Schwarzes Verlangen
Kopf voran warf er sich auf den Fae an seiner Seite und stieß den Krieger aus dem Weg. Den Mann auf der anderen Seite erwischte er mit einem Tritt. Als die Krieger noch versuchten, sich zu sortieren, streckte er die Arme aus, packte den Mann vor ihm beim Schopf und zerrte ihn ruckartig nach hinten.
Der Soldat fiel zu Boden, und Kane stampfte über sein Gesicht, um zu dem Typen ganz vorn zu gelangen, um dessen Kehle er die Hände schlang und zudrückte. Das alles war so schnell gegangen, dass niemand so recht begriffen hatte, was hier überhaupt geschah – bis jetzt. Die anderen setzten sich in Bewegung, warfen sich auf Kane, doch wieder trat er aus, erst mit einem Bein, dann mit dem anderen, und schickte so zwei Krieger zu Boden. Den Kerl, den er bei der Kehle hatte, wirbelte er herum, schleuderte ihn gegen die anderen, sodass sie rückwärts stürzten.
„Schmerz“, hörte er jemanden sagen.
Und von jetzt auf gleich durchfuhren ihn grausame Schmerzen. Ein scharfes Reißen von seiner Schädeldecke bis in die Fußsohlen. Seine Knie gaben unter ihm nach, und schwer fiel er zu Boden.
Tinkerbells Bruder? fragte er sich, als ihm wieder einfiel, was sie gesagt hatte.
„Ist das alles, was du draufhast?“, quetschte er hervor.
Damit handelte er sich eine Begegnung mit dem Heft von Lord Helmchens Dolch ein.
Zwei Soldaten packten ihn anschließend unter den Achseln und schleppten ihn vorwärts.
„Lord Kane hat mich zusammengeschlagen“, nuschelte der eine grinsend. An seinen Zähnen klebte Blut. „Hast du das gesehen?“
„Beste. Nacht. Aller. Zeiten.“
Lord Helmchen – definitiv Tinkerbells Bruder – funkelte Kane an. Seine Augen hatten einen etwas dunkleren Ton als die seiner Schwester. „Der König wird deinen Tod befehlen, egal wer du bist, und es wird mir ein großes Vergnügen sein, das Urteil zu vollstrecken.“ Offenbar war es vorbei mit den Höflichkeiten.
„Und warum genau sollte euer König mich töten wollen, hmm?“
„Weil du es gewagt hast, die Blutsklavin der Prinzessin zu begehren.“
Tinkerbell war nicht nur eine Magd, sondern auch noch eine Blutsklavin? Was genau bedeutete das?
Kane wurde eine breite Treppe aus Elfenbein hinaufgeschleift, deren Geländer wie ein geflügelter Drache geformt war. Oben angekommen, traten die Wachen durch ein offenes Flügeltor aus dunklem Holz und verdrehten Eisenbeschlägen. Und dann befand sich Kane im Inneren des Palasts. Der Boden des weitläufigen Foyers bestand aus zarten Mosaikkacheln, rundherum standen lebensgroße Statuen aufgereiht. Samtbezogene Wände waren behangen mit Gemälden von opulent gekleideten Fae.
Es folgten eine weitere Treppe und dahinter ein langer, schmaler Korridor. Eine Kammer nach der anderen rauschte an ihm vorbei. Die letzte betraten die Wachen – das musste der Thronsaal sein.
Weitere Wachen patrouillierten durch die Menge aus jungen Frauen und älteren Edelmännern. Jeder der Anwesenden hatte weiße Haare und blaue Augen, und jedes dieser Augenpaare war auf Kane gerichtet. Kinnladen fielen herunter. Männer wie Frauen schnappten nach Luft, ein Klang, den er seit jenen Wochen in der Hölle nicht mehr vernommen hatte. Der Klang von Verzückung.
Ein paar der mutigeren Damen näherten sich ihm. Arme wurden gereckt. Finger wurden über seinen Leib gestrichen.
Suchende Hände. Leckende Zungen. Nagende Zähne.
Ihm drehte sich der Magen um, und mit letzter Kraft unterdrückte er ein gepeinigtes Stöhnen.
Meins , behauptete der Dämon.
Stirb.
Eine weitere Klinge löste sich von seinem Körper.
Warnend schnappte er nach den Frauen, die erregt zu tuscheln begannen.
„Lord Kane hat mich fast gebissen!“
„Du bist so ein Glückskind.“
„Er sieht sogar noch besser aus, als die Schriftgelehrten sagen.“
Schriftgelehrte?
Lord Helmchen schubste jeden beiseite, der dumm genug war, ihm in die Quere zu kommen, und bedeutete seinen Untergebenen, dasselbe zu tun. Kane zerrten sie mit sich, bis sie aus der Menge hervorbrachen.
Kane musterte seine Umgebung, nahm alles in sich auf. Wände und Türen waren durchzogen mit Adern aus reinstem Gold, und vor den Fenstern hingen Stoffe, die aussahen, als seien sie aus Rosenblättern gewebt. Die Decke war gewölbt, und an den Kanten wuchsen üppige Ranken voller goldener Blüten daraus hervor.
Darunter befand sich eine zweistufige Estrade, die mit purpurnem Efeu überzogen war. Auf der oberen Stufe befand sich der kleinste Thron, drei größere Throne waren auf der Stufe
Weitere Kostenlose Bücher