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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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her sind«, erwiderte Meph. »Niemand hat dich gezwungen, den ganzen Schrott hier zu sammeln.«
    »Wen interessiert das denn jetzt noch? Kruppstahl kennt keine mildernden Umstände. Der will mich fertigmachen!« Cassandro ließ die Festplatte in Mephs Rucksack fallen. »So, jetzt verstößt du auch gegen das Schwarzspeichergesetz. Wie es dazu kam, ist ihm egal. Wenn ihm eine Information nicht passt, löscht er sie, und die Gesetze, die er dafür braucht, hat er selbst geschrieben.«
    »Westphal ist kein Diktator. Er ist auf legalem Weg an die Macht gekommen«, widersprach Meph.
    »Kann er deswegen kein Tyrann sein? Hast du es immer noch nicht begriffen?« Cassandro machte eine Geste nach oben, zu der Welt über ihren Köpfen. »Das hier ist ein Überwachungsstaat, und dein geliebter demokratisch gewählter Informationskontrollminister ist die fette Spinne in der Mitte. Aber ihr begehrt nicht gegen ihn auf, nein, ihr jubelt ihm zu. Und warum? Weil ihr Angst habt. Angst vor dem Terror, vor den Nachbarn und wahrscheinlich sogar vor eurem eigenen Spiegelbild.«
    »Ein paar Spinner vielleicht. Aber …«
    »Mach dir nichts vor«, fiel Cassandro ihm ins Wort. »Du bist genau wie alle anderen. Sieh dich doch an mit deinem Schutzhelm und deiner Kevlarweste. Du hast die Hosen so voll, dass du dich kaum noch auf die Straße traust. Westphal verspricht dir Sicherheit, und du hoffst, dass er recht hat. Aber das Geschäft mit der Sicherheit funktioniert nur, solange die Leute sich fürchten.«
    »Was willst du damit sagen? Dass Westphal gezielt die Angst in der Bevölkerung schürt?«
    »Ist es denn anders? Wenn sich niemand mehr bedroht fühlt, ist das IKM überflüssig. Dann verliert Westphal seine Macht, und um das zu verhindern, sorgt er dafür, dass die Angst erhalten bleibt.«
    »Das ist absurd«, sagte Meph mit ehrlicher Überzeugung. »Westphal ist der ehrlichste Politiker, den wir haben. Alle Umfragen sagen das, und seine Trauer um die Opfer des Funkturmanschlags war echt.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Er hat sich schwer verletzt, als er in den Trümmern gewühlt hat.«
    »Das beweist seine Opferbereitschaft, mehr nicht«, konterte Cassandro. »Vielleicht war er früher sogar wirklich der wohlmeinende Idealist, für den du ihn hältst, und wurde erst später von der Macht korrumpiert. Es macht keinen Unterschied.«
    »Wenn du recht hast und Westphal wirklich so viel Dreck am Stecken hat«, versuchte Meph es aus einer anderen Richtung, »müsste dann nicht die Gerüchteküche überquellen? Das Netz müsste voll von Verschwörungstheorien über das IKM sein.«
    Cassandro schürzte geringschätzig die Lippen. »Wenn du dich je für das Thema interessiert hättest, dann wüsstest du, dass das auch der Fall ist. Die entsprechenden Seiten liegen natürlich alle auf ausländischen Servern, und sie von Deutschland aus aufzurufen ist gefährlich. Kruppstahl tut alles, um die Verbreitung solcher Gedanken zu verhindern. Gut für ihn, dass er auf jeden Pod im Land zugreifen kann. Wenn ihm jemand zu nahe kommt, weiß Westphal es als Erster.«
    Meph schüttelte den Kopf. »Ich glaube allmählich, du verwechselst das IKM mit der Gedankenpolizei. Wenn Westphal wirklich ein machtbesessener Tyrann wäre, wie du behauptest, dann würde er uns allen eine Bedrohung einreden, die nicht existiert. Aber so ist es nicht. Ephraims Anschlag gab es wirklich.«
    »Glaubst du auch nur ein einziges Wort von dem, was sie darüber erzählen?«
    »Jedenfalls ist der Funkturm nicht aus Materialermüdung umgefallen. Und behaupte jetzt bloß nicht, dass Westphal den Anschlag inszeniert hat.«
    »Ich kann es nicht beweisen, falls du das meinst«, erwiderte Cassandro.
    »Natürlich nicht. Es hätte mich auch gewundert, etwas anderes als Behauptungen und Spekulationen zu hören. Mir gegenüber hat man übrigens behauptet, du stehst mit Ephraim in Verbindung. Das ist vermutlich auch eine dieser Lügen, mit denen Westphal die Angst im Land schürt?«
    Cassandro lachte wieder, aber diesmal lag kein Spott mehr darin, sondern nichts als Resignation. »In Verbindung. So kann man es ausdrücken.«
    Meph riss die Augen auf. »Dann … dann ist es wahr? Du weißt, wer Ephraim ist?«
    »Ja. Und Westphal weiß es auch.«
    Das konnte nicht sein. Meph musste sich verhört haben. »Du … Du behauptest, du weißt, wer Ephraim ist?! Und Westphal ebenso?«
    Cassandro nickte. Es war eine greisenhafte Bewegung, bar jeder Hoffnung. »Ich sagte doch, jedes Wort von ihm

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