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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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verdunkelter Haut und schmutzigen Kleidern taumelten umher, und einige von ihnen bluteten aus den Ohren. Ein Mann trug seinen linken Arm in der rechten Hand und wirkte verwirrt, während Blut aus seiner zerfetzten Schulter quoll.
    Soldatentrupps formierten sich jetzt und rannten auf die Mauer zu. Andere hielten sich zurück und feuerten mit ihren Musketen auf die Geschützstellung, aber Kip sah niemanden auf der Mauer das Feuer erwidern.
    Jemand rief Kip etwas zu. Gut, er konnte also hören. Er drehte sich um.
    Er kannte den Soldaten nicht, der vor ihm stand. »Ins Glied, Soldat!«, schrie der Mann. »Beweg dich!«
    Sie hielten ihn für einen Soldaten, weil er eine Muskete hatte. Aber andererseits war das angesichts seiner von Schießpulver geschwärzten Kleider kein Wunder.
    »Komm schon, Soldat, wir haben eine Stadt einzunehmen!«
    Bei dem Mann waren mindestens zwanzig Soldaten, und einzig der Offizier trug eine richtige Uniform. Kip warf Karris einen Blick zu. Sie schwankte hin und her und hielt sich die Augen zu, als sei sie blind, nur eine von vielen verletzten Frauen. Kip begriff, dass man sie, wenn man die violetten Kappen über ihren Augen entdeckte, sofort gefangen nehmen … oder auf der Stelle töten würde. Mit diesem Kleid war es das Beste, dafür zu sorgen, dass man ihr nicht länger als notwendig Aufmerksamkeit schenkte.
    Wenn Kip sich weigerte, würde der Mann ihn ohne viel Federlesens exekutieren. »Ja, Herr!«, sagte Kip. Er schloss sich den Reihen an, schaute zu Karris hinüber, suchte einmal mehr nach Liv und sah sie nicht, dann rannte er mit den Soldaten auf die Stadt zu und auf das Krachen von Schüssen und das Aufblitzen von Magie.

81
    Gavin drückte die Schultern durch und stellte sich seinen Anklägern. Eine Halle im Travertin-Palast. Es war nicht direkt der Ort, den er sich für seinen Tod ausgesucht hätte, aber er nahm an, es war besser als irgendein Kerker. Besser als das, was ich dir gegeben habe, Gavin. Zumindest konnte er sich dem hier mit Würde stellen.
    »Was wollt Ihr?«, fragte er scharf.
    »Wir wissen, was Ihr tut«, antwortete Usef Tep. »Herr.« Das »Herr« kam mit Verspätung. Das tat es bei dem Purpurnen Bären immer.
    Samila Sayeh trat vor und legte Usef eine Hand auf den fleischigen Arm. »Wir sind zusammen hergekommen, um Euch aufzuhalten, Gavin Guile.«
    »Und wie beabsichtigt Ihr das zu tun?«, fragte Gavin.
    »Indem wir uns freiwillig melden.«
    Wie bitte? Gavin, der drauf und dran war, alles zu wandeln, was er in sich hatte, hielt inne. Versuchte, sich seine idiotische Verblüfftheit nicht anmerken zu lassen.
    »Es ist nobel, Lord Prisma, aber es ist nicht weise.«
    Was? Nun, manchmal, wenn man nicht wusste, wovon zur Hölle jemand redete, war es das Beste, einfach mitzuspielen.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon zur Hölle Ihr redet«, erwiderte Gavin. Hoppla.
    »Die Befreiung ist der heiligste Augenblick im Leben eines Wandlers«, sagte Samila. »Ihr versucht, das für uns zu bewahren. Und dafür sind wir Euch dankbar. Aber wir sind Krieger. Wir alle haben im Krieg der Prismen gekämpft. Wir sind bereit, abermals zu kämpfen.«
    »Ich sterbe heute«, erklärte Usef. »Es ist meine Pflicht, ein Ende zu machen, und das akzeptiere ich. Aber ich habe keine Geduld für dieses ständige Orholam hier, Orholam da. Ich würde lieber im Kampf sterben.«
    »Lord Prisma«, meldete Samila Sayeh sich abermals zu Wort, »wir müssen die Stadt lange genug halten, damit alle fliehen können. Das Halten der Mauern ist ein Todesurteil. Warum überlasst Ihr es nicht uns? Wir sind ohnehin tot.«
    Ihre Vorschläge hatten Gavin einige Sekunden Zeit zum Nachdenken gegeben, Zeit, das Gleichgewicht wiederzufinden. »Wenn ich Euch dort hinausschicke, werdet Ihr alle den Halo durchbrechen. Das ist der Grund, warum Ihr hier seid. Nächstes Jahr werdet Ihr für ihn kämpfen, und ich werde Euch gegenübertreten müssen. Sie töten ihre Farbwichte nicht. Es sind nicht nur Eure Seelen, über die wir hier sprechen. Es ist Euer Verstand. Und Ihr habt recht, Ihr seid alle Krieger. Das macht Euch um ein Zehnfaches gefährlicher, wenn Ihr brecht.«
    »Wir werden in Gruppen kämpfen. Jeder mit einer Pistole und einem Messer. Wenn wir brechen, werden wir es machen wie die Schwarzgardisten.«
    Wenn einem Kameraden auf dem Schlachtfeld der Halo brach, betrachteten die Schwarzgardisten den Betreffenden als tot – und tatsächlich, dieses Ereignis machte eine Person im Allgemeinen für einen Moment

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