Schwarzes Verlangen
das wiederholte harte Aufprallen wehtun sollen, doch sie spürte keinen Schmerz.
Niemand bekam sie zu fassen. Ihre Gliedmaßen und ihr Körper bewegten sich einfach zu schnell.
Ächzend und stöhnend fielen die Männer um sie herum zu Boden, und als niemand mehr übrig war, der sich ihr stellen wollte, stieg sie triumphierend über den Berg von Körpern hinweg, um es ein für alle Mal mit ihrem Vater aufzunehmen.
Während die Königin und Leopold an die Türen hämmerten und versuchten, mit Gewalt aus dem Thronsaal zu entkommen, und Synda hinter einem Thron kauerte, beobachtete Tiberius sie nur reglos und wartete.
„Diesen Kampf wirst du nicht gewinnen“, warnte er sie.
„Das sehe ich anders.“ Ein heftiger Wind brach aus ihr hervor und fuhr ihr in den Rücken, hob sie von den Füßen, schob die restlichen kampfunfähigen Krieger aus dem Weg, sodass sie gegen die Wände prallten, und setzte sie vor dem König wieder ab.
Aus den Reihen der Opulen war erschrockenes Keuchen zu vernehmen. Kane hielt sie im hinteren Teil des Saals in Schach, doch unter seinen Füßen bröckelte der Marmor, und von den Fackeln an den Wänden stoben Funken bis in sein Haar. Immer wieder musste er die Flammen ausklopfen, während er die Meute im Auge behielt.
Ich muss mich beeilen, dachte Josephina. Augen aufs Ziel: ihren Vater. Füße: in Bewegung setzen.
„Wie hast du das gemacht?“, fragte Tiberius fordernd.
„Du bist nicht der Einzige, der seine Kräfte zu seinem Vorteil einsetzen kann.“
Unvermittelt schlug sie nach ihm. Der König duckte sich, und ihre Hand brach durch die Tür hinter ihm. Holzsplitter flogen durch die Luft. Mit aller Macht zog sie ihre Hand zurück und riss dabei ein klaffendes Loch in die Tür. Doch kurz bevor sie sich befreien konnte, trat Tiberius ihr in die Magengrube. Hilflos flog sie nach hinten und schlitterte über den Boden.
Laut hallte Kanes wütender Aufschrei von den Wänden wider.
Sie hob die verletzte Hand, ein Befehl für ihn, sich da rauszuhalten. Sie hatte alles im Griff.
Grinsend ließ der König die Fingerknöchel knacken. Josephina richtete sich auf,erwiderte sein Grinsen, und ihre Belustigung ließ das seine plötzlich ersterben.
„Ich werde es dir nicht leicht machen“, drohte er.
„Das hast du noch nie.“ Sie stürmte auf ihn los, und in Sekundenbruchteilen trugen ihre Füße sie durch den Saal, dass ihre Umgebung nur so verschwamm.
Doch als sie zu einem weiteren Schlag ausholte, breitete der König die Hände aus, und sein Grinsen kehrte zurück.
Tunk.
Von der Macht des Aufpralls vibrierten ihre Knochen, doch ohne dass sie ihn überhaupt berührt hätte. Der König hatte eine seiner Fähigkeiten eingesetzt und einen unsichtbaren Schutzschild projiziert, hinter dem er sich versteckte.
„Ich bin unbesiegbar“, behauptete er selbstgefällig.
Nein! Sie hatte es nicht bis hierher geschafft, nur um jetzt zu scheitern. Es musste einen Weg geben, zu ihm durchzudringen.
Mit wachsendem Zorn prügelte sie auf die Barriere ein. Sie war undurchdringlich. Der König lachte. Immer heißer loderte der Zorn in ihr … heißer … er brannte in ihren Adern, versengte Muskeln und Knochen. In Strömen rann ihr der Schweiß über den Körper, und die Hitze wurde unerträglich. Sie schmolz, es musste so sein.
„Arme Josephina.“ Tiberius schnalzte mit der Zunge. „Du hast schon längst verloren, du hast es nur noch nicht begriffen.“
Überraschend spürte sie, wie von hinten zwei starke Arme um sie gelegt wurden. Dann hüllte sie der feuchte, schimmlige Geruch des Kerkers ein, und sie wusste, dass der Schuldige Leopold war.
„Ich kann nicht zulassen, dass du das tust“, grollte er in ihr Ohr.
„Du kannst mich nicht aufhalten.“ Abrupt rammte sie ihm den Hinterkopf gegen die Nase. Mit einem Schmerzenslaut ließ er sie los. Augenblicklich wirbelte sie herum und versetzte ihm einen so harten Schlag vor die Brust, dass er rückwärts flog und gegen den Thron prallte, hinter dem Synda sich versteckte.
Scharf ertönte das Knacken brechender Knochen. Leopold sackte zu Boden, seine Augen waren geschlossen, sein Körper schlaff. Mitten in seinem Hemd war ein Loch mit versengten Rändern zu sehen. Er … hatte sich verbrannt?
Blitzschnell wandte Josephina sich wieder dem König zu – und musste einen Fausthieb gegen den Kiefer einstecken. Ein stechender Schmerz explodierte in ihrem Kopf. Offenbar ließen ihre neugewonnenen Fähigkeiten und Kräfte nach, verflucht. Schwer fiel
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