Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
Vom Netzwerk:
und dazu ein paar Rize …
    Cassandro rollte seinen Stuhl vor den Tisch mit seinen Computern. Meph sah ihm zu, wie er mit Tastatur und Maus seine lokalen Festplatten nach einer Datei durchsuchte. Es handelte sich um eine Zeichnung des Tunnelsystems, die er offensichtlich selbst erstellt hatte. Sie erinnerte Meph an den Plan von einem Kanalisationssystem, in das Connor und die anderen einmal eingestiegen waren. Bei diesem Gedanken fiel ihm etwas ein.
    »Was ist mit Maria?«
    Cassandro sah ihn an. »Ist das dieses Mädchen, das du schützen willst?«
    »Ja.«
    »Zu spät. Das IKM hat längst jeden Einzelnen, der in den letzten zweieinhalb Jahren Kontakt zu dir hatte, durchleuchtet und verhört.«
    »Sie nicht«, sagte Meph mit all der Zuversicht, die er zusammenkratzen konnte. »Das letzte Mal, dass wir miteinander zu tun hatten, ist drei Jahre her, und danach habe ich nicht einmal mehr ihre MyLife-Seite angewählt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das IKM von ihr weiß.«
    »Worüber machst du dir dann Sorgen?«
    Dass ich unachtsam bin und mich verplappere, dachte Meph. »Ich weiß auch nicht. Sie geht mir nicht aus dem Kopf.«
    Cassandro sah auf. »Warum hast du sie dann aus deinem Leben gelöscht?«
    Darauf antwortete Meph nicht.
    Cassandro zuckte die Achseln und beschäftigte sich wieder mit seinem Tunnelplan. Er wählte einen Ausschnitt aus und vergrößerte ihn. »Hier. Ein Stück diesen Tunnel herunter ist ein alter Wartungsschacht. Er führt direkt auf die … Ach, nicht schon wieder.« Eine Taste hatte sich verklemmt und überschwemmte das Konsolenfenster mit Steuerzeichen. Cassandro zückte sein Taschenmesser und stocherte damit zwischen den Tasten herum.
    »Warum stellst du deine Infos nicht ins Netz?«, fragte Meph.
    »Welche Infos?«
    »Die du mir nicht verraten willst. Ephraims Identität. Warum willst du keine richtige Cassandra sein?«
    Cassandro bedachte ihn mit einem seltsamen Blick. »Das bin ich. Alles steht im Netz. Es sucht nur niemand danach.«
    »Was soll das heißen? Dass du einen Schwarzspeicher an einem geheimen Ort versteckt hast?«
    Es hatte ein Scherz sein sollen, aber Cassandro nickte. »So in etwa. Aber wahrscheinlich ist das Versteck zu offensichtlich, für dich genau wie für alle anderen.«
    »Die anderen? Dann gibt es doch noch weitere Schattenmenschen?«
    »Die anderen Thought-Police -Spieler«, berichtigte ihn Cassandro. »Dachtest du, dass ich nur eine einzige Runde leite?«
    »Nein. Natürlich nicht. Warum hätte ich so etwas denken sollen?« Meph war froh, dass Cassandro mit der Tastatur kämpfte und nicht sah, wie er rot anlief. »Trotzdem verstehe ich nicht, warum du die Daten nicht einfach offen ins Netz stellst. Warum willst du nicht, dass jeder sie sehen kann?«
    »Soll ich Kruppstahl und seine Aktenschaufler etwa selbst auf meine Spur bringen?« Cassandro attackierte die verklemmte Taste, dass das Plastik zu bersten drohte. »Nein, danke, da bleibe ich lieber in Deckung. Außerdem bin ich im Netz ein Unbekannter. Bevor ich genügend Leute erreicht habe, um die Sache ins Rollen zu bringen, hat das IKM die Daten längst aus dem Netz getilgt.«
    »Ich bin kein Unbekannter«, sagte Meph.
    »Du?«
    »Ja, ich.« Meph staunte über seine eigene Idee. »Dank ›Ich kooperiere doch‹ bin ich berühmter als Cat Tail Girl, wenigstens im Moment. Wenn ich etwas im Netz veröffentliche, werden sich viele Leute dafür interessieren, einfach weil sie meinen Namen kennen. Und wenn ich erstmal eine kritische Masse von Surfern erreicht habe, kriegt Westphal die Daten nicht mehr aus dem Netz.«
    Er hatte erwartet, dass Cassandro ablehnen würde, doch der legte nachdenklich die Hände hinter dem Kopf zusammen und dachte nach. Meph nutzte die Gelegenheit und nahm die streikende Tastatur in beide Hände. Er drehte sie um 180 Grad und schüttelte sie mit kleinen, gezielten Bewegungen. Es dauerte nicht lange, bis eine Eincentmünze mit leisem Klirren auf der Tischplatte landete.
    Cassandro zog die Augenbrauen hoch. »Danke. Wie hast du das gemacht?«
    »Ich hatte nicht immer Touchscreens.«
    »Die Taste hat mich seit Monaten verrückt gemacht. Hier«, er streckte Meph den Cent hin, »du kannst ihn da oben besser gebrauchen.«
    »Du warst lange nicht mehr an der Oberfläche, wie? Bargeld ist tot. Ich habe seit Jahren keine Münze mehr angefasst.«
    »Nein? Wie hast du dann meine Sachen bezahlt?«
    »Drahtlos, wie sonst?«
    Cassandro reagierte völlig unerwartet: Er reckte das Kinn vor und

Weitere Kostenlose Bücher