Schwarzes Verlangen
dicken Baumstumpf ab.
„Was ist mit Weiß?“, grummelte William. „Zufällig glaube ich, dass du letzten Endes bei ihr landest, ob’s mir gefällt oder nicht.“
Weiß war Williams einzige Tochter – und, wenn Kane raten müsste, einer der Gründe, aus denen William ihm hierher gefolgt war. William wollte, dass Kane sich von dem Mädchen fernhielt.
„Ich weiß, dass du das glaubst“, antwortete er. „Was ich nicht weiß, ist, warum.“
„Ganz einfach. Weil mir mal prophezeit wurde, dass ihr Ehemann eine Apokalypseauslösen würde.“
„Durch die Moiren?“
„Eine der Moiren. Ich hab mit Klotho geschlafen. Und mit ihren Schwestern.“
„Das musste ich jetzt echt nicht hören. Alter, die sind steinalt.“
„Damals waren sie es nicht“, entgegnete William mit seinem typischen lüsternen Grinsen.
„Egal. Was ist mit deinem Gerede von wegen freier Wille sticht Schicksal?“
„Ich glaube, dass du dich für sie entscheidest.“
„Ich hasse sie.“ Er erinnerte sich, wie sie in der Hölle über seinem gefesselten und verstümmelten Leib gestanden hatte. Schweigend. Gleichgültig. Dann hatte sie ihn seinem Leid überlassen.
Wenn er so darüber nachdachte, war Hass noch ein viel zu nettes Wort für das, was er für sie empfand.
„Vielleicht gehe ich einfach beiden Frauen aus dem Weg“, fügte er hinzu, „und spar mir so den ganzen Ärger.“
„Du? Ärger aus dem Weg gehen? Ha!“
Kane knirschte mit den Zähnen. „Ich kann’s wenigstens versuchen. Und was willst du überhaupt machen, wenn Weiß und ich tatsächlich zusammenkommen, hm? Du glaubst doch, dass ich nicht gut genug für sie bin.“
„Ganz sicher glaube ich das. Du hast dich gerade durch ein Dutzend Weiber gevögelt.“
„Weil du mich dazu gedrängt hast.“
„Worauf willst du hinaus? Ich hab dir schließlich keine Knarre an den Kopf gehalten.“
In mancherlei Hinsicht hatte Katastrophe das jedoch getan.
„Wenn ihr zwei zusammenkommt, ziehe ich zurück in die Hölle. Ich hab keine Lust, hinter ihr herzuräumen“, erklärte William. „Und ich weiß, dass sie das reinste Chaos anrichten wird. Sie kann gar nicht anders. Es liegt in ihrer Natur.“
William, Adoptivbruder Luzifers, des Königs der Unterwelt, hatte einst in der Hölle gelebt. Irgendwann hatten sich Hass, Gier, Neid und Niedertracht in seiner Seele mit dem Rachedurst vereint, der seinem Herzen innewohnte. Daraufhin waren Weiß und ihre Brüder Rot, Schwarz und Grün aus ihm hervorgebrochen.
Die Dämonen hatten sie als die Reiter der Apokalypse bezeichnet. Doch das waren diese vier nicht, nicht wirklich; sie waren eher wie Schatten der Originale.
Um genau zu sein, waren sie exakt das. Schattenkrieger.
Sie waren aus dem Bösen geboren worden, und die Prophezeiungen besagten, dass auch ihre Zukunft dazu passen würde.
Weiß sollte jeden besiegen, der ihr begegnete, bis sie es irgendwie schaffte, selbst zur Sklavin zu werden. Rot sollte Krieg bringen, Schwarz Hungersnöte und Grün den Tod.
Kaum verwunderlich, dass Kane nichts mit Weiß zu tun haben wollte. Er hatte genug andere Probleme, besten Dank auch.
Und ja, er wusste, dass es nichts über das Mädchen selbst aussagte, dass sie aus etwas Bösem hervorgegangen war. Er wusste, dass jene in der Dunkelheit ihren Weg ins Licht finden konnten und dass aus etwas Schrecklichem auch etwas Schönes entstehen konnte. Diamanten wurden schließlich auch in den Tiefen der Erde erschaffen, unter entsetzlicher Hitze und hohem Druck.
All das wusste er. Doch es war ihm egal.
Es war nicht Weiß, nach deren Anblick er sich sehnte. Es war nicht Weiß, die er endlich wieder riechen wollte.
Es war nicht Weiß, die er vor seinem geistigen Auge sah und auf die seinverräterischer Körper sofort reagierte, indem er von gleißender Begierde überflutet wurde, die ihn durchzuckte wie ein Blitz. Es war Tinkerbell. Die süße, sexy Tinkerbell mit ihren …
Wandernde Hände … heißer Atem auf seiner Haut … Winseln, Stöhnen …
Mit finsterer Miene warf er eine Handvoll Erde auf das Feuer, und die Flammen erstarben. „Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Wie gesagt, ich will niemanden heiraten.“
„Du könntest dich glücklich schätzen, Weiß für dich zu gewinnen!“, entgegnete William beleidigt.
Seine Worte drangen durch Kanes aufkeimende Wut zu ihm vor und schafften es tatsächlich, sie etwas zu dämpfen. Sarkastisch hob er eine Augenbraue. „Jetzt willst du auf einmal, dass ich mich an sie
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