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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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hatte er den Wunsch verspürt, wieder unter freiem Himmel zu stehen. Jetzt war es so weit, aber Meph achtete weder auf die Wolken noch auf die Hubschrauber, die über dem Platz kreisten. Er hatte nur Augen für die Pads. Alle Projektoren zeigten die gleichen dunklen Schlieren, die aussahen wie der Unterwasserlevel des langweiligsten Computerspiels der Welt. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und ließ den Blick in alle Richtungen kreisen. Überall das gleiche Bild. Er sendete live aus dem Inneren seines Rucksacks, und der ganze Platz des 16. Oktober sah dabei zu. Und solange er keine Aufmerksamkeit erregte, war er sicher.
    Er bemerkte seinen Fehler und senkte den Blick, aber es war zu spät. Eine Hand schloss sich um seinen Arm. »Ich habe ihn! IKM, hierher!«
    Mit einem Ruck riss Meph sich los und schlüpfte zwischen zwei Passanten hindurch. So schnell er konnte bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Hinter ihm pflanzten sich die Hilferufe in der Menge fort. Meph erhielt unzählige Rippenstöße, aber er wurde nicht langsamer. Er musste hier weg, ehe das IKM eintraf.
    Eine eisenharte Schulter traf ihn wie ein Fausthieb in den Brustkorb. Meph taumelte. Keine Armeslänge von ihm entfernt sah er einen gepanzerten IKM-Agenten. Meph bewegte stumm die Lippen. Der Schlag hatte ihm die Luft aus den Lungen getrieben.
    Der Agent stieß ihn zur Seite, ohne ihn anzuschauen. »Aus dem Weg!« Die Menge teilte sich vor ihm, aber nicht schnell genug. Links und rechts von ihm gingen Passanten zu Boden. Schreie und Verwünschungen folgten ihm. Auf Meph, der sich in die entgegengesetzte Richtung davonmachte, achtete niemand.
    In den nächsten Minuten arbeitete er sich weiter durch die Menge, wobei er den Blick auf den Boden richtete. Er war um Haaresbreite davongekommen und hatte nicht vor, sein Glück mehr als nötig zu strapa…
    Erneut packte ihn jemand am Arm. Eine Stimme raunte in sein Ohr: »Meph? Keine Angst.«
    Es war eine Frau. Meph spürte ihren Atem auf seiner Wange. Ehe er sich losreißen konnte, drückte sie ihm ein Stoffbündel in die Hand. »Hier, damit wischen wir ihnen eins aus!«
    Meph starrte auf das Regencape in seiner Hand und begriff nicht, was sie von ihm wollte. Endlich kam er darauf, es sich überzuwerfen. Sie löste die Hand von seinem Arm, damit er es glatt ziehen konnte, und er nutzte die Gelegenheit, um nach links abzutauchen und ein weiteres Mal in der Menge zu verschwinden.
    »Warte! Ich will dir meine Padnummer …«
    Der Rest ihrer Worte ging im Stimmengewirr unter. Meph widerstand der Versuchung, sich nach ihr umzudrehen. Stattdessen zog er sich das Regencape weiter ins Gesicht, holte sein Pad hervor und richtete es für den Bruchteil einer Sekunde auf sein Gesicht. »Danke, Capegirl«, flüsterte er. »Ich bin noch hier, und ich kooperiere nicht mehr!«
    Der Jubel der Menge ließ den Platz erzittern.
    »Irgendwo im südlichen Drittel des Platzes«, sagte Fenninger. »Wer ist Capegirl?«
    »Weiß ich nicht«, keuchte Stephans. Er rannte mit weit ausgreifenden Schritten die Karl-Liebknecht-Straße hinunter. Außerhalb des Platzes kam er so schnell voran, wie seine Beine ihn trugen. Allerdings erinnerten sie ihn auch an jeden einzelnen Morgen, an dem er hätte joggen gehen sollen und es nicht getan hatte. »Hast du es nicht genauer?«
    »Weißt du, wie quick and dirty ich hier arbeite? Ich kann entweder schnell oder präzise programmieren.«
    »Schon gut. Du leistest gute Arbeit.«
    »Endlich erkennt es mal jemand.«
    »Im Süden also«, schnaufte der Kommissar. »Und du kannst ihn nicht genauer orten?«
    »Keine Chance. Seine Tonspur enthält zu wenig Informationen, um den Standort näher einzugrenzen.«
    »Lass das meine Sorge sein. Ich sorge dafür, dass du genug Informationen kriegst.«
    Vor ihm tauchte der Sperrposten auf, durch den er den Platz vorhin betreten hatte. Es war noch nicht einmal eine Stunde her, aber Stephans kam es vor, als sei es gestern gewesen. Er verlangsamte seinen Schritt, damit er nicht völlig verausgabt dort ankam. Nach einigen tiefen Atemzügen funkte er den Kommandoraum an.
    »Celik, verbinden Sie mich mit einem der Hubschrauber über dem Platz.«
    »Verstanden.«
    »Willst du ihn aus der Luft suchen lassen?«, fragte Fenninger, der den Wortwechsel mitgehört hatte.
    »Ich lasse ihn über dem südlichen Teil des Platzes kreisen. Mephs Mikrofon wird die Geräusche aufnehmen und dir die Daten liefern, die du brauchst, um ihn zu orten.«
    Fenninger pfiff durch die

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