Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
Vom Netzwerk:
er sich mit dem A-Modul anmeldete, blieb er geschützt, aber es war nicht dasselbe.
    Das Geräusch des Fernsehers schwappte dumpf zu ihm in die Küche. Er wusste, dass Rebekka ungeduldig auf ihn wartete, aber er rührte sich nicht. Ach, Rebekka …
    Seit der ganze Wahnsinn begonnen hatte, war zwischen Mephs Friends und Feinden eine klare Linie verlaufen, eins und null, gut gegen böse. Aber als Rebekka sich von der schießwütigen Kampfpilotin in seine Retterin verwandelt hatte, begannen die Fronten zu verwischen. Mephs Verdacht war spät aufgekeimt. Dass sie ihn gegen jede Vernunft bei sich aufnahm, hatte er hingenommen, und auch ihre verschlossene Art hatte er als Marotte abgetan; verrückt, aber harmlos. Aber dann hatte sie ihren ersten Fehler begangen und nach Maria gefragt. Und als sie heute mit über zwei Stunden Verspätung aus der Bibliothek zurückgekehrt war, hatte sich das Misstrauen endgültig bei ihm eingenistet.
    War wirklich nichts zwischen den Seiten von 1984 versteckt gewesen, wie sie behauptete? Hatte sie die ganze Zeit in der ZLB verbracht und thematisch verwandte Bücher durchgeblättert, oder hatte sie sich in Wahrheit mit Leuten vom IKM getroffen?
    Während Meph ungeduldig durch die Wohnung tigerte, war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen, wie unpersönlich Rebekka sich eingerichtet hatte. Kein Fotoprojektor, keine aufgehängten Bilder, nicht ein Gegenstand mit Erinnerungswert. An sich war das nicht ungewöhnlich. Meph kannte viele, sich selbst eingeschlossen, die keine Andenken besaßen. Man brauchte nichts zum Anfassen, wenn man das eigene Leben auf MyLife dokumentierte. Aber Rebekkas MyLife-Seite war profillos und leer. Wenn es stimmte, dass die Persönlichkeit eines Menschen von den Entscheidungen geformt wird, die er in seinem Leben trifft, dann war sie entweder vor zwei Wochen zur Welt gekommen oder hütete ein Geheimnis. Und Geheimnisse waren für Meph lebensgefährlich. Er würde herausfinden müssen, was sie vor ihm verbarg. Und er wusste auch schon, wie er das anstellen wollte.
    Bei dem Gedanken, dass er auf das Profil einer Fremden zugreifen konnte, aber nicht auf sein eigenes, ballte er die Faust. Er hasste Kruppstahl!
    Die Tür knarrte. »Warum sitzt du im Dunkeln?«
    Rebekka betätigte den Lichtschalter. Meph kniff die Augen zusammen. »Ich wollte einen Moment allein sein. Ich dachte, du würdest das verstehen.«
    »Und was hast du damit vor?«
    Er betrachtete das eGalaxy. Seine Fingerkuppe lag auf dem Padsensor. Routinganfragen und Adresszuweisungen huschten über den Bildschirm. Hastig unterbrach er den Vorgang und schob das A-Modul in den Erweiterungsschacht. »Gar nichts.«
    Rebekka sah ihn skeptisch an. Dann deutete sie in Richtung Wohnzimmer. »Es geht los.«
    »Westphal?«
    Sie war schon aus der Tür. Meph war froh darüber. Es fiel ihm von Minute zu Minute schwerer, den vertrauensseligen Noob zu spielen, während er wusste, dass sie ein falsches Spiel mit ihm trieb. Aber er durfte sich keinen Fehler leisten. Wenn sie ihn durchschaute, war sein Leben kein Bit mehr wert.
    Rebekka hockte auf der Sofalehne und betrachtete den Schwarzspeicher auf dem Tisch wie eine tote Spinne. Meph legte sein Pad daneben und setzte sich, ließ aber etwas Platz zwischen ihnen. Westphal war noch nicht dran. Gianna reihte immer noch wilde Spekulationen über Ephraim und Meph aneinander, um ihr Publikum nach einem Abend voller Terror-Sondersendungen für den Endspurt wachzurütteln.
    Mephs Pad verband sich per Funk mit der Festplatte, die er von Cassandro bekommen hatte. In den vergangenen Tagen hatte sie Meph bei der Aufnahme seiner Videoclips gute Dienste geleistet. Während er den Akkuladestand überprüfte, spürte er Rebekkas Blick auf sich ruhen. Nicht auf sich, verbesserte er sich, sondern auf dem Schwarzspeicher in seinen Händen.
    Er hielt ihr das Gerät entgegen. »Er tut dir nichts.«
    Sie sah weg und tat so, als interessiere sie das, was Gianna sagte.
    Meph verbrachte zwei oder drei Minuten damit, seinen Plan ein letztes Mal durchzugehen. Dann fiel sein Name, und er horchte auf. »… um Mephs Hals immer enger zusammen. Doch was soll mit ihm geschehen, nachdem das IKM ihn wieder in Gewahrsam hat? Vor der Sendung konnten Sie, verehrte Zuschauer, über die Strafe abstimmen, die Ephraims rechte Hand erhalten soll. Werfen wir einen Blick auf das Ergebnis.«
    »Ephraims rechte Hand? Das ist neu«, murmelte er, während eine Balkengrafik eingeblendet wurde. »Wie Sie sehen können,

Weitere Kostenlose Bücher