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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Keinem tut das weh. Wir wären blöd, wenn wir das schöne Geld dem Staat überlassen würden!»
    «Du hast Castorp getötet.»
    «Quatsch, das war Mike. Ich sag noch: Lass uns abhauen. Aber Mike war sich sicher, dass Castorp ihn erkannt hatte. Scheiße, nichts davon war geplant. Laut Mikes Informationen hätte der Typ gar nicht zu Hause sein dürfen.»
    «Ohne dich hätte sich Dollinger nie getraut, so ein Ding durchzuziehen. Und als er wegen der Schießerei in Panik war und sich an dich wandte, hast du ihn eiskalt …»
    Ingo stellte den Kunststoffbeutel ab und zog seine Walther aus dem Holster. «Ich wollte es im Guten regeln, Vinnie, aber wenn du dich stur …»
    Vincent warf sich auf ihn, schlug die Waffenhand zur Seite, Ingo verlor das Gleichgewicht, Vincent stürzte mit ihm zu Boden. Die Waffe war unter ihnen eingeklemmt, Ingo lag auf seinem rechten Arm. Vincent drückte ihm den Ellbogen auf den Hals. Mit der anderen Hand zog er einen Kabelbinder hervor, der seit der gestrigen Demonstration in der Hosentasche gesteckt hatte.
    Er nahm die zweite Hand zu Hilfe, um Ingo zu fesseln. Sein Gegner nutzte die Gelegenheit, bäumte sich auf und bekam die Waffe los.
    Ein Schuss knallte.
    Vincent versuchte, den Schmerz zu ignorieren, aber Ingo gelang es, sich von ihm zu befreien. Er richtete sich auf und trat gegen die Stelle, an der Vincent blutete.
    Jetzt tat es richtig weh.
    Vor Vincents Augen wurde es weiß. Er zog sich hoch, taumelte zurück und stieß gegen das Regal. Dreck rieselte herab, dichter Staub tanzte im Licht der Deckenfunzel.
    Ingo zielte, er keuchte vor Stress. Die Waffe zitterte in seiner Hand.
    Vincent tastete an seiner Hüfte entlang. Das linke Bein war verletzt, er konnte sich jedoch gerade halten. Vermutlich nur ein Streifschuss.
    «Warum bist du nur so fürchterlich stur?», fragte sein Gegenüber.
    «Gib auf, Ingo. Du kommst nicht weit.»
    Ingo legte auch die andere Hand an die Walther und trat zwei Schritte zurück. Der Abstand zwischen ihnen war nun zu groß, als dass Vincent einen zweiten Angriff wagen konnte.
    «Die Kriminaltechnik hat dein Reifenprofil», sagte er.
    «Und wenn schon.»
    «Steck die Waffe weg, du hast genug angerichtet.»
    «Shit, ey, Vinnie. Du zwingst mich dazu.»
    «Das Geld wird dir nichts nützen.»
    «Lass das mal meine Sorge sein.» Ingo schloss ein Auge, visierte an.
    Dicht neben Vincent krachte ein Schuss.
    Ingo wankte. Die Waffe entglitt ihm. Er sackte zu Boden.
    Dominik stand in der Tür. Sein Atem ging hektisch, auf der Stirn stand Schweiß. Mit weißen Knöcheln hielt er die Dienstpistole fest umklammert, noch immer auf Ingo Ritter gerichtet.
    In Vincents Ohren war ein Schrillen wie die Pausenglocke seiner Schule. Es stank nach Pulverschmauch. Vincent rief sich zur Besinnung, nahm das Handy aus der Hemdtasche, beendete die Aufnahme und verständigte zuerst den Notarzt, dann die Leitstelle.
    Schließlich kniete er sich hin und legte einen Finger auf Ingos Halsschlagader – der Herzschlag war kaum noch zu spüren. Ein leise rasselndes Atemgeräusch. Vincent zog den Oberkörper seines einstigen Kumpels in eine aufrechte Position. Falls ein Lungenflügel durchschossen war, konnte der andere vielleicht noch Luft bekommen. Das Einschussloch war nah am Herzen, der Blutfleck breitete sich noch immer aus. Vincent sah schwarz für den Kollegen und empfand kein Mitleid.
    Dominik bebte am ganzen Leib. Er ließ die Pistole zu Boden poltern.
    Vincent nahm ihn in den Arm. «Ruhig, mein Junge, ruhig.»
    «Was hab ich getan?»
    «Das einzig Richtige.»
    Vincent spürte die Tränen des Kollegen an seinem Hals.
    Im Treppenhaus riefen Leute durcheinander.
    Aus der Ferne näherte sich ein Martinshorn.

80

    Von seinem Wagen aus hatte Vincent das Geschehen im Blick. Grüppchen von Anwohnern steckten auf dem Gehsteig die Köpfe zusammen, Passanten blieben stehen. Uniformierte sicherten den Zugang zum Haus. Die Kriminaltechniker fuhren vor. Ein erstes Fernsehteam brachte sich in Position, der Kameramann schulterte sein Gerät. Vincent fragte sich, ob auch Saskia auftauchen würde.
    Ein Arzt hatte sich bereits um ihn gekümmert. Der linke Abduktor war verletzt, der Muskel, der fürs Abspreizen des Beins zuständig war. Anscheinend war kein Knochen beschädigt und auch kein wichtiges Blutgefäß. Dennoch hatte ihm der Arzt nahegelegt, sich röntgen zu lassen.
    Die Jeans presste den dicken Verband gegen die Wunde, der Muskel pochte mit jedem Pulsschlag. Eine Spritze hatte den Schmerz

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