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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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rotes Luxin normalerweise vollkommen sauber verbrannte. Was das betraf, so schien jede von dem schwachen Licht beleuchtete Oberfläche ebenfalls geschwärztes Luxin zu sein.
    Aber das große Ei beanspruchte Karris’ gesamte Aufmerksamkeit. Über zwei Meter hoch war es außen komplett feuergeschwärzt – außer dort, wo Karris es aufgeschlagen hatte. Jetzt sickerte rotes Luxin wie Teer aus dieser Wunde. Ein halbes Dutzend Röhren schlängelten sich von dem Ei weg in alle Richtungen und verschwanden in der ebenfalls geschwärzten Decke. Die versengten Leichen von einem Dutzend von König Garaduls Soldaten lagen im Raum verteilt.
    »Was zur Hölle?«, murmelte Karris. Sie hob ihr Schwert, um das Ei aufzuschlagen.
    Das Ei explodierte, bevor sie es berühren konnte. Ein großer Teil der Vorderseite prallte gegen sie, und die geschwärzte Schale barst über ihrem kaum erhobenen linken Arm, ihrer Brust, ihrem Bauch und ihren Beinen. Sie verlor das Gleichgewicht, stolperte und spürte mehr, als dass sie es sah, wie eine Gestalt rückwärts aus dem Ei schoss, noch während die Schale sich über ihr verstreute.
    Statt zu versuchen, sich zu fangen, ließ Karris sich bewusst fallen. Sie rollte sich ab, zog ihren Ataghan ein, um sich nicht selbst aufzuspießen, und griff an. Es gab kein Zögern. Eisenfaust hatte Karris diese Lektion jahrelang eingehämmert: Wenn du angegriffen wirst, gehst du sofort zum Gegenangriff über. Die Geschwindigkeit dieses Schlages war häufig der einzige Vorteil, den man hatte. Vor allem, wenn man klein war. Vor allem, wenn man eine Frau war. Vor allem, wenn man seine Brille nicht trug und der andere Wandler es sehr wohl tat.
    Karris’ Angreifer war bis zur Wand zurückgewichen. Er stand da, und lebende Locken aus rotem Luxin umgaben wie riesige Knoten seine Hände. Karris kannte diese Konstruktion. Wenn man wusste, was man tat, konnte man zusätzliches offenes Luxin außerhalb seines Körpers halten. Diese Knoten aus offenem Luxin konnten jede Form annehmen, die man ihnen geben wollte, und man konnte sie jederzeit fortschleudern. Der Mann stand da wie ein ausgebildeter Kämpfer: die linke Seite Karris zugewandt, die linke Hand erhoben, um einen Angriff abzublocken, aber doch so angespannt, um auch angreifen zu können, die rechte Hand höher und zurückgezogen, das rechte Knie gebeugt, so dass es den größten Teil seines Gewichtes trug. Selbst bei Karris’ Geschwindigkeit im Wandeln und der großen Menge roten Luxins, das das rote Licht in ihre Augen zurückwarf, kostete es einige Zeit, einen Angriff aufzubauen, und er war ihr gegenüber im Vorteil. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, die Entfernung zwischen ihm und ihr zu überwinden, bevor er sie tötete.
    Seine linke Hand schnellte vor, von links nach rechts, tief. Rotes Luxin tropfte auf den Boden, um sie aufzuhalten. Das hatte sie erwartet und trippelte über die klebrigen Bereiche hinweg. Seine Hand schnellte dreimal scharf vor. Drei Kugeln, eine jede faustgroß, peitschten von rechts nach links. Karris wich der ersten und der zweiten aus, aber die dritte traf sie, als sie wieder trippeln musste, um nicht auf einen weiteren klebrigen Fleck auf dem Boden zu treten. Die Kugel krachte ihr auf der linken Seite hart in die Rippen und zerplatzte dann. Sie drehte sich mit, bekam ihn in Reichweite und holte mit ihrem Ataghan nach ihm aus.
    Der Rotwandler begegnete ihrem sich senkenden Schwert mit Schicht um Schicht von rotem Luxin. Gehaltenes Luxin, selbst rotes Luxin, konnte durch die Willenskraft des Wandlers ein gewisses Maß an Starrheit annehmen, aber rotes Luxin konnte niemals Stahl aufhalten. Es war, als kämpfe man mit Wasser gegen ein Schwert.
    Doch dies war nicht nur ein wenig gehaltenes rotes Luxin. Es war nicht so, als schlage man ein Schwert in stehendes Wasser. Es war, als stünde man unter einem Damm, wenn die Fluttore geöffnet wurden. Es war nur Wasser, aber die Geschwindigkeit und Menge dieses Wassers konnte einen Mann von den Füßen reißen. Ebenso verlangsamte Karris das rote Luxin, das sie traf, verlangsamte sie noch weiter und brachte sie schließlich vollkommen zum Stillstand.
    Das Gesicht des Rotwandlers erbleichte, als das Luxin aus ihm hinausfloss. Als Nächstes nahmen sein Hals und seine Brust wieder ihren natürlichen Ton an, während die Sturzflut anhielt. Dann seine muskulösen Schultern, als das Luxin aus seinem Körper von den Augen bis in die Extremitäten erbleichte. Sie begriffen beide gleichzeitig, dass ihm

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