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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Promachos ernannt. Zum absoluten Herrscher in Kriegszeiten. Das macht alle nervös, für den Fall, dass der Promachos beschließt, dass der ›Krieg‹ für immer währt.«
    »Aber Ihr … habt es aufgegeben?« Es war eine blöde Frage, begriff Kip.
    Doch Gavin lächelte. »Und, Wunder über Wunder, ich bin nicht ermordet worden. Die Schwarze Garde beschützt nicht nur das Prisma, Kip. Sie beschützt die Welt auch vor dem Prisma.«
    Orholam. Gavins Welt klang gefährlicher als das, was Kip gerade verlassen hatte. »Also werdet Ihr mich lehren zu wandeln?«, fragte er. Es war die beste aller Welten. Er würde lernen, was er lernen musste, ohne allein auf einer fremden Insel abgesetzt zu werden. Und wer konnte das Wandeln besser unterrichten als das Prisma persönlich?
    »Natürlich. Aber zuerst müssen wir einige Dinge erledigen.«
    Kip betrachtete sehnsüchtig den Strang Würstchen, den Gavin noch in der Hand hielt. »Wie zum Beispiel mehr essen?«

26
    Am Mittag des nächsten Tages hatte Kip seine Neckereien über ein schnelles Boot zur Gänze heruntergeschluckt. Sie flogen mit sinnverwirrender Geschwindigkeit über die Wellen, und Gavin hatte das Boot umschlossen und etwas über diese Frau und ihre Ideen vor sich hingemurmelt, so dass sie jetzt trotz der Geschwindigkeit reden konnten.
    »Du hast also Grün benutzt«, sagte Gavin, als sei es normal für ihn, sich hart nach vorn zu lehnen, die Haut vollkommen rot, die Füße festgeschnallt, die Hände an zwei durchscheinenden blauen Rohren, durch die er Pfropfen von rotem Luxin ins Wasser jagte, schweißglänzend, die Muskeln knotig hervorgetreten. »Das ist eine gute Farbe. Jeder braucht Grünwandler.«
    »Ich denke, ich kann auch Hitze sehen. Und Meister Danavis sagte, ich sei ein Superchromat.«
    »Was?«
    »Meister Danavis war der Färber in der Stadt. Manchmal habe ich ihm geholfen. Er hatte Mühe, die Rottöne so gut zusammenzufügen, wie es dem Ehemann der Alkaldesa gefiel.«
    »Corvan Danavis? Corvan Danavis hat in Rekton gelebt?«
    »J-ja.«
    »Schlank, um die vierzig, Schnurrbart, ein paar Sommersprossen und rote Strähnen im Haar?«
    »Kein Schnurrbart«, erwiderte Kip. »Ansonsten zutreffend.«
    Gavin fluchte leise.
    »Ihr kennt unseren Färber?«, fragte Kip ungläubig.
    »Das könnte man sagen. Er hat im Krieg gegen mich gekämpft. Neugieriger macht mich jedoch deine Bemerkung, dass du Hitze sehen kannst. Sag mir, wie du das tust.«
    »Meister Danavis hat mich gelehrt, aus den Augenwinkeln zu sehen. Wenn ich das tue, leuchten Menschen manchmal, vor allem ihre nackte Haut, ihre Achselhöhlen und … Ihr wisst schon.«
    »Die Lenden?«
    »Richtig.« Kip räusperte sich.
    »Blende mich«, sagte Gavin mit einem leisen Lachen.
    »Was? Was soll das heißen?«
    »Das werden wir später sehen.«
    »Später? Ihr meint, in einem Jahr oder zweien? Warum reden alle Erwachsene mit mir, als sei ich dumm?«
    »Ein akzeptabler Einwand. Wenn du nicht ein wahrhaftes Ungeheuer bist, bist du wahrscheinlich ein diskontinuierlicher Bichromat.«
    Kip blinzelte. Ein was was? »Ich sagte, ich sei nicht dumm; das heißt aber nicht, dass ich allwissend bin.«
    »Und ich meinte später am heutigen Tag«, sagte Gavin.
    »Oh.«
    »Es gibt zwei spezielle Fälle beim Wandeln – nun, es gibt jede Menge spezieller Fälle. Orholams große, verdammte … ich habe nie versucht, Anfänger zu unterrichten. Hast du dich jemals gefragt, ob du nicht die einzige reale Person auf der Welt bist, während alles andere und jeder andere nur Einbildung sind?«
    Kip errötete. Zu Hause hatte er sogar versucht, aufzuhören, sich Ram vorzustellen, und gehofft, der Junge würde einfach aufhören zu existieren. »Ich schätze, ja.«
    »Schön, das ist die erste Liebelei eines knabenhaften Geistes mit dem Egoismus. Nichts für ungut.«
    »Kein Problem.« Da ich keine Ahnung habe, was du gerade gesagt hast.
    »Es ist reizvoll, weil es deine eigene Bedeutung betont und dir gestattet zu tun, was zur Hölle du tun willst, und es kann nicht widerlegt werden. Bei der Unterweisung im Wandeln stößt man auf das gleiche Problem. Ich werde an dieser Stelle annehmen, dass du akzeptierst, dass andere Menschen existieren.«
    »Klar. Ich habe keine große Lust, mich selbst zu unterweisen«, sagte Kip. Er grinste.
    Gavin spähte in die Weite der See. Er hatte zwei Linsen etwa eine Ärmellänge voneinander entfernt auf dem Verdeck montiert, durch die er nun blickte. Er musste etwas gesehen haben, weil er das Boot

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