- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
nicht beruhigen! Nicht, solange Sie weiterhin Anfragen stellen, die keinen interessieren.«
Stephans blieb vor dem Eingang zu Bürowürfel B-4 stehen und warf einen Blick um die Ecke. Über dem Chaos auf und um Fenningers Schreibtisch herum flimmerte eine Projektion von Trautmann aus der Ermittlung. Er sah so wütend aus, wie Fenninger tat.
»Ach, ja?«, schnaubte der Aktenschaufler in sein Headset. »Wenn das so ist, können Sie die Sache gerne an meinen Abteilungsleiter herantragen. Ich bin sicher, er freut sich über unnötige Arbeit genauso wie ich.«
Trautmann schüttelte die Faust in seine 3D-Kameras und fluchte stumm. Dann schaltete er ab, und die Projektion verschwand.
»Sie mich auch.« Mit einem zufriedenen Grinsen warf Fenninger das Headset von sich und drehte sich zu Stephans um. »Hallo, Hanno.«
Stephans trat ein. »Du solltest Telefonsex anbieten. Du würdest Millionen verdienen.«
»Ja. Die Hälfte an Conny.«
»Und die andere Hälfte an dir selbst.«
»Ich weiß eben, wie gut ich bin.« Fenninger schob seine The-Boss -Kaffeetasse zur Seite, die wie zufällig seine Padkamera verdeckt hatte, und überprüfte den Sitz seiner Haare anhand seiner eigenen Projektion. »Wie geht es deiner Platte?«
Stephans fuhr sich gelassen durch das spärliche Haar. Fenningers Sticheleien hatten ihn schon in der Schulzeit nie wirklich ärgern können. Im Gegenteil, er bewunderte seinen alten Freund seit jeher für seine unerschütterliche Gelassenheit. Man hätte Fenninger in eine Jauchegrube werfen können, und wenn er wieder auftauchte, würde er einen verlorenen Diamantring in der Hand halten.
»Tu mir bitte einen Gefallen und richte Trautmann aus, er soll die Dossiers, die er anfordert, gefälligst lesen, bevor er neue Anfragen stellt«, sagte Fenninger.
»Den Teufel werde ich tun.«
»Ich vergaß. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.« Fenninger legte die Hände wie Vogelflügel zusammen.
»Aus persönlichen Sachen halte ich mich raus«, brummte Stephans. »Was ist überhaupt los?«
»In der letzten Woche habe ich für ihn vier Berichte erstellt, und er hat auf keine dieser Dateien zugegriffen. Wozu mache ich mir die ganze Arbeit? Für den Papierkorb?«
»Jetzt reg dich ab. Die Abteilung Datenbeschaffung ist schließlich nicht gerade überlastet. Sonst hättest du vorhin sicherlich gezögert, meine kleine Bitte anzunehmen.«
Fenninger runzelte die Stirn. »Da tue ich dir einen Gefallen – mal wieder –, und du wirfst es mir vor?«
»Ich meine doch nur, wenn ich dir nicht dann und wann ein paar einfache Datenanfragen zuschanzen würde, hätte man dich längst wegrationalisiert«, versuchte Stephans, den misslungenen Scherz zu retten.
»Ich arbeite länger hier als du«, entgegnete Fenninger. »Woher ich das so genau weiß? Ach, richtig, weil ich längst ein IKM-Veteran war, als mein alter Freund Hanno mich bat, ein gutes Wort für ihn einzulegen.«
»Wofür ich mich bereits gebührend bedankt habe«, sagte Stephans gepresst. Das Gespräch steuerte in eine Richtung, die ihm nicht besonders gefiel. Es stimmte, dass Fenninger viel für ihn getan hatte. Ohne seine Fürsprache hätte Stephans die Stelle als IKM-Kommissar nie bekommen, und einige Wochen später hätte die Bank das Haus endgültig gepfändet. Dafür, dass seiner Mutter dieser Verlust erspart geblieben war, würde er Fenninger ewig dankbar sein. Trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, wenn der andere nicht ständig darauf herumgeritten wäre.
»Warum hast du mich eigentlich gebeten, hier herunterzukommen?«, wechselte er abermals das Thema.
»Wir waren lange nicht mehr im Stadion«, meinte Fenninger. »Ich hätte Lust, die Hertha mal wieder verlieren zu sehen.«
»Meinetwegen. Ich kann versuchen, zwei Tickets zu kriegen.« Sie wussten beide, dass es kein Problem sein würde. Seit dem Attentat waren bei Livespielen nicht mehr als 1.000 Zuschauer zugelassen, und trotzdem war seither kein einziges Spiel ausverkauft gewesen. »Hättest du mich das nicht am Telefon fragen können?«
»Heißt das, du lädst mich ein?«
»Meinetwegen«, seufzte Stephans. Vielleicht bekam er dann einmal weniger zu hören, wie tief er in Fenningers Schuld stand.
»Dann hast du dir das hier verdient.« Fenninger hob seine externe Tastatur an und zog einen Schnellhefter darunter hervor, der mehrere Seiten echten Papiers enthielt.
Stephans nahm ihn entgegen und las die Überschrift. »Bill-Gates-Grundschule? Ist das das Dossier, um das ich dich gebeten
Weitere Kostenlose Bücher