Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
hochgehoben und nach vorn geschleudert wurde. Einen Moment lang dachte sie, sie würde es hindurch schaffen und unbeschadet hinausgeschleudert werden, aber die Explosion hatte sie zu hoch gehoben. Der Eisenholzsturz über der Tür kam so schnell auf sie zu. Dann krachte sie mit dem Oberkörper dagegen und hindurch. Das verbrannte, geschwächte Eisenholz gab nach, aber der Sekundenbruchteil, den es hielt, reichte aus, um sie in eine Rückwärtsdrehung zu versetzen. Sie überschlug sich so schnell, dass sie nicht einmal mehr wusste, wie oft sie sich gedreht hatte.
    Dann rutschte sie über Pflastersteine und Kies, nicht sicher, ob sie für eine Sekunde das Bewusstsein verloren hatte oder wie genau sie auf dem Boden gelandet war.
    Sie drehte sich um, ignorierte die gerade einsetzenden Protestschreie ihres Körpers und schaute zu der zerstörten Vordertür der Kirche.
    Eine riesige dunkelrote Schlange, die zur Gänze in Flammen stand, reckte den Kopf zur Tür hinaus. Nein, keine Schlange, ein Rohr aus reinem, rotem, brennendem Luxin, so breit wie die Schultern eines Mannes. Dann erbrach sich die Schlange, und ein klein wenig schneller, als Feuer sich auf dem roten Luxin ausbreiten konnte, wurde der Wandler aus der Kirche, dem Feuer und dem Luxin herausgeschleudert.
    Er landete nicht weit von Karris entfernt und erheblich anmutiger, rollte sich ab, um sein Tempo zu verlangsamen, und stand schließlich auf den Füßen. Er betrachtete die Straßen zu allen Seiten, und erst als er niemanden entdeckte, gestattete er sich, sich ein wenig zu entspannen. Aber sobald er das tat, konnte Karris die knochentiefe Erschöpfung sehen, die ihn beschlich. Das Wandeln von so viel Luxin, wie sie es gerade mit angesehen hatte, führte dazu, dass er ungefähr so schlecht aussah, wie sie sich fühlte, totenbleich und schwankend.
    »Kommt«, sagte der Wandler. »Ich denke, Garaduls Soldaten sind alle weg, aber wenn nicht, werden sie nach dem, was Ihr gerade getan habt, bald hier sein. Wir müssen verschwinden.«
    Karris stand wackelig auf und wäre gefallen, hätte der Mann sie nicht festgehalten. »Wer seid Ihr?«
    »Ich bin Corvan Danavis«, antwortete der Wandler. »Und wenn mich mein Gedächtnis nicht trübt, seid Ihr Karris Weißeiche, nicht wahr?«
    »Danavis?«, fragte sie. Orholam, ihr tat der ganze Körper weh. »Ihr wart Dazens Mann. Ein Rebell. Ich schaffe es allein, vielen Dank.« Sie schüttelte seine helfende Hand ab, wankte zu einer Seite, dann zur anderen und brach schließlich zusammen. Er beobachtete sie mit vor der Brust verschränkten Armen und fing sie nicht auf. Ihre Schulter schlug auf den Boden, und die Welt verschwamm vor ihren Augen.
    Karris sah Corvans Stiefel näher kommen. Er würde sie wahrscheinlich für die Soldaten hier liegen lassen. Und sie hatte es verdient. Dummes, stures Mädchen.

28
    Das kleine, aber seetüchtige Boot, das Gavin wandelte, als sie noch fünf Wegstrecken von Kleinjasper entfernt waren, war nach einem Vorbild geschaffen, das er einmal einen aborneanischen wilden Wandler hatte benutzen sehen, mit hohem Bord, flachem Boden und spitzem Bug. Es war sicherer und erheblich weniger effizient als die ausgeklügelten Gleiter, die Gavin bevorzugte, aber genau das war der Punkt. Nicht viele Wandler wagten es, einen Gleiter auf dem Meer zu benutzen, denn dazu musste man bereit sein, ins Wasser zu fallen. Das bedeutete, dass man fest davon ausging, einzig durch Wandeln wieder aus dem Wasser herauszukommen, und nicht viele Wandler besaßen die Fähigkeit oder die Bereitschaft, gleichzeitig in rauer See zu schwimmen und zu wandeln.
    Gavins Fähigkeiten – oder seine Verwegenheit – bedeuteten, dass seine gewohnte Silhouette auf dem offenen Meer sofort zu erkennen war. Das wollte er nicht. Daher dieses Boot.
    Kip schmollte, nervös wegen der Mangel und Gavins Weigerung, ihm irgendetwas darüber zu erzählen.
    Binnen zweier Wegstrecken passierten sie zwei Handelsgaleeren und eine Galeasse. Jedes Mal inspizierte ein Maat sie durch sein Fernrohr, sah Gavins schlammbespritzte Kleidung, aber keine Notflagge, und ließ grußlos weiterpullen. Heute ging nur wenig Wind, so dass die Matrosen der Schiffe sich ausruhen konnten, während die Galeerensklaven sich in die Riemen legten. Wann immer er einem anderen Schiff begegnete, winkte Gavin kurz, sobald das Fernglas herauskam, um dann gleichmütig weiterzurudern.
    Das, was die Menschen die Chromeria nannten, bestand in Wirklichkeit aus zwei Inseln: Kleinjasper,

Weitere Kostenlose Bücher