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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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er würde ein Grünwandler werden. Er hatte seine Zukunft gesehen: Tod oder Wahnsinn und dann Tod.
    Gavin schaute jäh wieder zu Kip hinüber. Er machte Anstalten zu sprechen, brach ab und sagte dann: »Wenn du wandelst, verändert es deinen Körper, und dein Körper deutet diese Veränderung als Schaden – er heilt, was er kann, aber es ist stets ein verlorener Kampf, wie das Altern. Die meisten männlichen Wandler schaffen es bis vierzig. Bei Frauen liegt der Durchschnitt bei fünfzig.«
    »Dann tötet die Chromeria uns, oder wir werden wahnsinnig?«
    Gavins Züge verhärteten sich. »Du lässt dich von deinen Gefühlen übermannen. Ich glaube, du bist noch nicht bereit.«
    »Nicht bereit?«, fragte Kip. Gavin hatte recht, und Kip wusste es. Er konnte sich kaum noch beherrschen. Er sollte einfach den Mund halten, aber er konnte sich nicht bezähmen. »Ich war nicht bereit dafür, dass alle, die ich kannte, ermordet wurden. Ich war nicht bereit dafür, einige Reiter aufzuspießen und über einen Wasserfall zu springen. Worte sind nichts … Sobald wir nicht mehr nützlich sind, müssen wir uns umbringen?« Warum brüllte er? Warum zitterte er? Orholam, er hatte bei seiner Seele geschworen, einen König zu töten. War er bereits wahnsinnig?
    »Etwas in der Art.«
    »Das, oder wir verwandeln uns in einen Farbwicht?«, fragte Kip.
    »Das ist richtig.«
    »Nun, ich schätze, wir haben über meine Zukunft gesprochen«, sagte Kip voller Bitterkeit. Er wusste, dass er unverschämt war, aber er konnte sich nicht bremsen.
    »Das war es nicht, was ich gemeint habe, und das weißt du auch«, entgegnete Gavin.
    »Wie wollt Ihr wissen, was ich weiß, Vater?«
    Es war, als beobachte man, wie eine Feder emporschnellte. In der einen Sekunde saß das Prisma Kip gegenüber auf der anderen Seite des Feuers. In der nächsten stand er direkt vor Kip, den Arm zurückgezogen. Und wieder eine Sekunde später schlug Kip auf dem Sand auf, in seinem Kopf klingelte es von dem Schlag, den Gavin ihm mit der flachen Hand versetzt hatte, sein Hintern war zerkratzt, weil er von seinem Baumstamm gerutscht war, und aller Atem war aus seiner Lunge gewichen.
    »Du bist durch die Hölle gegangen, also habe ich dir gegenüber mehr Nachsicht gezeigt, als ich das bei irgendeinem anderen Mann getan hätte. Du wolltest wissen, wo die Grenze ist? Du hast sie gefunden.«
    Kip schnappte nach Luft. Sand klebte an den feuchten Winkeln seines Mundes. Er rieb ihn weg. Nur Sabber, kein Blut. »Bei Orholams Eiern!«, sagte er. »Nein, was habe ich denn da gefunden? Eine Grenze! Ich bin der größte Entdecker seit Ariss, dem Navigator!«
    Gavin zitterte, und sein Gesicht war eine Maske. Obwohl er mit dem Rücken zu ihrem Feuer stand, konnte Kip Rauchkringel aus rotem Luxin sich in seine Augen stehlen sehen.
    »Was werdet Ihr tun? Mich schlagen?«, fragte Kip scharf. Es war nur Schmerz.
    Manchmal hasste Kip sich selbst dafür, wie er Schwäche sah. Das Prisma bedrohte ihn, und das Erste, was Kip sah, war die Leere der Drohung. Gavin konnte ihn genau deshalb nicht schlagen, weil Gavin ein guter Mann war und Kip schutzlos.
    Gavins Miene wurde für einen Moment mordlüstern, dann trat stattdessen simple Intensität in seine Züge. Ein kaum merkliches Aufflackern von Erheiterung. »Atme tief ein«, bemerkte er leise.
    »Was?«
    Das Prisma bewegte fast unmerklich eine Hand, als verscheuche er eine Fliege. Ein Klecks roten Luxins flog aus seiner Hand und spritzte auf Kips Mund. Kip atmete durch die Nase tief ein, bevor sich das Luxin ausbreitete und auch seine Nase bedeckte. Dann wickelte es sich um seinen Hinterkopf, breitete sich über seinen Schädel aus und verfestigte sich. Nur Kips Augen blieben unbedeckt, während Mund und Nase vollkommen blockiert waren. Er konnte nicht mehr atmen.
    Gavin sagte: »Du erinnerst mich an meinen Bruder. Als wir Kinder waren, konnte ich gegen ihn niemals gewinnen. Und wenn ich es doch tat, fand er einige herablassende Worte des Lobes für mich, und ich fragte mich, ob er mich hatte gewinnen lassen. Du siehst die Risse in Dingen? Schön. Es ist Beweis genug dafür, dass du ein Guile bist. Unsere ganze Familie hat diese Fähigkeit. Mich eingeschlossen. Denk darüber nach, Kip: Eine Menge meiner Probleme würden sich in Luft auflösen, wenn ich diese Maske auf deinem Gesicht ließe, bis du tot bist. Du solltest es dir genau überlegen, bevor du versuchst, das Gewissen eines Mannes gegen ihn zu benutzen. Es könnte sich herausstellen, dass

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