Schwarzes Verlangen
Gesandten hatten gesiegt, die Jäger quasi ausgerottet und die Titanen empfindlich geschwächt.
Kane sammelte Steine, Zweige und trockenes Laub zusammen, um ein Lagerfeuer zu errichten. Die Wärme war ihm dabei herzlich egal. Vielmehr wollte er, dass sein Verfolger den Rauch sah und annahm, er wäre entspannt und völlig unvorbereitet. Ob es ein Unsterblicher war? Wenn ja, zu welcher Rasse gehörte er? Und warum war er hinter Kane her?
Spielt keine Rolle . Er zog einen Dolch und begann, ihn mit einem der Steine zu schärfen, die er beiseitegelegt hatte. Auf dem silbrigen Metall blitzte sein Spiegelbild auf, erleuchtet vom Feuerschein. Das Rot in seinen Augen war durchdringender geworden.
Katastrophe hatte an Kraft gewonnen, und Kane war gleichzeitig deutlich schwächer geworden. Angewidert legte er die Waffe beiseite.
„Du weißt, dass uns eine Phönixkriegerin auf den Fersen ist, oder?“, fragte William.
Eine Phönix? Mit dieser feuerfanatischen Rasse war er bisher noch nicht aneinandergeraten. „Weiß ich. Klar weiß ich das.“ Jetzt. „Woher weißt du’s?“
„Ich kann sie riechen. Woher denn sonst?“
„Klar.“
„Wie lautet der Plan?“
„Warten.“
„Und sie auf unserem Terrain abschlachten“, ergänzte William nickend, wobei ihm das schwarze Haar um sein Supermodel-Gesicht fiel – oder wie er meinte, seine hässliche Visage auch immer nennen zu müssen. „Gefällt mir. Schlicht und doch elegant.“ Damit ließ er sich auf dem einzigen Felsen nieder, der vor dem Feuer lag, das Kane hatte allein errichten müssen, und wühlte in seinem Rucksack herum. Er zog einen Pistazien-Energieriegel hervor, den er Kane gestohlen hatte, riss dieVerpackung auf – und aß ihn bis auf den letzten Bissen allein auf, ohne Kane auch nur ein Stück anzubieten.
Typisch.
„Der war gut. Hättest dir auch mal einen mitnehmen sollen.“ William rieb sich die Hände. Auf seinem T-Shirt stand Ich bin ein Jenie , womit quasi seine gesamte Persönlichkeit beschrieben war. Albern, gedankenlos, respektlos. Irreführend.
Kane griff in seinen eigenen Rucksack und holte drei Dolche, zwei Sig Sauer und die Einzelteile seines Scharfschützengewehrs hervor. Was sollte eine Phönix von ihm wollen? Er wusste, dass die Rasse dafür lebte, andere zu versklaven. Er wusste, dass sie kurz vorm Aussterben waren, weil viele ihren letzten Tod gestorben waren. Wie Katzen mit ihren neun Leben. Er wusste, dass sie blutrünstig und kampfbegierig waren – aber normalerweise stürzten sie sich nur in Schlachten, die sie auch gewinnen konnten.
So selbstsicher . Voller bösartiger Freude lachte Katastrophe in sich hinein. So fehlgeleitet.
Kane ignorierte ihn. Oft genug hatte er versucht, sich mit dem Ungeheuer anzulegen, hatte ihm Erwiderungen entgegengeschleudert, Drohungen ausgesprochen, aber besonders weit war er damit erwiesenermaßen nicht gekommen. Darauf würde er seine Zeit und Energie nicht länger verschwenden. Warum sollte er auch? Das hier war bloß ein typischer Fall von „Toter Dämon spricht“.
Plötzlich schossen Funken aus dem Feuer, die weißglühende Spuren in alle Richtungen zogen. Gras knisterte, schwarzer Rauch stieg empor. Über Kanes Hosenbeine strich eine solch extreme Hitze, dass seine Unterschenkel Blasen warfen.
Hastig sprang William auf und schlug die Flammen aus. „Du bist echt gemeingefährlich. Das weißt du, oder? Wohin wir auch gehen, ständig passiert was Schlimmes.“
„Ich weiß.“ Und das Schlimmste stand noch bevor. „Haben die Moiren deines Wissens schon mal etwas Falsches vorhergesagt?“
„Oh ja“, bestätigte William. „Definitiv.“
In Kane keimte Hoffnung auf. „Wann?“ Er setzte den Lauf des Gewehrs auf den Schaft und befestigte das Zielfernrohr. Sachte zog er die Schrauben an. „Und warum?“
„Wann? Leider zu oft, um es aufzuzählen. Warum? Weil es den freien Willen gibt. Unsere Entscheidungen diktieren unsere Zukunft, sonst nichts.“
Intelligente Worte aus dem Mund eines Jenies. Wie gesagt: irreführend. „Sie glauben, ich sei dazu bestimmt, die Hüterin der Unverantwortlichkeit zu heiraten.“
„Dann mach’s. Spür sie auf und heirate sie.“
Bei William klang das so einfach. Ein Fingerschnippen und zack. Erledigt. Es gab da bloß ein Problem bei der Sache: Die Hüterin der Unverantwortlichkeit war ihm noch nie begegnet.
„Ich werde keine Frau dazu verdammen, die Ewigkeit mit mir zu verbringen.“ Er brachte das Zweibein an und legte die Waffe auf einem
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