Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
Vom Netzwerk:
fragt.«
    »Fragt dich denn jemand?«
    Der Taucher sah überrascht zu Kain auf. Der fummelte gerade
an einer neuen Zigarette. Das Feuerzeug klickte überlaut, Kain inhalierte tief.
    »Haim«, murmelte Berenike.
    »Wie bitte?« Kain fiel die brennende Zigarette aus der Hand.
Er bückte sich und ächzte. Vom Gehweg starrten Schaulustige herunter.
    »Ein Widerstandskämpfer. Beppo Haim ist sein Name. Rabenstein
hat zu seiner Person recherchiert. Er ist 1945 irgendwo hier verschwunden.«
    »Nie gehört.« Kain sah misstrauisch zwischen den Knochen und
Berenike hin und her. Etwas funkelte in seinen Augen. »Woher wissen Sie das?
Und wieso erfahr ich das erst jetzt?« Der strenge Polizist hatte wieder die
Oberhand in ihm gewonnen. »Ich hab die aktuellen Todesfälle zu klären, Fräulein
Berenike. Und selbst die sind Lichteneggers Aufgabe. Das Vergangene ist gewesen
und vorbei. Verstanden?« Er sah sie abwartend an. Sie nickte. Das Zittern kroch
ihr neuerlich von oben, vom Nacken her unter die Haut.
    ›Gewesen und vorbei.‹
    Kain keuchte, als er zum Weg hinaufkletterte und die
Plastiktüte im Auto verschwinden ließ. Irgendwo läutete ein Handy. Meines,
dachte Berenike. Sie machte sich auf die Suche nach ihrer Tasche. Stolperte.
Das Telefon läutete wieder, dann ein weinerlicher Gong. ›Akku fast leer‹,
warnte das Display.
    »Roither?«
    »Berenike?« Der schottische Akzent. »Bitte hälfen Sie mir. Es
geht um das Testament, das Manuskript …«
    »Hallo? Frau MacLeod, sind Sie das?«
    Keine Antwort. Berenike schaute auf das Display. Schwarz. Der
Akku war leer. Mist.
    »Frau Roither?« Inspektor Kain war ihr gefolgt. »In Zukunft
halten Sie sich aus den Ermittlungen heraus. Und wenn Sie noch einmal
verschwinden, ohne dass ich Ihnen das erlaubt habe …«
    »Wollen Sie mir drohen?«
    »Denken Sie einfach an meine Warnung.«

33

     

     
    Der erste Aufguss ist der ›Tee des
Wohlgeruchs‹. Der zweite Aufguss heißt ›Tee des Wohlgeschmacks‹; der dritte
Aufguss aber ›Tee der langen Freundschaft‹. (China)

     
    »Ich bringe Sie nach Hause.« Jonas Lichtenegger,
ein Wasserfleck zierte seine aufgekrempelten Jeans. Er stand groß und leicht
gebeugt vor ihr.
    »Sie?« Berenike sah zu ihm auf.
    »Also, wenn Sie wollen.« Schatten lagen um seine dunkelgrauen
Augen. Sie erinnerte sich an den Abend im Strandcafé. Die Brandlöcher, die
seine Hand auf ihrer Haut hinterlassen hatte. Getanzt hatten die Fingerspitzen
auf der Haut. Dazu das feurige Versprechen von Chili-Eis auf der Zunge.
    »Ja, gern.« Irgendetwas in ihrem Körper gab gerade nach und
sie fühlte die Schwäche. »Aber mein Fahrrad …«
    »Wollen Sie in Ihrem Zustand Rad fahren?« Jonas
Lichtenegger sah sie an, als wäre sie ein kleines Mädchen. »Ein Kollege kann das
Fahrrad später bei Ihnen vorbeibringen.«
    »Ja, gut. Ich habe es nicht abgesperrt.« Auch an diese
Vertrauensseligkeit hatte sie sich hier gewöhnt. Berenike faltete die Decke
zusammen, während Jonas einem Polizisten Bescheid gab. »Ich kenn die Zeugin«,
rief er. Schweigend kletterten sie nach oben. Ein Schaulustiger trat auf
Berenike zu, natürlich ein Mediengeier. Jonas schob sich dem Störenfried
entgegen, drückte ihn zur Seite, schirmte Berenike ab. Ein Prickeln im Schoß.
Und Dankbarkeit. Geschützt durch seine Autorität konnten sie unbehelligt
verschwinden.
    Der Wald verschwendete seinen Duft. Die Zehen wurden beim
Gehen wärmer. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie Polizist sind?«
Berenike stolperte über eine Wurzel, ihr Körper fühlte sich taub an. Jonas
schob ihren Arm unter seinen. Legte seine Hand auf ihre kalten Finger. Eine
Behutsamkeit, die sie lange nicht erlebt hatte, vielleicht nie.
    »Meine Ermittlungen«, Jonas hustete, »sie zwingen mich zum
Stillschweigen, verstehen Sie?« Er sah sie fragend an.
    »Nicht ganz.« Berenike spürte ein trockenes Kratzen im Hals.
Blöd, wenn sie sich auch noch verkühlt hatte. »Waren Sie das am Bahnhof in
Attnang-Puchheim?«
    »Wollen wir wieder Du sagen?« Seine gebräunte Hand auf ihrem
nackten Arm. Zweimal dunkle Haut.
    »Ja, gut.« Wie schön es wäre, sich fallen zu lassen. Konnte
sie dem Mann trauen? Die Polizei, dein Freund und Helfer, galt das? Hatte es je
gegolten? Ihr Vater behauptete das Gegenteil.
    »Was wird jetzt passieren? Mit den Fundstücken, meine ich.«
So zu enden, so in einen See geworfen zu werden … »Glauben Sie –
glaubst du an einen gewaltsamen

Weitere Kostenlose Bücher