Schwarzes Verlangen
Mann. Er hat sich mit den Moiren angelegt. Sie haben gesagt, er hat ihr Schicksal verändert, also haben sie seins verändert. Nur zu gern waren sie bereit, mich einzusetzen, um ihn zu bestrafen – und wie könnten sie ihn besser bestrafen, als seine kostbare Ehefrau zu vernichten?“
„Lass Kane da raus. Das ist eine Sache zwischen dir und mir.“
„Die Moiren haben mich in dem perfekten Moment in dein Leben zurückgeschickt. Endlich hast du nicht mehr deinen Beschützer um dich – und ich habe keine Geduld mehr. Dieser Kampf ist schon viel zu lange überfällig.“
Damit warf die Phönix sich auf sie.
Josephina drehte sich weg, und das Mädchen schoss an ihr vorbei, verflucht. Und wieder mein Instinkt, dachte sie – ich muss lernen, das abzustellen . Sie brauchte Kontakt, selbst wenn es wehtat.
Schnell fing sich die Phönix wieder und fuhr herum, schlug mit einer mit metallenen Klauen bewehrten Hand nach ihr aus. Josephina wand sich seitwärts und blockte die Klauen mit dem Unterarm ab, wobei sie der Blondine gleichzeitig einen Teil ihrer Kraft entzog. Der Phönix schien es nicht aufzufallen – noch nicht. Während Josephina warmes Blut über den Arm rann, ging das Mädchen erneut auf sie los, und diesmal erwischte es ihren Oberschenkel. Diese Verletzung war schwerer, doch zugleich konnte sie so wieder etwas Energie aufsaugen.
Mit der Faust ins Herz. Zischend schlang Josephina im Moment des Kontakts die Finger um das Handgelenk des Mädchens. Als die Blondine zum nächsten Schlag ausholte, wurde Josephina nach vorn gezerrt, doch es gelang ihr, sich festzuhalten und mehr und mehr Energie in sich aufzunehmen.
Stärker zu werden.
Die Phönix zu schwächen.
Als ihr dämmerte, was Josephina da tat, riss sich das Mädchen los und sprang außer Reichweite. „Wehe, du versuchst noch mal, von mir zu stehlen!“
„Versuchen?“ Sie zwang sich zu lachen.
Knurrend stürzte sich die Phönix auf sie. In einer fließenden, tödlichen Bewegung kreuzte sie die Arme, um Josephina in Stücke zu schneiden, ohne längeren Kontakt zuzulassen. Josephina wich aus, und schon jetzt waren ihre Bewegungen schneller als noch vor einer Minute.
„Da hat wohl jemand geübt. Wie wär’s, wenn wir das Ganze etwas spannender machen?“ Grinsend umkreiste die Phönix sie von Neuem in einem weiten Bogen, und aus ihren Fingerspitzen schossen Flammen auf den Boden. Diese Flammen wuchsen, bis sie beinahe bis an die Decke reichten. Beißender Rauch wallte empor,und Josephina musste husten.
Von außerhalb des Kreises hörte sie Rot fluchen. Sie hatte keine Ahnung, was William und Grün gerade taten. Das panische Geschrei und die hektischen Schritte der Opulen waren verstummt, doch jeder, der noch hier war, befand sich weiterhin in Gefahr. Das ist jetzt mein Volk, dachte sie. Ich habe ihnen den Anführer genommen, darum brauchen sie mich. Ich muss sie beschützen.
„Also gut“, entgegnete sie mit einem Nicken. „Bringen wir das hier zu Ende.“
Ding, ding.
Josephina stürzte sich in die zweite Runde, und es gelang ihr, genauso viele Schläge auszuteilen, wie sie einsteckte. Als die Phönix über einen der Risse stolperte, die Kane zurückgelassen hatte, schoss Josephina nach vorn, ließ sich auf die Knie fallen und schlitterte über den Marmor, bis sie direkt vor den Füßen der Blondine landete. Blitzschnell packte sie sie beim Fußgelenk und zog ihr die Beine weg. Sobald das Mädchen auf den Boden prallte, umklammerte Josephina ihren Arm und absorbierte in großen Schüben noch mehr von ihrer Energie.
Die Phönix stieß sie von sich und sprang auf – nur um geschwächt ins Taumeln zu geraten.
„Ich bring dich um“, japste sie.
Josephina wusste, dass sie augenblicklich handeln musste, selbst wenn sie dadurch ihr Leben in Gefahr brachte, und warf sich auf sie. Gemeinsam fielen sie und krachten zu Boden, wobei die Phönix den härtesten Teil des Aufpralls abbekam – doch nicht alles. Obwohl sich Benommenheit in ihr breitmachte, kroch Josephina am Körper des Mädchens hoch, kniete sich über ihre Taille und packte sie bei der Kehle. Wieder strömte eine Woge der Energie in sie hinein. Und noch eine und noch eine. Kraftlos versuchte die Phönix, ihre Hände wegzuschlagen, und scheiterte.
„Tink!“, hörte sie Kane schreien, bevor er durch die Flammen gerannt kam.
Als er neben ihr in die Hocke ging, bildeten sich Blasen auf seinem Gesicht, auf seinen Armen und Händen. Von seinem Haar kräuselte sich Rauch empor. Er
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