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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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durch die Nacht auf sie
zugelaufen, der eine mit fliegenden Mantelschößen, der andere in schwarzer Hose
und schwarzem Hemd. Der Uniformierte war maulfaul, gut, das konnte sie auch.
    Jetzt schnäuzte sich der ältere Zivile umständlich in ein
Stofftaschentuch. »Chefinspektor Jansky, Kripo Wien«, brummte er. Unfassbar,
dass so ein kleiner Dicker Morde aufklären wollte. Sollte! »Und das ist mein
Kollege Hochfeld.«
    »Bezirksinspektor Hochfeld«, ergänzte der schwarz Gekleidete.
    »Roither, freut mich«, murmelte Berenike automatisch. Grad,
dass sie nicht ›PrincessEvents, guten Tag‹ schnurrte. Aber diese Zeiten waren
Lichtjahre entfernt. Ein Passant blieb in der Dunkelheit stehen und begann an
seiner Hose zu nesteln. Der Streifenpolizist rannte auf ihn zu. »Tatort!«, fuhr
er den Mann an und wedelte mit den Händen, »Sie können hier nicht …!«
    »… was?« Der Angesprochene brach in hemmungsloses Lachen
aus, wie es nur Betrunkenen gelingt, und trollte sich dann. Ein plötzlicher
Windstoß wirbelte ein paar Papiere neben der Toten auf. Inspektor Jansky
umrundete Rolanda. Die Leiche, dachte Berenike, es war besser, sie nur als
›Leiche‹ zu benennen. Er diktierte seinem jungen Kollegen, der auf einem Block
Hieroglyphen notierte. Der Uniformierte ließ Berenike nicht aus den Augen. Wenn
sie sich nur hinsetzen könnte! Unbeschreiblicher Schmerz fuhr ihr ins Kreuz.
Der Überfall von vorhin. Rolandas Anruf. Die Warnung. Sie musste, würde alles
erzählen. Wenn sie nur Ruhe hatte.
    Berenike hatte keine Ahnung, wie spät es war, als sie in den
Polizeiwagen stieg. Das Handy hatte sich ausgeschaltet, vielleicht war es doch
kaputt gegangen. Sie musste gleich am Morgen …
    Der Wagen glitt durch die Nacht, Berenike wagte nicht zu
fragen, wohin. Als Österreicherin misstraute sie der Polizei aus Tradition.
Endlich parkten sie vor einem riesigen grauen Gebäude. Die Polizeidirektion auf
der Rossauer Lände. »Wir müssen das zu den Akten nehmen, wissen Sie«, erklärte
Inspektor Hochfeld, während er ihr die Tür aufhielt. Immerhin etwas. Die Schuhe
quietschten auf dem Linoleum in den Gängen. Alles sah alt aus, abgenutzt. »Ihre
Aussage, meine ich. Sie haben die Tote schließlich gefunden!«
    Da half jetzt das ganze ›Om‹ nichts. Was musste sie nur für
ein Karma haben! Hochfeld führte sie in einen dunklen Raum, es war totenstill.
Der Polizist knippste das Licht an und schnappte sich einen Laptop, das
surrende Geräusch beim Einschalten wirkte vertraut. Inspektor Jansky kam
herein. »Möchten Sie was trinken?« Auf einem Tablett balancierte er einen Krug
mit Wasser und drei Gläser.
    »Danke.«
    Jansky nippte an einem Plastikbecher, der süßliche Geruch von
Instantkaffee erfüllte den Raum.
    »Frau Roither, wie haben Sie die Selbstmörderin entdeckt?«
    Zum wievielten Mal fragte dieser Knabe sie jetzt so einen
Stiefel? Der Mann rückte das Schild mit der Aufschrift ›Bezirksinspektor
Hochfeld‹ auf seinem Schreibtisch zurecht. Janskys Adjutant – oder der
böse Bube, je nachdem.
    »Frau Roither?«
    Die Tote. Rolanda. Sie musste die Tatsache irgendwann in ihr
Bewusstsein lassen. Rolanda tot. Rolanda, die Karrierefrau par excellence. »Ich
kann mir nicht vorstellen, dass sich Rolanda umbringt. Sie hat doch grad einen
großen Karriereschritt hinter sich … «
    »Aber Sie sehen selbst den Abschiedsbrief.« Jansky deutete
auf das Papier in einer Schutzhülle. »Handelt es sich um Frau Köngis
Handschrift?«
    »Ja, ich glaube schon.« Damn, woher sollte sie das so genau
wissen! In ihrem Job hatten sie doch kaum etwas handschriftlich notiert. »Aber
Rolanda würde nie so ein fehlerhaftes Deutsch verwenden, sie ist
Perfektionistin. ›Was macht das für einen Eindruck?‹, hat sie immer gesagt. Man
muss sie unter großem Druck gezwungen haben, das zu schreiben. Außerdem …«
    »Außerdem?«
    »Sie hatte ihr Büro im Museumsquartier, also wird sie wohl
die baulichen Gegebenheiten gut genug kennen, um nicht aus Unachtsamkeit in die
Tiefe zu stürzen.«
    »Sie wissen, was das bedeutet?«
    »Was?«
    »Dass Frau König vielleicht ermordet wurde. Das wirft kein
gutes Licht auf Sie. Sie waren als Einzige in der Nähe. Warum?«
    »Ich – was geht Sie das an?« Berenike sprang auf. In
dieser komischen Couch saß man völlig zusammengesunken, sicher Absicht. Die
Beschuldigten sollten sich winzig fühlen.
    »Bitte«, das war Janskys müde Stimme, »bleiben Sie

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