- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
in die von Thought Police übertragen hast. Genau hier hat Lundi mit Connor und den anderen Kontakt aufgenommen. Die Chancen standen gut, dass es auch im echten Leben funktioniert.«
»Sieh an, so viel Raffinesse hätte ich dir gar nicht zugetraut. Dann ist dir sicherlich auch klar, dass dies das letzte Mal ist, dass wir miteinander sprechen. Deine neuen Freunde werden etwas mehr als vier Minuten brauchen, um diese Leitung anzuzapfen, und danach ist sie nie wieder sicher.«
Genau wie bei Thought Police . Auch Lundi hatte sie nie wieder über die Telefonzelle kontaktiert.
»Du bist Cassandro«, sagte Meph. Es war keine Frage.
»Was willst du?«
»Ich brauche deine Hilfe. Ich muss dich treffen.«
»Vergiss es.«
»Du bist der Einzige, an den ich mich wenden kann. Seit ›Ich kooperiere doch‹ im Netz die Runde macht, ist meine Friends-Liste leer. Niemand will etwas mit mir zu tun haben. Sie haben Angst vor mir.«
»Nicht vor dir. Vor dem IKM. Und sie tun recht daran.«
»Ich weiß. Das IKM ist gefährlich.« Es war das erste Mal, dass Meph sich diese Tatsache eingestand. Seltsamerweise erleichterten ihn die Worte. »Deshalb musst du mir helfen, unterzutauchen.«
»Und dabei Westphals Bluthunde zu mir führen? Vergiss es. Ich lege jetzt auf.«
»Nein, warte! Es tut mir leid, dass ich dich ausgelacht habe. Ich wusste es nicht besser. Aber jetzt ist alles anders. Du hast ja gesehen, was sie mit mir gemacht haben.«
»Ich war sogar live dabei, als sie dich auf offener Straße entführt haben.«
»Dann weißt du, dass ich dich nicht belüge.«
»Na, und? Glaubst du, du bist der Einzige, den sie im Visier haben? Wenn ich dir helfe, kriegen sie uns beide. Du wirst es nicht gerne hören, Meph, aber so wichtig bist du mir nicht.«
»Hast du Angst, dass ich dich in eine Falle locken will? Das tue ich nicht. Ich habe mich auf keinen Deal eingelassen. Von mir haben sie nichts über dich erfahren.«
»Weil du nicht das Geringste über mich weißt. Ich habe mich abgesichert, und so werde ich es auch weiterhin halten.«
Meph änderte seine Taktik. »Dann willst du weiter nur so tun, als würdest du Widerstand leisten?«
»Was willst du damit sagen?«, entgegnete David scharf.
»Du bist wie ein Kind, das sich unter der Bettdecke verkriecht. Wenn du es ernst meinen würdest, dann würdest du etwas gegen Westphal unternehmen, aber stattdessen spielst du den Widerstand bloß nach. Seine Leute halten dich für einen Staatsfeind. In Wirklichkeit bist du ein Feigling.«
»Aber wenn ich dir in die Schatten verhelfe, dann bin ich kein Feigling mehr, sondern ein ganzer Kerl? Tut mir leid, Meph, du musst dir schon etwas Besseres einfallen lassen, damit ich für dich mein Leben riskiere.«
»Dein Leben? Das hier ist nicht Neoberlin. Es gibt Gesetze und so.«
»Richtig, ich brauche nur ›Ich kooperiere doch‹ zu rufen und alles wird gut.«
Meph biss sich auf die Unterlippe. All seine Hoffnung ruhte auf David. Er dachte daran, was Connor tat, wenn er jemanden auf seine Seite ziehen wollte: Er würfelte auf Überzeugen, und wenn das nicht funktionierte, überließ er Lilith und ihren Psi-Kräften das Feld. Meph hasste das echte Leben.
»Was soll ich denn machen? Ich kann nirgendwo hin, dafür haben sie gesorgt. Ich flehe dich an, David. Du bist meine letzte Hoffnung. Wenn du mich im Stich lässt, weiß ich nicht, was ich tun soll.«
»Lass dir was einfallen. Lebwohl, Meph.«
»Warte!«, rief Meph verzweifelt. »Es geht nicht um mich. Nicht nur jedenfalls. Ich schütze jemanden.«
Für eine Sekunde dachte er, David hätte aufgelegt, aber dann hörte er seine Stimme durch den Regen. »Wen?«
»Das spielt keine Rolle. Aber sie hat mit der ganzen Sache nichts zu tun, und damit das so bleibt, muss ich verschwinden.«
»Random. Meph, der König der Netzjunkies, ist in Wahrheit ein Romantiker.« Meph brauchte einen Moment, um das knisternde Geräusch als Davids Lachen zu identifizieren. »Andererseits passt es zu dir. Ich fand Connors Mary schon immer ein bisschen zu glaubwürdig.«
»Also, was ist?«
»Sei froh, dass ich keine Zeit zum Überlegen habe.«
»Heißt das, du hilfst mir? Für Mary?«
»Nein. Ich will nur nicht, dass du dich meinetwegen von der Glienicker Brücke stürzt. Außerdem gibt es etwas, was du für mich tun kannst, also hör genau zu …«
Er hatte schon vor einer Stunde ins Bett gehen wollen, aber Stephans saß immer noch im Wohnzimmer und brütete vor sich hin. Er wurde das Gefühl nicht los,
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