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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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Staatsmacht ihm Böses will. Ihre Theorie von der vermeintlichen Untergrund-Schattenorganisation ist damit wohl begraben.«
    »Dass wir keine Anzeichen für eine bestimmte Gefahr erkennen, heißt nicht, dass sie nicht existiert«, hielt Littek ihm entgegen.
    »Mit dem gleichen Argument könnten Sie eine Armee fordern, die uns gegen außerirdische Invasoren verteidigt«, erwiderte Stephans. »Sie brauchen mehr als einen gegenstandslosen Verdacht, um Menschen zu kriminalisieren.«
    »Das soll wohl heißen, dass eine Gefahr nur dann real ist, wenn Hans-Joachim Stephans sie kommen sieht?«
    »Cassandros Dateien stützen Ihre Verschwörungstheorie jedenfalls nicht im Geringsten. Ich hätte Cassandro ja gern verhört, um Klarheit in die Sache zu bringen. Leider ist das nicht mehr möglich.« Während er das sagte, begriff Stephans plötzlich, wie gelegen Littek Cassandros Tod kommen musste. Waren die tödlichen Schüsse vielleicht gar kein Unglück gewesen? Hatte der Staatssekretär ein extrem hartes Vorgehen angeordnet?
    »Er wurde mehrfach aufgefordert, sich zu ergeben«, entgegnete Littek. »Man musste annehmen, dass er bewaffnet ist.«
    »Aber er war es nicht. Ebenso wenig wie Effenberger.«
    »Diese Information ist veraltet. Mittlerweile könnte er sich eine Waffe beschafft haben.«
    »Ich könnte es ihm nicht verdenken«, meinte Stephans ernüchtert.
    »Stehen Sie jetzt etwa auf seiner Seite?«, fragte Littek, und auch Westphal musterte ihn intensiv.
    »Selbstverständlich nicht. Aber versetzen Sie sich doch einmal in seine Lage. Der Beinaheabschuss, die Folter mit der Raygun und der Videoclip im Netz, nun Cassandros Tod – bislang hat Effenberger vom IKM nichts als Schmerz und Leid erfahren. Ich für meinen Teil kann nachvollziehen, dass er nicht mehr mit uns kooperieren will.«
    »Was er miterleben musste, ist bedauerlich«, stellte Westphal klar. »Trotzdem geben ihm die Ereignisse nicht das Recht, sich gegen das Gesetz zu stellen.«
    »Ihm wurde großes Unrecht angetan. Würden Sie weiterhin das Gesetz respektieren, wenn Ihnen Ähnliches geschehen wäre?«
    »Selbstverständlich. Sie etwa nicht?«
    Stephans überlegte sich seine nächsten Worte sehr genau. »Ich möchte gerne sagen, dass ich es könnte, aber ich kann es nicht. Ich habe das Glück, nie in einer Situation gewesen zu sein, in der mir der Boden unter den Füßen weggebrochen ist.«
    Zum ersten Mal seit Beginn des Gesprächs hob Westphal die Hände auf die Tischplatte und legte sie vorsichtig übereinander. Sein Blick war undurchdringlich. »Was sollten wir Ihrer Meinung nach tun?«
    »Den Druck verringern«, sagte Stephans sofort. »Schluss mit den Suchmeldungen und der Großfahndung. Wir müssen sein Vertrauen zurückgewinnen. Warum machen wir ihm nicht das Angebot, sich im Beisein eines Anwalts zu stellen? So weiß er, dass ihm keine Gefahr für Leib und Leben droht.«
    Littek schnaubte verächtlich. »Sie wollen allen Ernstes Schwäche zeigen, nachdem er uns öffentlich bloßgestellt hat? Hier stehen größere Dinge auf dem Spiel als die Gefühle eines Gefährders. Es geht um das Ministerium als solches. Lesen Sie die hämischen Kommentare aus dem Ausland, dann wissen Sie, was ich meine. Was glauben Sie, was los sein wird, wenn wir vor diesem Kerl auch noch einen Kniefall machen?«
    »Herr Westphal wollte wissen, welche Vorgehensweise ich empfehle, und ich habe ihm geantwortet. Teil meiner Aufgabe ist es, Menschenleben zu schützen. Internationale Kritik zu vermeiden gehört nicht dazu.«
    »Sie nehmen sie also getrost in Kauf?«
    »Mit Verlaub, Herr Staatssekretär, aber die Kritik haben wir uns selbst eingebrockt. Kein anderes Volk, das von einem Terroranschlag getroffen wurde, hat so drastische Maßnahmen ergriffen wie das deutsche. Unser Sonderweg, lokalen Speicher komplett zu verbieten, wurde selbst von unseren Verbündeten kritisiert. Manche bezeichnen uns als teilisoliert. Und ganz egal, ob diese Kritik berechtigt ist oder nicht, hatte ich bislang nicht den Eindruck, dass Sie sich daran stören würden.«
    »Ich habe ein Interesse daran, unnötige Kritik am Ministerium zu vermeiden. Auch Ihnen stünde ein solches Interesse gut zu Gesicht.«
    »Das Ministerium ist für die Menschen da, nicht umgekehrt«, entgegnete Stephans. »Wenn wir Effenberger das Gefühl geben, dass er uns nicht zu fürchten braucht, kommt er von ganz allein zu uns. Wenn wir ihn stattdessen immer weiter in die Ecke treiben …«
    »Was wird er tun, das Ministerium in

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