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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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Frauen sind schmaler und kommen in freundlichen Designs daher oder sind, dem aktuellen Trend folgend, auf die Haarfarbe der Trägerin abgestimmt. Diejenigen, die keinen Helm tragen, sind klar in der Minderheit und werden von den übrigen Passanten mit dem Misstrauen beäugt, das früher einmal torkelnden Betrunkenen und Hooligans vorbehalten war.
    Die Schlange vor der Sicherheitsschleuse ist lang. An Decke und Wänden behält eine Batterie von Kameras, Mikrofonen und Wärmebildsensoren die Wartenden im Blick. Das Schleusenpersonal trägt die gelben Jacken der BVG-Sicherheit und Elektroschocker an der Hüfte. Eines der Hinweisschilder fordert die Wartenden auf, das Helmvisier zu lüften, um der Gesichtserkennung die Arbeit zu erleichtern.
    Als Meph an der Reihe ist, betritt er den Körperscanner. Für einen Moment spiegelt er sich im Helm des Sicherheitsmannes. Meph ist müde, aber nicht unglücklich. Balas Knopfkamera ist ein winziger Fleck an seinem Kragen, der nicht auffällt, wenn man nicht genau weiß, wonach man sucht.
    Meph wird durchgewunken, nimmt seine Reisetasche aus dem Maul des Gepäckscanners und fährt eine Rolltreppe hinunter. Am unteren Ende der Treppe, wo der Bahnsteig anfängt, zeigt ein Wandprojektor den Fahrpreis von Tegel nach Spandau an, der gerade von Mephs Konto abgebucht wird. Weiter vorne fährt eine Bahn ein. Scheinwerferlicht flutet die Kamerablende und lässt Farben und Umrisse für kurze Zeit verschwimmen. Trotzdem lassen sich die Schilder ausmachen, die das Ende des Sicherheitsbereichs anzeigen, in dem Bild- und Tonaufnahmen bei Strafe verboten sind. Ein Passant hastet an Meph vorbei und setzt im Laufen sein Headset wieder auf, das er vor Betreten der Sicherheitsschleuse abgenommen hatte.
    Das Bild verwischt, als Meph die Kamera abnimmt und auf sein verunsichertes Gesicht richtet. Er schaut sich um, aber anscheinend hat niemand seinen Gesetzesverstoß bemerkt. Nach ein paar Sekunden atmet Meph erleichtert aus, und kurz darauf zeigt die Kamera wieder geradeaus, als sei nichts geschehen.
    Er hatte vier Stunden geschlafen, zwei Rize genommen und die Zahl seiner Friends um ein paar Tausend vergrößert, als jemand um eine Direktverbindung zu seinem Pad bat. Meph bestätigte per Fingerabdruck und war überrascht, als Davids Stimme aus dem Headset zu ihm sprach.
    »Ich wollte nur fragen, ob du in Ordnung bist. Ich habe erst nach einer Weile begriffen, warum deine Verbindung während des Spiels so plötzlich abgebrochen ist.«
    »Danke, mir geht es gut«, antwortete Meph. Richtig, sie waren mitten in der Welt von Thought Police gewesen, als am Himmel das Netz ausgefallen war.
    »Wirklich? Du bist fast draufgegangen.«
    »Wirklich«, sagte Meph, und es stimmte. Durch den Vorhang seiner Kabine drangen Schüsse und das Gemurmel der anderen Baang-Gäste zu ihm hinein. Er lehnte sich in seinem Schlafsessel zurück und legte die Füße hoch. Seine Gedanken waren klar und geordnet. Alles war, wie es sein sollte.
    »Na dann«, meinte David. »Ich wollte mich schon früher bei dir melden, aber du warst lange offline. Erst heute Morgen war dein Livestream wieder da.«
    Meph zog eine Grimasse. »Nach der Notlandung haben sie uns die Pads abgenommen, und in der Ersatzmaschine gab es kein Netz. Ich war 36 Stunden lang offline. Ich frage mich immer noch, wie ich das überlebt habe.«
    »Wer, die?«
    »Die uns befragt haben?« Meph kramte in seiner Erinnerung. »Soldaten, meine ich. Und Typen in Anzügen. Sie wollten wissen, ob ich etwas mit dem Systemausfall zu tun hatte.«
    »Waren sie vom IKM?«
    Meph zuckte die Achseln. Dann fiel ihm ein, dass David die Geste nicht sehen konnte, weil sie nicht über eine gewöhnliche Bild-Ton-Verbindung sprachen, und er fügte hinzu: »Kann sein. Warum willst du das wissen?«
    »Ich finde es bemerkenswert, wie man dich behandelt. Die hätten um ein Haar 700 Menschen vom Himmel gepustet, und als ihr mit dem Leben davonkommt, beschuldigen sie euch, Terroristen zu sein.«
    »Ach was. Dieser Beinahe-Abschuss ist das Beste, was mir je passiert ist. Seit sich auf MyLife herumspricht, dass ich einer der Passagiere von Flug 799 war, schießt die Zahl meiner Friends in die Höhe. Habe ich dich schon geaddet? Wenn du mir deinen Nickname sagst, mache ich es gleich jetzt. Ich gebe dir auch mein Thought-Police -Design zum Download frei.«
    David ging nicht darauf ein. »Dann ist es dir also egal, dass dein Leben beinahe durch Westphals Luftabwehrgesetz II beendet worden

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