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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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hoch, aber er verstand nicht, was der große Mann meinte, bis es zu spät war. Mit einem schnellen, klatschenden Hieb peitschte Eisenfaust mit einer Hand durch das Luxin und hielt so dicht vor Kips Nase inne, dass der Junge zusammenzuckte. Er bemerkte kaum das Luxin, das in seinen Fingern zu Staub zerfiel. Er verspürte den jähen Drang zu urinieren.
    »Ich weiß nicht, ob du deinem Erzeuger Grund gegeben hast, einen Verdacht gegen dich zu hegen«, sagte Eisenfaust. »Aber wenn du ihn verrätst, werde ich dir die Arme abreißen und dich mit ihnen verprügeln.«
    »Dann ist es ja gut, dass ich fett bin«, erwiderte Kip zurück.
    »Was?« Ungläubig.
    »Weiche Arme.« Kip grinste, denn er dachte, Eisenfaust habe einen Scherz gemacht. Der steinerne, leere, mörderische Ausdruck in den Zügen des massigen Mannes ließ Kips Grinsen wie gebrochenes Luxin zerfallen.
    »Das Fett wird auch dazu führen, dass du oben schwimmst. Ins Wasser mit dir«, erklang eine kalte Stimme hinter ihm.
    Kip zuckte zusammen. Er hatte Zitterfaust nicht einmal kommen hören. Der Mann trug einen hohlen Holzklotz, an dem zahlreiche verknotete Seile und Schlaufen befestigt waren. In das Holz waren außerdem mehrere Handgriffe geschnitzt, so dass es leicht sein würde, es weit ins Meer zu werfen. Ein Schwimmer konnte dann leicht eines der zahlreichen Seile ergreifen.
    Zitterfaust reichte Kip den Holzklotz, und Eisenfaust ließ eine laute Glocke erklingen. »Mann über Bord!«, rief Eisenfaust. »Wir haben zwei Leute im Wasser!«
    »Beweg dich«, sagte Zitterfaust. »Und du solltest besser vollkommen nass werden. Schnell. Binnen Sekunden wird Hilfe hier sein.«
    Kip umklammerte den hohlen Baumstamm, rannte die Rampe hinunter und versuchte dabei, nicht auf die Rollen zu treten. Die erste große Welle riss ihn sauber von den Füßen. Sein Kopf krachte gegen eine der Rollen, und er sah Sterne. Dann war das Wasser über ihm.
    Zuerst war das Wasser schockierend kalt. Es war eine Kälte, an die man sich schnell gewöhnte – die Azurblaue See war ziemlich warm –, aber Kip hatte nicht einmal dafür genug Zeit. Er keuchte und atmete Salzwasser ein, als eine weitere Welle über ihn hinwegrollte. Während er sich die Lunge freihustete und wie ein verletzter Vogel mit den Armen ruderte, konnte er spüren, wie der Rückstrom der Welle ihn erfasste. Wo war der Holzklotz? Er hatte ihn verloren. Er war weg.
    Irgendjemand schrie, aber im Krachen der Wellen konnte Kip nicht hören, was gesagt wurde. Die Wellen waren nur einen Schritt hoch, aber es genügte, um Kip die Sicht zu rauben. Er drehte sich im Kreis.
    Da war eine Glocke, die läutete und läutete. Kip wandte sich in ihre Richtung, und trotz der Wellen konnte er das aufragende Schwarz der Kanoneninsel sehen. Es entfernte sich. Er begann zu schwimmen. Eine Welle drosch auf ihn ein, trieb ihn unter Wasser und wirbelte ihn herum. Er trat um sich und versuchte, nicht in Panik zu geraten. Und scheiterte. Er hatte keine Luft. Orholam, er würde sterben. Verzweifelt trat er um sich.
    Wie ein Korken kam er an die Oberfläche, aber er hatte einmal mehr die Orientierung verloren.
    Seine Panik ließ nach. Er war der unseligen Strömung irgendwie entronnen, und jetzt brachten die Wellen ihn wieder näher an die Kanoneninsel heran, aber nicht auf die Bootsrampe zu. Er trieb in Richtung Felsen. Er schwamm mit aller Kraft seitwärts, auf das Geräusch der Glocke zu.
    Er erhob sich gerade mit einer der Wellen, als er etwas Unmögliches sah. Eisenfaust, ein Seil um die Brust gebunden, rannte – durch die Luft. Er trug eine blaue Brille und hielt beide Hände gesenkt. Er schleuderte blaues Luxin in Richtung seiner Füße, sprintete und schuf eine Plattform, auf der er stehen konnte, noch während er weiterrannte.
    Kip beobachtete, wie die blaue Luxin-Plattform – verankert nur irgendwo auf der Kanoneninsel – mit einem Knall barst und sich auf die Wellen zu senken begann. Eisenfaust setzte zum Sprung an, als die Plattform fiel, ließ das Luxin frei und legte einen perfekten Kopfsprung hin.
    Er tauchte direkt neben Kip wieder auf. Die Wellen hatten ihm die Brille und die Ghotra weggerissen, doch er packte Kip mit einem Arm. Dann begannen die Männer am Strand, das Seil so schnell sie konnten einzuziehen. In weniger als einer Minute taumelten Kip und der massige Mann die Rampe hinauf. Nun, Eisenfaust ging mit langen Schritten, eine Hand in Kips Gewand gekrallt für den Fall, dass er fiel, und Kip taumelte auf

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