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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Kip ignorierte ihn.
    Kip hatte gesehen, wie der andere Rotwandler und dessen Lehrling Zymun Feuerbälle aus dem Stand geworfen hatten. Sie waren von dem Rückstoß der wuchtigen Wurfgeschosse zurückgeschleudert worden, aber sie hatten die Würfe nicht allein mit Körperkraft ausgeführt. Kip stellte sich vor, dass die Magie aus ihm hervorzuckte, wie sie es bei den Roten getan hatte. Luft vor ihm verfestigte sich, funkelte in verschiedenen Grüntönen von Meeresgischt über Minzgrün bis hin zu Tannengrün und nahm die Form einer Speerspitze an.
    Mit einer Explosion von Energie schoss sie davon. Kip fühlte sich, als hätte er eine mit zu viel Pulver geladene Muskete abgefeuert. Er ging taumelnd zu Boden. Schlimmer noch, er verfehlte sein Ziel. Der grüne Speer raste weit hinter dem galoppierenden Spiegelmann durch die Luft. Die Waffe krachte in eine der wenigen stehenden Mauern eines der ausgebrannten Häuser. Die Mauer stürzte in einer Aschewoge ein.
    Kip rappelte sich hoch, um es erneut zu versuchen, aber noch während die Luft vor ihm grün zu funkeln begann, bemerkte er aus dem Augenwinkel etwas Rotes. Er drehte sich zu dem Rotwandler um – zu langsam. Etwas Heißes schoss durch seine Hände, sprengte das grüne Luxin auseinander, das er gesammelt hatte, und verbrannte ihn.
    Der Rotwandler kam auf ihn zu; er war inzwischen vom Pferd gestiegen und näherte sich ihm mit ruhigem Schritt, während erneut Rot in seine Hände hinabwirbelte. Kip hob die Hände, wie er es hundert Mal getan hatte, wenn Ram gedroht hatte, ihn zu schlagen. Diesmal formte sich ein grüner, durchscheinender Schild, der ihn von Kopf bis Fuß bedeckte. Das Gewicht des Schildes ruhte auf dem Boden.
    Der Rotwandler ließ einen Finger vorschnellen. Ein Funke schoss heraus und zog einen langen roten Schwanz hinter sich her. Der Funke traf auf Kips Schild und brannte schwach, während sein roter Schwanz bis zu dem Wandler zurückreichte. Kip geriet in Panik und wich zu einer Seite aus, wobei er den Schild nur deshalb mit sich trug, weil er an seinen Armen befestigt war. Ein viel größeres rotes Wurfgeschoss kam brüllend von dem Rotwandler auf ihn zu. Es folgte dem Schweif zu dem Funken und bog sich mitten in der Luft entlang dieser Linie.
    Kip wurde von den Füßen gerissen und ein Dutzend Schritt weit zurückgeschleudert. Er spürte, wie der grüne Schild brach, als bestünde dieser aus seinen eigenen Knochen.
    Er erhob sich gerade rechtzeitig aus dem Schmutz, um zu sehen, dass einer der Spiegelmänner, die Sanson verfolgten, sein langes, gebogenes Reiterschwert hob und in vollem Galopp herabsausen ließ. Kip konnte Sanson nicht sehen, aber die Spiegelmänner zügelten ihre Pferde, und der zweite Reiter fasste seine Lanze anders und stach damit einmal, zweimal nach unten – unbeteiligt, beinahe gelangweilt.
    Beide Spiegelmänner entspannten sich wie Männer, die ihr Werk vollendet hatten, und Kip wusste, dass Sanson tot war.
    Er rollte sich herum. Der Rotwandler stand über ihm. Kip war ein wenig überrascht, wie gewöhnlich der Mann aussah. Ein längliches Gesicht, dunkle Augen, grob geschnittenes Haar, schiefe Zähne, die von seiner Grimasse entblößt wurden. Er würde Kip töten, aber ohne Leidenschaft. Nur ein Mann, der Befehle befolgte.
    Bevor Kip noch ein weiteres Mal Magie sammeln konnte, umfing der Wandler Kips Arme in einem roten Schlamm, klebrig und dick. Kip konnte sich nicht bewegen.
    Der Wandler hob den Blick seiner bebrillten Augen einmal mehr der aufgehenden Sonne entgegen, und Magie kreiselte wie Rauch in seine Arme hinab und erfüllte ihn mit Macht für den tödlichen Schlag. Ein intensiv indigoblauer Punkt erschien auf seinem Ohr und dann über seiner Schläfe, als er den Kopf bewegte, als ließe jemand einen einzelnen Lichtstrahl aus einer Laterne dringen und richtete diesen Lichtstrahl aus dem Wald heraus auf …
    Ein Brüllen folgte, nur für den Bruchteil einer Sekunde, als stünde Kip wieder am Fuß des Wasserfalls. Etwas Riesiges, Gelbes rammte sich so schnell und so hart in den Rotwandler, dass es schien, als sei der Mann verschwunden. Sein Körper wurde in die Luft geschleudert, zerrissen von der Wucht des Aufpralls. Der rote Luxin-Schlamm, der Kip festhielt, zerfiel zu Staub.
    Kip erhob sich und betrachtete voller Entsetzen das, was ein Mann gewesen war. Das Rot der Kleider des Wandlers vermischte sich jetzt mit dessen eigenem Blut, Magie und Gewalt verschmolzen miteinander. Vom Oberkörper war nur noch Brei

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