Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi
konzentrieren, Berenike!, »ihr kennt ihn, es ist Gilbert Donner.« Mike warf Bea
einen Seitenblick zu. Berenike wischte sich dezent den Schweiß von der Stirn.
Von draußen waren Schritte auf dem Kopfsteinpflaster zu hören.
»Sein Tod hat viel Staub aufgewirbelt.« Natürlich hatten sie
vom Tod des Politikers gehört. »Das war in – wie heißt dein Dorf nochmal?«
»Altaussee. Ja, dort ist er tot aufgefunden worden. Und ich
habe ein Motiv, heißt es.«
»Stimmt das?«
»Klar.«
»Bitte, was darfs sein?« Die Kellnerin.
»Habt Ihr Tee?«
»Ja.«
»Welchen? Vielleicht Rooibos?«
»Ja, ich glaube – Roiboos mit Vanille.«
»Bitte ja, den nehme ich.«
Wieder hingen alle Blicke an Berenike. Kaum bot man ein wenig
Action, schon war man beliebt. Es war immer das Gleiche. Sex and Crime. Neben
Mike hatte sich Emil niedergelassen, er managte Beautyshows für Männer. Und
Lorena, Berenike hatte vergessen, was sie machte. Die anderen waren ihr fremd.
Sie würde sich nicht einmal ihre Namen merken, warum auch. Bis auf den des
feurigen Typs. Vielleicht.
Ein Kellner brachte ihren Tee, überraschend stilvoll in einer
großen, gläsernen Tasse serviert. »Die Gulaschsuppe?« Niemand meldete sich.
Also rauschte er wieder ab.
»Ich stelle Nachforschungen an«, nutz die Chance, Berenike! You just got this one!
Zweifelnde Blicke. Zuerst ihr Rückzug aus der Branche, jetzt
kam sie dafür mit zwei Leichen daher. Berenike wäre auch misstrauisch.
»Könnt ihr mir helfen? Die beiden müssen etwas miteinander zu
tun haben.«
»Rabenstein«, Bea stockte, »er ist in die Provinz gezogen,
richtig? Da war etwas mit seiner Adoptivtochter.«
»Adoptivtochter? Aber …«
»Sie haben das Kind adoptiert, ja. Das Mädchen stammt aus
einer zerrütteten Familie. Bei Rabenstein sollte sie ein neues Leben beginnen.
Aber dann war von Missbrauch die Rede.«
Damn it, es war immer dasselbe. Hilfe suchend griff Berenike
nach der Schale mit dem Tee, trank einen Schluck.
»Die Kleine soll ihrem Adoptivvater hörig gewesen sein. Es
ist nie was bewiesen worden. Die Kinder meiner Cousine gehen in dieselbe Schule
in Linz, deshalb kenne ich die Geschichte. Rabenstein hat betont, dass ihn
jemand verleumden wollte. Das Mädchen durfte bei ihnen bleiben. Die beim
Jugendamt haben dem berühmten Robert Rabenstein geglaubt. Du weißt ja, wer den
größeren Haufen hat …«
»Außerdem …« Horst nahm einen großen Schluck Bier.
»Ja?«
»Was?«
»Außerdem? Du hast gesagt, ›außerdem‹?«
»Außerdem – äh …« Horst stockte, »ich habe was
munkeln gehört, Rabenstein wollte Pressesprecher in der Nationalen Bewegung
werden. Das ist aber noch geheim gehalten worden.«
»Woher weißt du es dann?«
»Sagen wir, ich habe meine Beziehungen.«
»Welcher Art?«
»Tut mir leid, darüber kann ich nicht reden.«
»Aber«, Berenike spielte mit dem nassen Teefilter, »ein Mann
wie er hat doch so was nicht ernsthaft in Erwägung gezogen? Nach meinem
Wissensstand war Rabenstein gegen die Rechten …«
»Vielleicht hat die Partei sich auf die Fahnen schreiben
wollen, dass sie ihn bekehrt haben.«
»Die hätten sich mit seinem Namen geschmückt.« Horst saß
entspannt da. An seinem Kragen steckte ein winziges Abzeichen, eines von der
Sorte, die man nur erkannte, wenn man dazu gehörte.
»Ich dachte, Rabenstein war ein unabhängiger Journalist, der
seinen Kopf zum Denken benutzt hat.«
»Der kritische Journalist, das war einmal«, Bea nippte an
ihrem Cola light. »Seit er beruflich im Out war, hing er Verschwörungstheorien
an. Er wollte eine reine Welt. Wer weiß … er hätte schon gut zu den
Nationalen gepasst.«
In diesem Moment stießen weitere Teilnehmerinnen zu der
Runde. Begrüßen, Händeschütteln, Küsschen links, Küsschen rechts.
»Du hast noch nicht erzählt, wie das mit dem Mord an Donner
war.« Horst griff quer über den Tisch nach Berenikes Arm. Seine Berührung
hinterließ Hitze auf der Haut, angenehme Hitze.
Nur für Horst erzählte Berenike von Donners Tod in der
Gradieranlage. Von ihrem Grauen. Spürte die so andere Sicherheit in Wien. Die
Sicherheit der Anonymität.
Horst wiegte interessiert seinen Kopf, beugte sich noch näher
zu ihr. »Mein Freund, ein Journalist, hat einiges über den Fall geschrieben.
Wenn du willst …« Wie unabsichtlich streckte er die Beine unter dem Tisch aus
und berührte ihr Knie. Hitze schwappte herüber, Berenike öffnete die Schenkel,
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