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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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sie behaupten, ich hätte mich bei meiner Festnahme gewehrt, dann werdet ihr wissen, was ihr davon halten müsst. Aber noch haben Sie mich nicht. Ich bin auf der Flucht und melde mich wieder, wenn ich kann. Mein Name ist Meph, und ich kooperiere nicht mehr.«
    Den letzten Satz hatte er aus einer Rede geklaut, die er als Connor einmal vor der Resistance von Neoberlin gehalten hatte. Damals war es ihm gelungen, die Widerständler zu einem regelrechten Aufstand aufzustacheln. Allerdings hatte er auch sehr gut gewürfelt.
    Meph steckte sein Pad ein und nahm die Treppe in Angriff. Möglichst leise arbeitete er sich von Absatz zu Absatz vor, stets bereit, sich umzudrehen und loszurennen, obwohl er wusste, dass er nur bis zu der Tür ohne Klinke kommen würde.
    Als er den dritten oder vierten Treppenabsatz erreichte, sah er über sich eine graue Doppeltür. Ein Ausgang. Meph wollte seinen Schritt schon beschleunigen, als er im Augenwinkel eine Bewegung bemerkte. Etwas rieselte durch den Spalt zwischen den Treppenfluchten. Er streckte die Hand aus und starrte mit gerunzelter Stirn auf die weiße Asche, die sich auf seiner Handfläche sammelte. Dann roch er den Zigarettenrauch. Leise Stimmen drangen zu ihm herab. Mit klopfendem Herzen presste er sich an die Wand, den Blick auf die Tür über sich geheftet. Dahinter mochte ein Gang in die Freiheit liegen oder es erwartete ihn ein Dutzend Soldaten mit gezückten Waffen. Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass ein paar Meter über ihm Menschen standen, die mit Sicherheit zum IKM gehörten.
    Meph wünschte sich, er hätte noch eine weitere Botschaft ins Netz schicken können. Da war so vieles, was er noch hatte sagen wollen.
    Er rannte los, überwand die Stufen mit drei Sprüngen und verschwendete den Bruchteil einer Sekunde, um zum nächsthöheren Absatz zu schauen. Zwei weiß gerüstete Bewaffnete standen dort. Einer von ihnen erblickte Meph und stieß einen Laut der Verwunderung aus. Im selben Moment warf Meph sich gegen die Tür und riss sie auf. Ein Alarm plärrte los.
    Meph prallte zurück. In dem Gang vor ihm drängelten sich Menschen wie in einer Sardinenbüchse. Zwei Uniformierte, die mit dem Rücken zu Meph vor der Tür standen, drehten sich überrascht um. Hinter ihnen spiegelten die Gesichter der Zivilisten erst Verblüffung, dann Erleichterung wider.
    »Die Ausgänge sind offen!«
    Mehrere Menschen jubelten.
    Dann brach Chaos aus.
    Das Bild ist grau und verwaschen; die Kamera läuft, aber sie läuft im Dunkeln. Bunt ist nur die Tonspur: Stimmengewirr und Rufe, scharrende Füße, gehetzte Atemzüge. Es klingt nach Panik. Es klingt real.
    Wenn man keinen Anhaltspunkt hätte, welche Situation die Geräusche dokumentieren, wäre es schwierig, sie einzuordnen; es könnte ein Handgemenge sein, ein Langstreckenlauf oder eine Stumme Disco, in der jeder Besucher zu seiner eigenen Musik aus dem Kopfhörer tanzt. Aber jeder, der nicht im Koma liegt, weiß, dass es die unter dem Platz des 16. Oktober eingesperrten Menschen sind, die soeben in Massen auf den Ground Zero stürmen, und dass es der meistgesuchte Mann des Staates ist, der die Liveaufnahmen ins Netz stellt.
    Die Dämmerung war verblasst, und die Flutlichtmasten tauchten den Ground Zero in kaltes Licht. Das Satellitenbild zeigte keine Zwischentöne mehr; es gab nur noch Licht oder Schatten, grell oder schwarz. Auf seinem Pad sah Stephans mit an, wie sich die Menschenströme auf den Platz des 16. Oktober ergossen, erst aus dem südlichsten Ausgang der Station, dann, als die Massen auch die anderen Ausgänge eroberten, von allen Seiten. Durch das Auge aus dem All beobachtete der Kommissar, wie sie sich mit der Menge vereinigten, die bereits auf dem Platz wartete und sie verdichtete, bis auch der letzte Flecken Asphalt auf dem Ground Zero von einem gigantischen Teppich aus Menschen bedeckt war. Und ein Knoten in diesem Teppich war falsch geknüpft.
    Stephans bog um eine Ecke und eilte eine stehen gebliebene Rolltreppe hinauf. Die Bahnsteige und Korridore waren leer. Hier und da lag ein Kaffeebecher oder ein Taschentuch herum, und in der Luft hing der Geruch von zu vielen Menschen auf zu engem Raum. Stephans wusste nicht, wie Meph es geschafft hatte, die Panik auszulösen, aber es war ein kluger Schachzug gewesen. In der Masse war er unsichtbar.
    Er erreichte den Ausgang. Einige Polizisten standen halbherzig in der Tür und wussten nicht, was sie tun sollten. Stephans gab den Befehl, niemanden hinein oder hinaus zu lassen,

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