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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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Sie noch? ›Wer hat das zugelassen? Ich will ihn zurück, um jeden Preis. Sollen doch andere an seiner Stelle sterben, Tausende, Millionen. Ich werde ihnen keine Träne nachweinen.‹ Wissen Sie, bei solcher Offenherzigkeit muss Ihnen wirklich keiner mehr nachspionieren.«
    Er erntete Gelächter und Applaus. Auch Conny war amüsierte. »Dein Chef ist wirklich köstlich. Ich möchte nicht in der Haut des anderen stecken.«
    Das wollte Stephans auch nicht. Die Kamera hielt gnadenlos auf Achatius. Er war den Tränen nahe. »Das … Ich habe das nie veröffentlicht«, stammelte er. »Und wenn doch … Ich war jung und von Trauer überwältigt …«
    »Das Netz vergisst nichts«, erwiderte Gianna. »Haben Sie das nicht in der Grundschule gelernt?«
    Aber Achatius war noch nicht geschlagen. »Nur weil ich manchmal Persönliches von mir preisgebe, verwirke ich nicht mein Recht auf Privatsphäre. Das Schwarzspeichergesetz bewirkt das Gegenteil von dem, wofür es geschaffen wurde. Es sollte den Terrorismus bekämpfen. Stattdessen lässt es die Zahl der Schattenmenschen stetig ansteigen.«
    »Und woher wissen Sie das?«, fragte Westphal. »Es gibt keine Statistiken über Personen, die sich der Podpflicht verweigern. Es ist nicht einmal gesichert, dass die Schattenmenschen, wie Sie sie nennen, überhaupt existieren.«
    »Dass sie sich verstecken, heißt nicht, dass es sie nicht gibt.«
    »Herr Achatius, Sie sind verpflichtet, Informationen über Gefährder unverzüglich mit den Behörden zu teilen«, belehrte ihn Gianna. »Wenn Sie etwas über Schattenmenschen wissen, dann müssen Sie es Herrn Westphal auf der Stelle sagen.«
    »Das könnte Ihnen so passen. Er kann ja meinen Pod durchsuchen.« Dafür wurde er abermals ausgebuht.
    »Wenn es nötig ist, werde ich das tun, das können Sie mir glauben«, erwiderte Westphal. »Abgesehen davon hat sich das Schwarzspeichergesetz als überaus wirksam erwiesen. Es sorgt für eine effektive Überwachung der elektronischen Kommunikationskanäle, die von Gefährdern für die Planung ihrer Taten genutzt werden. So verhindert es neue Anschläge und ermöglicht regelmäßige Fahndungserfolge.«
    »Sie meinen diverse Festnahmen von Personen, die ohne Rechtsbeistand und ohne offizielle Anklage an unbekannten Orten festgehalten werden? Sie haben nicht einmal bekannt gegeben, wie viele Menschen Sie überhaupt festhalten und was ihnen vorgeworfen wird.«
    »Nichts, was ich tue, liegt außerhalb der Befugnisse, die der Gesetzgeber meinem Ministerium einräumt.«
    »Ein demokratisch legitimierter Polizeistaat ist immer noch ein Polizeistaat!«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich tue nur meine Pflicht. Ich sorge dafür, dass nie wieder ein solcher Anschlag auf deutschem Boden geschieht.« Donnernder Applaus für Westphal.
    »Warum klatschen Sie denn?«, rief Achatius verzweifelt. »In den Jahren vor Ephraims Anschlag gab es auch keinen vergleichbaren Fall, und damals existierte das Schwarzspeichergesetz nur in seinen Träumen. Westphal ist eine Gefahr für Deutschland!«
    Die Studiogäste hielten den Atem an. Es war so still, dass Stephans glaubte, die Bits und Bytes der Livebilder rieseln zu hören, die von den Sendeservern zu den WLAN-Masten im ganzen Land übertragen wurden.
    Westphal machte eine abrupte Bewegung, und seine und Achatius‘ Nasenspitzen waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt. »Wie können Sie es wagen! Ich stand damals am Ground Zero! Ich grub mit bloßen Händen in den Trümmern, von einem einzigen Gedanken beherrscht: Ich hätte den Anschlag verhindern können. Ich hätte Ephraim stoppen können, wenn ich meine Vorstellung von Sicherheit rechtzeitig hätte durchsetzen können. Die notwendigen Gesetze lagen fertig in meiner Schublade, aber niemand wollte davon hören. Ich hätte die Menschen retten können …« Seine Stimme brach ab. Er brauchte einen Moment, bis er sich wieder in der Gewalt hatte. Er trug arg dick auf, fand Stephans.
    »Wissen Sie, was ich mir am Grab Ihres Vaters und all der anderen geschworen habe? Nie wieder soll eine Mutter mich fragen müssen, warum ich den Tod ihres Kindes nicht verhindert habe. Von diesem Ziel werde ich nicht abweichen. Wenn Sie eine bessere Strategie kennen, um Anschläge wie den von Ephraim zu verhindern, dann lassen Sie sie hören. Wenn nicht, dann halten Sie den Mund und lassen mich verdammt nochmal meine Arbeit tun!«
    Den Rest der Sendung sagte Achatius kein einziges Wort mehr.
    Sie hatten einander schon Gute Nacht

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