Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
immer litt, seinetwegen.
    Wenn Gavin nach Rekton ging, würde er sich dieser Verrückten stellen müssen, Lina. Er würde sich ihrem Sohn Kip stellen müssen und ihm sagen, dass er nicht sein Vater war: Tut mir leid, du bist immer noch vaterlos. Ich habe keine Ahnung, wovon deine verlogene Schlampe von Mutter redet.
    Das würde zweifellos gut ankommen. Außerdem würden sie Rask Garaduls Armee nahe sein, so dass Karris ihre Befehle öffnen würde, und dann würde alles schnell sehr schmutzig werden.
    Gavin brauchte nur zu sagen: »Ich habe meine Befehle.« Karris würde es verstehen. Sie war immer pflichteifrig gewesen. Gewissenhaft.
    Aber du bist nicht Karris. Dies ist nicht ihre Prüfung.
    Er öffnete den Mund, um es zu sagen, und es schmeckte nach Feigheit. Er konnte die Worte nicht zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hindurchzwingen.
    »Lass uns nachsehen«, sagte Gavin. Er neigte den Kondor seitwärts und bemerkte, dass er seine Entscheidung keinen Moment zu früh getroffen hatte. Es würde eine knappe Sache sein, aus der Lücke zwischen den Bergen herauszukommen.
    Karris drückte ihm die Hand, und ihre Augen funkelten, diese jadegrünen Augen mit roten Diamanten darin. Aus irgendeinem Grund traf ihn ihre Freude tiefer, als jede Enttäuschung es vermocht hätte. Die Freude war eine Erinnerung an sechzehn Jahre Freude, die er ihr hätte schenken sollen, eine gestohlene Freude. Mit zugeschnürter Kehle wandte er sich ab.
    Die Berge ragten vor ihnen auf, und zum ersten Mal begriff Gavin, wie schnell sie sich bewegten. Hier bestand keine Hoffnung auf eine halbwegs glimpfliche Bruchlandung wie über Wasser. Wenn die Aufwinde, die er erwartet hatte, nicht bald über ihren Flügel griffen, würden er und Karris einen großen, dunkelroten Fleck auf dem Antlitz dieser Felsen hinterlassen.
    Orholam, wenn überhaupt kein Wind weht, dann gibt es auch keinen Aufwind, oder?
    Er begann ein rotes Kissen zu wandeln – hoffnungslos, denn er wusste, wie groß er es auch machte, es würde bei dieser Geschwindigkeit nicht ausreichen –, als der Aufwind sie ergriff. Sie wurden himmelwärts geschleudert, die Flügel des Kondors aufs Stärkste beansprucht.
    Karris stieß einen Jubelschrei aus.
    Die Gewalt dieses Aufwindes war unglaublich. Es war schwer einzuschätzen, wie schnell sie aufstiegen, aber Gavin kürzte die Flügel des Kondors, sowohl um den Druck von ihnen zu nehmen als auch deshalb, weil Rekton nicht so weit entfernt war, dass sie eine so große Höhe brauchten. Je höher sie waren, umso besser konnte man sie sehen. Aber es brachte ihn auf eine Idee. Mit all der Höhe, die er hier an den Bergen gewinnen konnte, war die Reichweite des Kondors erheblich größer, als er vermutet hatte.
    Es war ein Gedanke für einen anderen Zeitpunkt. Im Augenblick bestand das Problem darin, so tief unten zu bleiben, dass nicht ganz Tyrea sie sehen konnte, und ein wenig von der ungeheuren Geschwindigkeit zu verlieren, die sie aufgebaut hatten. Er wandelte eine Haube aus dem gleichen blauen Luxin, das er für sich selbst benutzt hatte, als er von der Chromeria gesprungen war. Sie öffnete sich im Fahrtwind schlagartig, riss sowohl ihn als auch Karris nach hinten und wurde selbst vom Wind zerfetzt.
    Als sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatten, versuchte Gavin es noch einmal. Grün diesmal und viel kleiner. Er band die Haube an das Luxin des Kondors, so dass sie ihn nicht zerriss. Es funktionierte, mehr oder weniger. Sie wurden ein wenig langsamer. Dafür ging es jetzt viel flotter nach unten. Gavin mühte sich, die Flügelspanne wieder auszudehnen.
    »Was kann ich tun?«, rief Karris.
    Gavin fluchte. Er hatte kaum angefangen, mit Veränderungen der Flügel des Kondors zu experimentieren. Bei all seinen Versuchen hatte er sich lediglich auf die eine oder die andere Seite gelegt und sich gefangen, bevor er auf dem Boden oder auf Wasser aufsetzte. Ächzend vor Anstrengung hob er den vorderen Rand der Flügel gen Himmel. Nach oben ausrichten, um nach oben zu fliegen, richtig?
    Es war genau das Falsche. Sie neigten sich scharf nach unten. Als er die Flügel wieder gerade gerichtet hatte, bewegten sie sich senkrecht nach unten. Schlimmer noch, die Plötzlichkeit ihres Absinkens bedeutete, dass er mit den Füßen jeden Halt verlor. Er hatte keinen Hebel, gegen den er drücken konnte, um die Flügel zu beeinflussen. Er warf Luxin gegen die Flügel, um seinen Körper nach unten zu zwingen, aber die Eukalyptusbäume unter ihm wurden sehr

Weitere Kostenlose Bücher