Sie zog abermals an den Augenkappen. Die Haut an ihrem Augenwinkel riss auf, aber sie war keinen Schritt weitergekommen bei dem Bemühen, die verdammten Dinger abzunehmen. Wenn sie wandeln könnte, hätte sie eine Chance. Mit Mühe kämpfte sie die jähe Flut roten Zorns nieder.
    Achtzig Schritte entfernt sah sie eine Reihe von Musketenschützen nachladen. Sie suchte in der Menge nach jemandem mit einem Steinschlossgewehr – ein Luntenschlossgewehr würde hier nicht funktionieren. Dann verlangsamte sie ihr Pferd, um den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, beugte sich genau in dem Moment vor, als einer der Offiziere fertig nachgeladen und die Muskete an die Schulter gehoben hatte, und riss sie ihm aus den Händen.
    Hauptmann Eisenfaust hatte sie häufig für ihr artistisches Reiten getadelt, dafür, dass sie Dinge geübt hatte, von denen sie beide wussten, dass sie zu nicht mehr dienten, als die Rekruten der Schwarzen Garde zu beeindrucken. Eine Vision des großen Mannes, wie er in erheiterter Kapitulation den Kopf schüttelte, ging ihr in genau dem Moment durch den Sinn, als sie die Muskete in den Sattelhalter steckte. Sie trug dieses verdammte Kleid, das sie halb nackt machte und halb jede Bewegungsfähigkeit einschränkte. Karris riss die Füße aus den Steigbügeln, drehte das Handgelenk hinter den Rücken, um den Hinterzwiesel des Sattels fest packen zu können, klemmte die Zügel unter dem Sattelknauf fest und saß ab, während das Pferd weitergaloppierte. Sie landete auf dem Boden, sprang wieder hoch, drehte sich und spürte, wie die Ärmel ihres Kleides zerrissen. Sie hatte dies immer mit einem besseren Hinterzwiesel geübt, aber sie hatte auch mit größeren Pferden geübt, und sie katapultierte sich fast über den Sattel dieses Pferdes hinweg, als sie wieder aufsaß. Es dauerte eine halbe Sekunde, aber dann saß sie wieder im

Weitere Kostenlose Bücher