- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
nicht. Ich kriege keinen Besuch, von niemandem. Nimm es hin oder verschwinde.«
»Okay.« Er schluckte hörbar. Dann fügte er hinzu: »Aber wenn bei dir gar kein Licht brennt, ist das auch verdächtig.« Damit hatte er recht, aber sie dachte nicht daran, das zuzugeben.
Die Stille wurde dadurch unterbrochen, dass Mephs Magen laut und vernehmlich knurrte. Das Geräusch erinnerte sie daran, dass sie ebenfalls hungrig war.
»Ich mache uns was zu essen. Fass nichts an!« Mit vorgestreckter Hand tastete sie sich in Richtung Küche vor, ohne eine Antwort abzuwarten. Dort zog sie die Jalousie zu und richtete die Lampe über der Arbeitsfläche gegen die Wand, ehe sie sie einschaltete.
Sie saßen am Küchentisch wie verfeindete Grenzsoldaten vor und hinter dem Stacheldraht. Die einzigen Geräusche kamen vom Klappern des Bestecks, und ab und zu fuhr draußen ein Wagen mit Martinshorn vorbei. Meph schlang seine Portion heißhungrig hinunter, während Rebekka die Hälfte ihrer Nudeln übrig ließ. Er warf unmissverständliche Blicke auf ihren Teller, aber sie tat ihm nicht den Gefallen, ihm den Rest anzubieten, und er war zu schüchtern oder zu stolz, um zu fragen. Im selben Augenblick, in dem er die Gabel aus der Hand legte, stand sie auf und machte sich an den Abwasch.
Nachdem er sie eine Weile schweigend beobachtet hatte, sagte er: »Darf ich dich was fragen?«
»Nein.« Sie griff geräuschvoll nach dem nächsten Topf.
»Ist deine Padkamera kaputt?«
»Das geht dich nichts an.«
»Es würde erklären, wieso es in deiner Wohnung keine Fotos gibt. Alle Menschen, die ich kenne, hängen welche auf. Du hast nicht einmal Postkarten am Kühlschrank.«
»Das ist meine Sache.« Sie drehte den Wasserhahn auf, dass es spritzte.
»Darf ich dich noch was fragen?«
Mit einem Ruck stellte sie das Wasser wieder ab. »Nein, darfst du nicht! Und wenn du nicht …«
»Falls du vorhast, mich dem IKM zu melden, kannst du dann bitte warten, bis ich ein paar Stunden geschlafen habe?«
»Ich werde es sofort tun, wenn du nicht aufhörst, mir weiter blöde Fragen zu stellen.«
Die trotzige Art, mit der Meph ihren Blick erwiderte, hätte Rebekka imponiert, wenn er nicht mittendrin hätte gähnen müssen. »Du hättest vorhin einfach abhauen können«, sagte er, und seine Finger malten die Linien auf der Tischdecke nach. »Aber du hast es nicht getan. Du hast dich meinetwegen in Gefahr gebracht. Warum bist du so random? Versteh mich nicht falsch, ich bin dir wirklich dankbar und so. Ich kapiere nur nicht, woran ich bei dir bin.«
»Was hast du denn erwartet?«, schnappte sie. »Soll ich mich vielleicht noch an dich kuscheln, damit du besser einschlafen kannst?«
»Ich erwarte gar nichts. Ich verstehe bloß nicht, warum du mich behandelst, als hätte ich deinen Account bei MyLife gelöscht. Ich habe dir nichts getan.«
»Du bist der meistgesuchte Mensch des Landes, gleich nach Ephraim, und ich bin jetzt deine Komplizin. Du hast recht, ich sollte jubelnd im Kreis springen.«
»Du hättest einfach weitergehen können«, beharrte er.
»Da war es längst zu spät. In dem Moment, als ich dir über die Mauer half, habe ich mich schuldig gemacht. Und behaupte jetzt bloß nicht, dass du meinen Namen galant verschweigen wirst, wenn dich die Leute vom IKM in die Mangel nehmen. Jeder weiß, wie sich das anhört.«
Meph verzog gequält das Gesicht, aber sie entschuldigte sich nicht. Nach einem Moment zuckte er müde mit den Achseln. »Ich weiß doch gar nicht, wer du bist.«
»Du lügst.«
Diesmal gelang es ihm nicht, ihrem Blick standzuhalten. »Na und? Vielleicht ist das die Strafe dafür, dass du mich um ein Haar umgebracht hättest. Ich war an Bord des Flugzeugs, das du beinahe abgeschossen hast!«
»Das ich abgeschossen habe?« Für einen Moment hatte Rebekka das Intrigenspiel nach dem Einsatz vergessen. Mit der Erinnerung kam auch die Enttäuschung zurück. Sie schmeckte immer noch bitter. »Es war mein Pilot, der geschossen hat. Von meinem Platz im Cockpit kann man die Bordkanone gar nicht auslösen. Als herauskam, dass die vermeintliche Flugzeugentführung nur ein technischer Defekt war, hat das IKM mich zum Sündenbock gemacht.«
»Und das soll ich dir glauben?«
»Ich soll dir doch auch glauben, dass du unschuldig bist.«
Darauf fiel Meph nichts mehr ein.
»Nein, ich weiß nicht, wann ich zu Hause bin«, sagte Stephans zum vierten oder fünften Mal. »Conny, du hast keine Vorstellung davon, was hier gerade … Ja, der totale
Weitere Kostenlose Bücher