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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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schrie so laut, dass Meph ein paar Spucketropfen abbekam. »Bist du völlig bescheuert? Jetzt können sie deine Transaktionen zurückverfolgen! Hast du bei Thought Police denn gar nichts gelernt?«
    »Jetzt schalt mal deinen Lüfter wieder ein. Man kommt nicht mehr so einfach an Bargeld heran, jedenfalls nicht, ohne Verdacht zu erregen. Aber mach dir keine Sorgen«, versuchte Meph, ihn zu beruhigen. »Die wissen nicht, wo ich bin. Das ist ausgeschlossen.«
    »Du hast ja keine Ahnung, wozu die fähig sind«, krächzte Cassandro. Seine Hände flogen über die Tasten. Sekunden später gingen auf den Bildschirmen Fenster mit den Kamerabildern aus dem Bahnhof auf.
    »Mein Gott!«
    Die Bilder stellten Mephs schlimmste Befürchtungen in den Schatten. An sämtlichen Zugängen waren die Metalltore heruntergelassen. Auf den Bahnsteigen drängten sich Menschen, denen die Unruhe noch aus der Totale anzusehen war. Kein Zug fuhr, selbst die Rolltreppen standen still. Bewegung herrschte überall dort, wo sich Uniformierte mit umgehängten Maschinenpistolen ihren Weg durch die Menge bahnten.
    In Cassandros Augen flackerte Panik. »Die haben die ganze Station abgesperrt. Die sind auf dem Weg hierher. Die werden mich umbringen!«, rief er, und seine Stimme überschlug sich.
    Meph klebte die Zunge am Gaumen. Er brauchte eine Rize. »Noch haben sie uns nicht«, hörte er sich sagen. »Wir können immer noch abhauen.«
    »Ich hätte dir niemals helfen dürfen. Du hast sie direkt zu mir geführt. Jetzt bringen sie mich um! Es ist vorbei. Es ist vorbei.« Cassandro sagte den Satz wieder und wieder vor sich hin, und unter seiner Panik schien er fast ein bisschen Hoffnung daraus zu schöpfen.
    Meph raffte Helm und Rucksack an sich. Sein Blick flackerte zwischen den beiden Türen hin und her. »Dieser Wartungsschacht. In welcher Richtung liegt er?«
    Cassandro sah zur zweiten Tür hinüber, machte aber keine Anstalten zu fliehen. »Es hat keinen Zweck.«
    »Das werden wir ja sehen.« Meph stemmte sich mit der Schulter gegen den Metallschrank, der die Tür blockierte. Das Möbelstück glitt ein paar Zentimeter zur Seite, dann wurde es von irgendetwas blockiert. Mephs Füße rutschten haltlos über den Boden. »Hilf mir!«, ächzte er.
    Cassandro antwortete nicht. Er hatte sich über seine Computer gebeugt, und seine Finger flogen über die Tasten.
    Meph stemmte sich gegen den Schrank und versuchte es weiter. Metall knirschte, aber er rührte sich nicht vom Fleck. Meph suchte einen Ansatzpunkt, um das Möbelstück zu kippen, mit dem Ergebnis, dass die scharfen Metallkanten ihm in die Finger schnitten.
    »Cassandro!«
    »Geh!«, rief dieser. »Es ist vorbei. Jetzt kann ich meine Datei freigeben und die Bombe platzen lassen.«
    Der Rest seiner Worte ging in dem Dröhnen des Schlages unter, unter dem die andere Tür erbebte. Staub rieselte von der Decke. Eine verzerrte Stimme rief: »Aufmachen, IKM! Öffnen Sie sofort die Tür!«
    Mit einer verzweifelten Anstrengung warf Meph sich gegen den Aktenschrank. Es gelang ihm, ihn so weit zur Seite zu schieben, dass er die Türklinke erreichen konnte. Meph öffnete die Tür einen Spalt und benutzte sie als Hebel, um den Schrank weiter aus dem Weg zu schieben. Metall quietschte über den Betonboden.
    Irgendwann war die Türöffnung groß genug, dass Meph sich hindurchquetschen konnte. Er landete auf allen Vieren in einem düsteren Tunnel. Meph rappelte sich auf und sah zurück. Cassandro bearbeitete noch immer die Tastatur, und sein Blick wechselte hektisch von den Monitoren zur belagerten Tür und wieder zurück, aber er machte keine Anstalten zur Flucht. Dann erzitterte der Boden unter Mephs Füßen. Er hörte, wie Steinchen auf den Gangboden prasselten.
    »Cassandro! Komm jetzt!«
    Durch die Staubschleier auf der anderen Seite der Tür glaubte er zu sehen, dass jemand auf ihn zustürzte. Meph verlor keine Zeit mehr und rannte so schnell er konnte den Tunnel hinunter. Das Blut hämmerte in seinen Ohren und übertönte alle Geräusche.
    Um ein Haar hätte er die Sprossenleiter übersehen, die an der Wand nach oben führte. Meph drehte sich zu Cassandro um und wollte ihn fragen, ob das der richtige Schacht sei, aber der Gang hinter ihm war leer. In diesem Moment erfolgte die dritte Erschütterung und riss Meph von den Beinen.
    Benommen kam er wieder hoch. Zwischen seinen Zähnen knirschte Sand. Verzerrte Rufe drangen durch das Pfeifen in seinen Ohren zu ihm hinüber: »Hände hoch! Keine

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