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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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Zähne. »Nicht schlecht, mein junger Padawan.«
    Stephans erreichte den Wachposten. Der Zugführer erkannte ihn wieder und nahm Haltung an. Stephans winkte ab und sagte mit Blick auf eine Grüne Minna: »Helfen Sie mir da rauf.«
    Vom Dach des Mannschaftswagens aus reichte Stephans Blick weit über die Köpfe und Pads der Menge hinweg. Es hatten sich wieder Sprechchöre gebildet, die »Lasst uns hier raus!« und »Wir kooperieren nicht mehr!« skandierten. Von hier oben konnte man meinen, ein Open-Air-Festival zu sehen, dessen Publikum keine Feuerzeuge, sondern graue Padbildschirme schwenkte.
    »Herr Kommissar, ich habe Geschwaderpilot Weber in der Leitung«, meldete sich Celik.
    »Stellen Sie durch.«
    »Libelle drei hier. Sind Sie der Einsatzleiter?« Die Stimme des Piloten war über das Knattern seines Motors kaum zu verstehen.
    »Höchstpersönlich. Ich will, dass Sie …«
    Ein Piepen in seinem Kopfhörer unterbrach ihn. Stephans warf einen Blick auf sein Pad und runzelte die Stirn. »Einen Moment, Weber. Ich melde mich gleich wieder.«
    »Roger.«
    Mit einem Knopfdruck nahm Stephans den Prioritätsanruf entgegen. »Herr Littek, kann ich Sie …«
    »Was tun Sie da, verdammt nochmal?«
    »Ich befinde mich außerhalb des Ground Zero und bin kurz davor …«
    »Dann kriegen Sie wohl nicht mit, was auf dem Platz los ist? Die Menge wendet sich gegen uns. Es werden erste Übergriffe gemeldet. Es wird nicht mehr lange dauern, bis unsere Leute gezielt angegriffen werden.«
    »Mit Verlaub, Herr Littek, wir brauchen Leute da unten. Im Moment sind Augen unsere einzige Möglichkeit, Effenberger zu finden. Außerdem können wir so früher absehen, wann und wo die Stimmung umschlägt.«
    »Die Stimmung ist schon längst umgeschlagen, weil Effenberger uns mit seinem Livestream zum Narren hält!«
    »Mag sein, aber der Livestream ist unsere beste Waffe, um …«
    »Er ist seine beste Waffe, um uns in der ganzen Welt vorzuführen! Die Sache ist ein totales PR-Desaster für das Ministerium, und mit jeder Sekunde, die der Gefährder live auf Sendung ist, wird es schlimmer. Begreifen Sie nicht, was hier auf dem Spiel steht? Wenn Sie die Angelegenheit nicht schleunigst in den Griff kriegen, dann ist es egal, ob Sie ihn fangen oder nicht!«
    Bei Stephans gingen sämtliche Alarmglocken los. Er wusste, dass Littek ihn ohne Umschweife zum Sündenbock machen würde, um sich selbst zu schützen. »Was soll ich denn Ihrer Meinung nach tun?«
    Er hatte die richtige Frage gestellt. »Kappen Sie das öffentliche Netz«, sagte Littek wie aus der Pistole geschossen.
    »Ich soll halb Mitte vom Internet trennen?« Ein paar Polizisten hörten Stephans Worte und sahen erschrocken zu ihm hinauf. Mit gedämpfter Stimme sprach er weiter: »Das wäre der absolute Ausnahmezustand. Nicht einmal am 16. Oktober war der Netzzugang flächendeckend unterbrochen!«
    »Ohne Netz kein Livestream, so einfach ist das. Oder kennen Sie eine andere Möglichkeit, um ihn abzuschalten?«
    »Das nicht, aber …«
    »Nichts aber. Effenbergers Stream verwandelt den Ground Zero in ein Pulverfass. Was glauben Sie, was da unten los sein wird, wenn einer unserer Agenten sich gezwungen sieht, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen? Es wird Tote auf beiden Seiten geben. An Ihren Händen wird Blut kleben. Dabei dachte ich, Sie wären so ein Menschenfreund.«
    »Warum gegen Sie den Befehl nicht selbst?«
    »Es ist Ihre Operation. Sie treffen die Entscheidungen.«
    Stephans konnte nicht anders, als über Litteks Kaltblütigkeit zu staunen. Der Staatssekretär wollte den Imageschaden für das Ministerium in Grenzen halten und gleichzeitig jede Verantwortung von sich abwälzen, falls am Ende doch alles den Bach hinunterging. Aus diesem Grund würde es von ihrem Gespräch auch niemals eine Aufzeichnung geben. Ganz kurz war Stephans entschlossen, seinen Dienst zu quittieren, gleich hier und jetzt, aber dann sah er wieder Cassandros verrenkte Leiche vor sich.
    »Verstanden, Herr Staatssekretär.«
    Littek schaltete ohne ein weiteres Wort ab. Stephans holte seinen Operateur in die Leitung und wählte seine Worte mit Bedacht. »Celik, auf Anraten von Staatssekretär Littek erteile ich folgenden Befehl: Schalten Sie sämtliche öffentlichen Netzzugangsknoten im Umkreis von 500 Metern um den Platz des 16. Oktober ab.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben richtig verstanden. Trennen Sie den Ground Zero vom Netz.«
    Mit Mephs Verbindung erlosch auch sein Livestream. Die grauen Schlieren über den

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