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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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gesagt, es ist noch zu früh, um endgültige Schlüsse zu ziehen.«
    »Meine Herren, wenn Sie erlauben«, ergriff Stephans das Wort. »Effenbergers Entkommen geht auf meine Kappe. Er konnte den abgeriegelten Platz des 16. Oktober verlassen, weil ich den Befehl gab, die Durchgänge zu öffnen.«
    Westphal zog die Augenbrauen hoch. »Verstehe ich Sie richtig? Sie wollen die alleinige Verantwortung dafür übernehmen, dass die Situation außer Kontrolle geraten ist?«
    »Nein, das nicht. Als mein Befehl erging, war uns die Situation längst entglitten. Die Menge stand kurz vor einer Panik, und die Einsatzkräfte leisteten der drohenden Katastrophe noch Vorschub. Ich traf meine Entscheidung, um zu verhindern, dass sich auf dem Ground Zero zum zweiten Mal die Leichensäcke stapeln.«
    »Ein bisschen weniger theatralisch, wenn ich bitten darf«, wandte Littek ein. »Ob es zu einer Panik gekommen wäre, ist reine Spekulation.«
    »Glauben Sie mir, es wäre mit Sicherheit …«
    »Sicher ist nur, dass Sie mit Ihrem Befehl eine Operation der Freigabestufe Rot scheitern ließen, bei der wir alle Trümpfe für einen erfolgreichen Abschluss in der Hand hielten. Warum haben Sie unseren Männern und Frauen vor Ort nicht vertraut, anstatt eine übereilte Entscheidung zu treffen, deren Folgen wir jetzt ausbaden müssen?« Littek witterte schon wieder seine Chance, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
    »Sie übersehen, dass diese Polizisten innerhalb kürzester Zeit für einen Einsatz von beispielloser Dimension zusammengezogen wurden.« Und zwar von dir. »Es gab keinen Einsatzplan und keine Strategie. Sie waren unpassend ausgerüstet und viel zu wenige, um derart viele Menschen auf engem Raum zu kontrollieren. Sie scheiterten nicht aus Unvermögen, sondern weil ihre Befehle sie dazu verdammten. Insofern war es unseren Männern und Frauen leider nicht möglich, das Vertrauen zu rechtfertigen, von dem Sie sprechen, Herr Staatssekretär.«
    »Zugegeben, die Voraussetzungen für den Großeinsatz waren alles andere als optimal«, gab Littek zu. »Entscheidend ist aber …«
    »Schluss mit Ihren Nebenkriegsschauplätzen«, fuhr Westphal dazwischen. »Merken Sie nicht, dass Sie die eigentliche Gefahr verkennen? Die Art und Weise, wie sich die Stimmung auf dem Platz gewandelt hat, um in Feindseligkeit gegen das IKM und seine Mitarbeiter umzuschlagen, kommt einem Akt der Rebellion gleich!«
    »Das ist …«
    »Das war keine Rebellion, das war schlechte Kommunikation«, fiel Stephans Littek ins Wort. Er war zu müde für die Regeln der Höflichkeit.
    »Was soll das heißen?«, fragte Westphal.
    »Wir haben einer gewaltigen Anzahl von Menschen die Freiheit geraubt, aber wir haben nicht daran gedacht, ihnen zu sagen, warum wir das tun. Das hat sie gegen uns aufgebracht. Wenn Sie so wollen, haben wir Meph, ich meine Effenberger, die Menschen in die Arme getrieben.«
    »Was nur möglich war, weil er mit seinem Livestream auf Sendung war«, warf Littek ein. »Sie hätten das öffentliche Netz schon viel früher abschalten sollen, Stephans.«
    »Ich hätte es überhaupt nicht tun sollen. Bis die Bildschirme ausgingen, wusste niemand, ob er wirklich auf der Flucht ist oder ob alles nur ein raffiniert eingefädelter Hoax war. Erst als wir den Menschen den Beweis lieferten, dass die Geschichte stimmte, schlugen sie sich auf seine Seite.«
    »Die Sicherheit des Landes ist kein Spiel, bei dem man mal für die eine, mal für die andere Mannschaft jubelt«, merkte Westphal an. »Unsere Bürger sind gesetzlich zur Kooperation mit dem IKM verpflichtet.«
    »Auf dem Papier schon. Aber wenn es hart auf hart kommt, ist sich jeder selbst der Nächste, und das Gesetzbuch ist ihm scheißegal.«
    Littek sog die Luft ein. Westphal fragte unfreundlich: »Kommissar Stephans, können Sie diesen Gedanken bitte in weniger … blumigen Worten erläutern?«
    Stephans fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. »Sehen Sie, von dem Moment an, als uns Effenberger durch die Lappen ging, haben wir uns darauf konzentriert, ihn wiederzufinden. Dabei haben wir übersehen, was unsere Maßnahmen für die übrigen Menschen bedeuten, die davon betroffen sein würden. Es hat zum Beispiel niemand darüber nachgedacht, wie viele Menschen sich am Freitagabend auf dem Platz aufhalten und was passiert, wenn wir sie längere Zeit dort festhalten.«
    »Wann hätten wir das denn prüfen sollen?«, erwiderte Littek. »Nachdem Sie Effenberger entwischen ließen, war ich zum schnellen

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