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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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vertraut.
    … versammelt, weil der Pole irgendetwas beabsichtigt, aber er soll sich ja hüten. Gestern erfolgte überraschend ein Einsatz. Keine angenehme Aufgabe, aber uns allen lachte das Herz.
    Ausgerechnet dieser Brief, dachte Vincent und überlegte, ob er weiter hinhören sollte.
    Wir kamen mit neun Mann auf dem Gut Orchowice an, und alles sah sehr heruntergekommen aus. Wir schießen auf drei Kerle und nehmen einen fest. Diesen behalten wir über Nacht, und obwohl wir ihn tüchtig verprügeln, scheint er mit den Banditen nichts zu tun zu haben. Auf seinen Hinweis schnappen wir uns einen Bauern. Die ganze Familie stellt sich taub. Es hilft nichts, man muss einen der Säuglinge an den Füßen packen und gegen die Wand schlagen wie ein …
    Vincent riss sich den Kopfhörer herunter. Er bekam nur mit Mühe Luft, ein tonnenschweres Gewicht schien auf seinen Rippen zu liegen. Ihm war, als hätte er diese Verbrechen selbst begangen.
    Saskia stand vor ihm und berührte seine Schulter. «Orchowice?», fragte sie leise.
    «Jetzt weißt du, wer ich bin.»
    «Das bist nicht du.»
    Hinter ihr tauchte das Fernsehteam auf. Der Assistent reckte Vincent ein Mikro hin. Saskia schob es weg und dirigierte ihre Leute weiter.
    Vincent drängte sich durch den Pulk der Ausstellungsgäste, die an Max’ Lippen hingen, und machte, dass er nach draußen kam.
    Zwei uniformierte Kollegen standen abseits des Eingangs und rauchten. Vincent bekam mit, dass sie sich über Castorp unterhielten, über Dollinger und Ritter. Als er näher kam, verstummten sie.
    Der eine Kollege hielt ihm eine Packung hin und schüttelte eine Zigarette hervor, die einzige, die noch drin war.
    «Nein, nimm du sie», sagte Vincent. «Ich will dir nicht die letzte …»
    «Komm schon.»
    Vincent griff zu. Der Kollege gab ihm Feuer. Vincent atmete den Rauch tief in seine Lungen und behielt ihn lange dort. Dann entließ er ihn als helle Wolke, die sich rasch auflöste.

    Er fuhr nach Uedesheim, denn eine Sache stand noch aus.
    Als er das Auto abschloss und auf das Haus mit der braunroten Backsteinfassade zuging, glaubte er nachempfinden zu können, wie es für seine Mutter gewesen sein musste, nach dem Krieg als Tochter eines Nazi-Monsters aufzuwachsen. Noch nie hatte er sich ihr so nah gefühlt.
    Dorothee König öffnete ihm, die Kuratorin. Sie schäumte schier über vor Freundlichkeit: «Schön, dass Sie gekommen sind, Herr Veih, da wird sich Brigitte aber freuen!»
    Der Flur war voller Leute, die Vincent nicht kannte. Kulturvolk, schwarz gekleidet, aufgekratzte Stimmung. Am Vormittag hatte Brigitte Veih den Preis der Landeshauptstadt aus den Händen des Kulturdezernenten empfangen. Vincent hielt sich an dem Blumenstrauß fest, den er für sie besorgt hatte.
    «Stellen Sie sich vor, Herr Veih, Ihre Mutter wird im Herbst auf der Paris Photo ausstellen!» Die Kuratorin legte ihm eine Hand auf den Arm. «Und eine Münchner Galerie will Brigitte unter Vertrag nehmen!»
    Vincent suchte seine Mutter im Wohnzimmer. Jemand wollte ihm ein Glas in die Hand drücken, er wehrte ab.
    «Hallo, Vincent.» Nina stand vor ihm. «Schön, dass du da bist.»
    Er wandte sich zur Küche und malte sich aus, wie es sein würde, seiner Mutter zu gratulieren. Er würde kein Wort über die Ausstellung verlieren. Vergessen, was alles geschehen ist. Völlig neu anfangen.
    Er würde sie einfach nur in den Arm nehmen.
    Vincent fand Brigitte Veih am Tisch sitzend, wo sie mit einem Mädchen spielte, das auf ihrem Schoß saß. Die Kleine war vielleicht vier oder fünf, gemeinsam beschmierten sie großformatige Fotokopien mit Wachsmalstiften und hatten großen Spaß dabei.
    Vincent sprach seine Mutter an. «Gratulation.»
    Sie blickte kurz auf. «Danke.»
    Er hielt ihr die Blumen hin, doch sie reagierte nicht weiter, sondern malte einen grünen Schnurrbart in das Gesicht einer Frau. Das kleine Mädchen gluckste und klatschte in die Hände.
    «Augusta», kommentierte die Kuratorin. «Meine Tochter.»
    Vincent warf den Strauß auf den Tisch. Die Partygäste verstummten und wichen vor ihm zurück, als er zum Ausgang stürmte.
    Im Auto überfiel ihn ein Gefühl der Leere. Er hatte es wieder nicht geschafft.
    Nina trat aus dem Haus und kam auf ihn zu.
    Vincent startete den Wagen und fuhr los.
    Landstraße. Brückenpfeiler rasten vorbei. Jetzt das Steuer verreißen – das wär’s, oder nicht?
    London Calling .
    Es war Saskia, deren Stimme ihn zur Vernunft brachte.
    «Hast du heute etwas früher Zeit?»,

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