Schwarzes Verlangen
darunter angeordnet.
Lord Helmchen verließ seine Männer und stapfte zur höchsten Stufe. Mit einer eleganten Drehung ließ er sich auf dem kleinsten Thron nieder, und es dauerte einen Moment, bis Kane kapiert hatte, warum es dem Kerl gestattet war, dort zu sitzen.
Er war der Prinz.
Also konnte er nicht Tinkerbells Bruder sein. Oder?
Macker. Das beeindruckt mich nicht im Geringsten. Kane zeigte ihm den Stinkefinger.
Auf dem Gesicht des Mannes breitete sich ein selbstgefälliges Lächeln aus. Er glaubte, er hätte Kane bei den Eiern.
Doch da lag er falsch.
Kane hakte ihn fürs Erste ab und sah einen Mann und zwei Frauen durch eine Seitentür in den Saal schreiten. Sie ließen sich auf den restlichen Thronen nieder, und man musste kein Jenie sein, um zu erkennen, dass soeben der König, die Königin und die Prinzessin eingetroffen waren.
Der König war ein Tier von einem Mann und überraschend jung. Die Königin war klein und zierlich, wirkte jedoch einige Jahre älter als ihr Mann. Die Prinzessin besaß den Inbegriff der Fae-Lockenpracht, reinweiß ohne jeden Hauch von Farbe, und diese endlosen blauen Augen. Ihr kleiner, zerbrechlicher Körper war in eine gewagte rote Robe gezwängt. Der Ausschnitt war tief genug, um das Tattoo zwischen ihren Brüsten zu zeigen, einen – scharf sog er die Luft ein.
Einen Schmetterling. Ein Abbild seiner eigenen Tätowierung.
Sie war … Das muss ein Scherz sein. Nicht wahr?
Sie war besessen von einem der Dämonen aus der Büchse der Pandora. Aber von welchem? Und wie war er in ihren Körper gelangt?
Er hatte ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.
Vor seiner Verdammung war Kane ein Soldat in der Armee des Götterkönigs Zeus gewesen. Viele der Insassen des Tartarus hatte er persönlich weggesperrt; und mit dem Rest hatte er sich mindestens einmal angelegt. Nie und nimmer war die Prinzessin in jenem Gefängnis gewesen, als die Dämonen aus Pandoras Büchse entflohen und die Übriggebliebenen auf die Insassen verteilt worden waren. Also, wie hatte der Dämon von ihr Besitz ergriffen? Und welcher Dämon war es überhaupt?
Dieselbe Tür, durch die die königliche Familie eingetreten war, wurde von Neuem geöffnet, und diesmal wurde ein dunkelhaariges Mädchen in den Saal geführt. Ein Teil von Kane wollte weiter die Prinzessin anstarren und das Rätsel lösen, das sie darstellte, doch dann erreichte ihn der Duft von Rosmarin und Minze. Sein Körper reagierte, als wäre er soeben ausgezogen und liebkost worden.
Nur eine Frau trug diesen Duft mit sich – und hatte diese Wirkung auf ihn.
Mit messerscharfer Konzentration wandte er sich dem Neuankömmling zu. Sie war schmutzig, zerschrammt und erschöpft – und ihm blieb fast das Herz stehen. Es war Tinkerbell.
Alles in ihm drängte ihn, zu ihr zu gehen, und instinktiv machte er einen Schritt nach vorn. Sofort ergriff ein Wachmann seinen Arm und hielt ihn davon ab weiterzugehen. Er hätte sich losreißen können, tat es aber nicht.
Sie war hier. Sie war am Leben. Jetzt zu kämpfen, bevor er alle nötigen Informationen besaß, könnte ihr weit mehr Schaden zufügen.
Er betrachtete den Rest von ihr. Verknotet hing ihr das Haar bis zur Taille hinab. Ihre geröteten Wangen waren dreckverschmiert. Vom Hals hing ihr eine Schürze, die im gleichen bemitleidenswerten Zustand war wie ihr Kleid. Sie hielt den Blick gesenkt, doch strahlte sie pure Angst aus.
Dafür würde jemand bezahlen müssen.
Er musste sich zwingen, nicht doch auf sie zuzueilen. Musste die Finger in den Stoff seiner Hose krallen, um nicht blindwütig um sich zu schlagen.
Als ihre Eskorte sie losließ, sackte sie zu Boden, offenbar zu schwach, um sich auf den Beinen zu halten, so leicht sie auch war. Ihre Knie schlugen auf den Marmor, und als sie unter Schmerzen wimmerte und sich mit den Händen abstützte, rutschten ihre Ärmel hoch und enthüllten ihre Handgelenke. Hässliche rote Schwellungen verunzierten ihre Haut. Sie war angekettet gewesen.
Tinkerbell. Angekettet.
Dafür würde jemand so richtig bezahlen müssen.
Zum Teufel mit den wichtigen Informationen. Er visierte die Estrade an und wollte auf den König losgehen. Diesmal fing er sich einen Schlag auf den Hinterkopf ein.
Leise hörte er ein „Bitte vielmals um Entschuldigung, Lord Kane.“.
Knurrend fuhr er herum und rammte dem Schuldigen die verschränkten Hände gegen den Kiefer. Knochen knackten – und nicht bei Kane.
Ein schmerzerfülltes Jaulen zerriss die Luft.
Da setzte sich auch der
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