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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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du mir von ihr?«, bat sie.
    »Wenn du willst. Maria ist eine Ex-Freundin. Ironischerweise ist das Schwarzspeichergesetz daran schuld, dass ich sie kennengelernt habe. Es war die Übergangszeit, als das Festplattenverbot noch nicht in Kraft war. Der Hype um die Pods kam gerade auf Touren, und ich verdiente zum erstem Mal Geld mit meinen Designs. Maria arbeitete bei Siemens-Chrome in der Podentwicklung. Wir hatten ein paar Cyberdates – damals hieß das noch so –, und irgendwann haben wir uns im Real Life getroffen. Ihretwegen bin ich nach Berlin gegangen. Vorher habe ich in Hamburg gelebt, und davor in Frankfurt, glaube ich.«
    »Wart ihr lange zusammen?«
    »Nur ein paar Tage. Sie sagte, wir passen nicht zusammen. Wenn ich ehrlich bin, war ich heilfroh, endlich wieder in einem I-Café zu leben. Ich schätze, im Herzen bin ich einfach ein Nomade.«
    Rebekka dachte über seine Worte nach. »Wirst du es denn noch eine Weile hier aushalten oder hast du vor, Reißaus zu nehmen?«
    »Das hängt von dir ab«, gab er zurück. »Wenn du mir den Aufenthalt weiter versüßt, bleibe ich noch ein paar Nächte, äh, Tage.«
    »Sehr witzig.«
    »Nicht wahr? So, jetzt bin ich dran, dir eine Frage zu stellen. Keine Angst, sie ist nicht persönlich«, fügte er hinzu, als sie scharf die Luft einsog, aber sie blieb dennoch auf der Hut. »Du hast mir doch erzählt, dass du deinen Piloten bedroht hast, als er Flug 799 abschießen wollte. Warum warst du so sicher, dass die Maschine nicht entführt worden war?«
    »Ich hatte eine Nachricht auf mein Pad bekommen.«
    »Eine E-Mail?«

// / 16

    Rebekka dachte an das enge Cockpit des Tornados zurück. »Nein, es war ganz seltsam. Die Nachricht klappte einfach auf meinem Bildschirm auf, ohne dass ich etwas dafür tun musste. Hinterher hieß es, dass ein Passagier eine Direktverbindung zwischen seinem und meinem Pad aufgebaut hat, was immer das bedeutet.«
    »Aber du weißt du nicht, wer?«
    »Nein. Warum?«
    Er winkte ab. »Ich bin nur neugierig. Uns Passagieren hat ja niemand erzählt, was wirklich geschehen ist. Hier, ich will dir noch etwas zeigen.« Er rief eine Unterseite von Running Meph auf. Rebekka erkannte das Profil des Benutzers namens anonyme_quelle . Ein Textfenster lud ein, ihm eine private Nachricht zu schicken.
    »Hast du ihn nun doch angeschrieben?«, fragte sie alarmiert.
    Meph verneinte.
    »Gut. Wir waren uns schließlich einig, dass es zu gefährlich ist.«
    »Du warst dir einig. Ich glaube nach wie vor, dass es besser ist, das Risiko einzugehen, als gar nichts zu unternehmen. Ich bin aufgestanden, weil ich ihm eine Nachricht schicken wollte.«
    »Aber du hast es nicht getan«, stellte sie fest. »Warum nicht?«
    »Weil es nicht mehr nötig ist. Ich glaube, ich habe Cassandros Rätsel gelöst. Ich weiß jetzt, wo er seinen Schwarzspeicher versteckt hat.«
    Rebekka richtete sich auf und sah ihn mit großen Augen an. »Im Ernst? Wo?«
    Meph tippte sich an die Schläfe. »Ich hab es im Traum gesehen. Random, oder? Wahrscheinlich hast du dich verhört und ich habe nicht von Maria, sondern von Mary gesprochen habe?«
    »Kann sein. Wer ist Mary?«
    »Nicht so wichtig. Jedenfalls will ich, dass du morgen in die Zentral- und Landesbibliothek gehst.«
    Vor Rebekkas Wohnung fuhr ein Auto vorbei. Im fliehenden Licht der Scheinwerfer glänzte das Padgehäuse wie ein Mond aus zerkratztem Aluminium. Meph fuhr eine Furche nach und rieb mit dem Fingernagel an einem Fleck, der aus Schmutz oder Schweiß oder vielleicht auch Blut bestand. Der Bildschirm hatte einen Riss bekommen. Auch an seinem eGalaxy hatten die Ereignisse Spuren hinterlassen. Sein Leben lang hatte Meph Wert darauf gelegt, sein Pad pfleglich zu behandeln, und Kruppstahl hatte ihn gezwungen, diesen Grundsatz zu brechen. Eine weitere Erniedrigung, die er dem Minister verdankte. Meph war froh, als er wieder im Dunkeln saß.
    Und noch etwas hatte Kruppstahl ihm aufgebürdet. Wenn er früher eine Entscheidung treffen musste, hatte er eine Rize eingeworfen. Jetzt war er auf Krücken namens Ruhe und Reizarmut angewiesen. Es war erbärmlich. Erbärmlich analog.
    Sein Zeigefinger fand den Einschaltknopf, ohne groß zu suchen. Statusmeldungen flackerten über den Projektor. Mephs Fingerkuppe wanderte weiter zu der angerauten Kunststofffläche des Anmeldesensors. Er vermisste das Gefühl, dieses wohlige Schaudern, wenn er den Verbindungsaufbau startete, kurz bevor das Netz sich ihm öffnete wie die Tür eines exklusiven Clubs. Wenn

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