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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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Raum.
    Zwei Gedanken ragten aus dem wirbelnden Chaos in Rebekkas Kopf heraus: Marcos hatte sie verraten. Und: Gut, dass sie ihr die Dienstwaffe abgenommen hatten.
    »Oberleutnant Meyer, unterzeichnen Sie, anstatt die Sache unnötig in die Länge zu ziehen. Sie haben nichts in der Hand.« Da war kein Triumph in Litteks Stimme. Er wollte die Angelegenheit einfach beenden.
    Und während Rebekka aufstand, um sich über Dreggers Pad zu beugen, löschte sie auf der Liste in ihrem Kopf den letzten Namen.
    Oberst Kravcyk war einer der wenigen, die an Rebekkas Stubentür klopften, um sich von ihr zu verabschieden, und er war der Einzige, der nicht die Augenbrauen hob, als er die zerknüllten Taschentücher sah, die auf dem Fußboden herumlagen.
    »Was wollen Sie?«, fuhr sie ihn an.
    »Darf ich eintreten? Es dauert nicht lange.«
    Sie spielte mit dem Gedanken, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, trat dann aber schweigend zur Seite. Kravcyk schloss die Tür hinter sich und nahm sein Barett ab. Er war kleiner als Rebekka, und auf seinem Kopf krochen die Geheimratsecken beharrlich aufeinander zu. Zum ersten Mal konnte sie ihm sein Alter ansehen.
    »Ich will Sie nicht kränken, indem ich Ihnen mein Mitgefühl ausspreche, Oberleutnant Meyer. Ich bin einer der Verantwortlichen für das, was geschehen ist, und dafür …«
    »Nennen Sie das Kind ruhig beim Namen«, schnitt sie ihm das Wort ab. Dienstgrade und Anstandsregeln waren ihr in diesem Augenblick herzlich egal. »Sie haben meine Karriere und meine Existenz zerstört. Sie haben mich den Wölfen zum Fraß vorgeworfen!«
    »Vermutlich haben Sie recht. Wie dem auch sei, ich bin nicht zu Ihnen gekommen, um mich zu entschuldigen, sondern weil ich Sie um etwas bitten möchte.«
    Sie lachte ohne eine Spur von Humor. »Nach dem, was Sie vorhin getan haben, brauchen Sie nicht einmal nach dem Dreck unter meinen Fingernägeln zu fragen.«
    Er straffte sich. »Zügeln Sie sich. Sie sind verbittert, vermutlich verachten Sie mich aus tiefster Seele, aber vergessen Sie nicht, dass ich noch immer Ihr vorgesetzter Offizier bin.«
    »Nur noch bis Mitternacht. Dafür haben Sie selbst gesorgt, Herr Oberst . Ist das alles?«
    »Hören Sie, Sie haben allen Grund, mich zu hassen. Ebenso Brent, Dregger und den Rest der Luftwaffe gleich mit. Trotzdem …«
    »Es ist mir …«
    »Jetzt lassen Sie mich doch wenigstens einmal ausreden!«, bellte er. Rebekka verspürte Genugtuung, war aber klug genug, es nicht auf die Spitze zu treiben.
    »Ich mache es kurz«, versprach Kravcyk. »Hassen Sie, wen Sie wollen. Wenn Sie müssen, hassen Sie die ganze Welt, aber ich bitte Sie: Hassen Sie nicht die Fliegerei. Sie ist das größte Glück, das es gibt. Lassen Sie es sich nicht von der Politik verleiden.«
    Damit hatte Rebekka nicht gerechnet, und sie schwieg.
    Kravcyk knetete sein Barett in den Händen. Als er keine Antwort erhielt, ließ er die Schultern hängen. »Ich lasse Sie jetzt allein. Viel Glück auf Ihrem weiteren Weg.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Der Schießbefehl«, sagte Rebekka, als er die Hand nach der Tür ausstreckte. »Kam er von der Luftwaffe oder aus dem IKM?«
    »Dazu darf ich nichts sagen.«
    Sie sah ihn an. Kravcyk hielt ihrem Blick eine ganze Weile stand, ehe er die Augen niederschlug. Er trat auf Armeslänge an sie heran und senkte seine Stimme zu einem Raunen, bei dem Rebekka sich fragte, ob man ihre Stube verwanzt hatte und wenn ja, seit wann. »Wer sich Gedanken darüber macht, wie scharf das Ministerium darauf drängte, die Verweigerung des Schießbefehls zu ahnden, der braucht diese Frage nicht zu stellen.«
    Rebekka nickte. Im Grunde hatte sie es bereits gewusst. »Und warum ich?«
    »Wie bitte?«
    »Warum ließen Sie ausgerechnet mich fallen? Genauso gut hätten Sie Hauptmann Brent zum Sündenbock machen können. Wahrscheinlich hätten Sie dafür sogar weniger lügen und manipulieren müssen. In jedem Fall hätten Sie die bessere Soldatin behalten.«
    »Meinen Sie? Er hat es immerhin zum Hauptmann gebracht, obwohl er zwei Jahre jünger ist als Sie.«
    »Tun Sie doch nicht so. Sie haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass Sie nichts auf den Dienstgrad geben. Ich bin … Ich war eine verdammt gute WSO, und ich weiß, dass Sie das wissen. Warum haben Sie trotzdem mich geopfert? Hatten Sie Angst, ich würde mich weigern, ihm den Dolch in den Rücken zu rammen?«
    »Glauben Sie, er hat es genossen?«, gab Kravcyk zurück. » Seien Sie froh, dass Sie nicht an seiner Stelle

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