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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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Lösung. Raubmord mit Gift war
ungewöhnlich, aber sie kannte die rumänischen Gepflogenheiten nicht. Wenn die
Morde geklärt waren, konnte sich Berenike auf ihr eigenes Leben konzentrieren.
Es gab genug zu tun, indeed. Gestern noch hatte sie die Wohnung mit Salbei und
Myrrhe geräuchert, um die Atmosphäre zu reinigen und ruhig in die Zukunft
blicken zu können. Sie hatte Frau Gasperl misstrauisch durchs Stiegenhaus
tappen gehört.
    Lässig radelte Berenike an der Gradieranlage vorbei. Das
hölzerne Gebäude wirkte trotz des Sonnenscheins finster. Die Absperrbänder der
Polizei waren weg. Sie konnte die Sole plätschern hören, als wäre es nie anders
gewesen. Einige ältere Leute umrundeten bereits die duftenden Tannenzweige. Sie
hatte vergessen, Inspektor Kain nach Rabensteins Brieftasche zu fragen, ob auch
diese gefehlt hatte.
    Hinter der Anlage verschwand ein dunkler Lockenkopf, er sah
aus wie Jonas. Dieser Mann tauchte wirklich überall auf, wo sie vorbeikam.
Seltsamer Zufall. Altaussee war klein, doch nicht so klein.
    Aber heute wollte sie sich
von nichts in ihrer guten Laune stören lassen. Berenike bog Richtung Strandcafé
ab. Beim letzten Haus vor dem Wald blühten die Blumen bunt und üppig. Zwei
Frauen mit Nordic-Walking-Stöcken kamen ihr erhitzt entgegen, blondiert, mit
ungesund roten Gesichtern. Die dickere der beiden hatte ihr T-Shirt unterhalb
des Busens verknotet, das fette Fleisch des Bauches glänzte schweißnass. Ihre
Stöcke rammten sie in den Boden, als wären sie voller unterdrückter Wut. Sie
würde nie so sein, schwor sich Berenike. Dann war sie endlich im Wald.
Duftendes, ewiges Sommergrün.
    An einem Aussichtspunkt mit Bank am Seeufer stieg sie ab. Die
Trisselwand spiegelte sich wie eine Prinzessin im stillen Wasser. Steinhoheit.
Hier in Aussee konnte Berenikes Sehnsucht vielleicht zur Ruhe kommen. Diese
Suche nach etwas, von dem sie nie recht gewusst hatte, was es war. Sie dachte
an die alten Geschichten. Die Erzählungen mit ihren Löchern, die nie jemand
stopfen würde. Das Geflüsterte. Ihre eigene Flucht. Und das Gefühl, am
Zielbahnhof angekommen zu sein.
    Noch war kaum jemand unterwegs. Das Nichts dröhnte Berenike
in den Ohren. Immer diese Umstellung, Anpassung, das Angepasstwerden. Nicht
einmal das Linienschiff zerteilte noch die Wellen. Ein Boot trieb weit draußen,
wahrscheinlich ein Fischer. Die Saiblingssaison hatte offenbar begonnen.
Berenike radelte weiter. Endlich entschied sie sich für eine kleine kiesige
Bucht, in der sie allein sein konnte. Sie kletterte hinunter und entledigte
sich ihres Sommerkleids. Irgendwann wollte sie nackt baden. Nicht allein. Jonas
fiel ihr ein. Vielleicht ….
    Sie humpelte über die spitzen Steinchen. Wie verweichlicht
sie war, horrible. Langsam ließ sie sich ins Wasser gleiten. Die nasse Kälte
traf den Bauch, die Brüste, die fast schwerelos an der Wasseroberfläche
trieben. Nichts wie los! Sie streckte die Arme, die Beine. Vor und zurück.
Spürte das Wasser kühl und klar. Leben spendend. Doch die Tiefe, sie wirkte wie
fischiges Nichts. Ein Sog der Dunkelheit. Berenike schauderte. Im Wasser war
es, als gäbe es Vergessen. Als gäbe es ein Nichts, in dem man sich auflösen
könnte. Einen Ort, an dem man den Gedanken ein Ende machen konnte. Diesen immer
wiederkehrenden Gedanken.
    Man musste ganz im Hier und Jetzt bleiben. Sie beobachtete
ein paar Enten, sieben Junge, winzig noch. Wie süß. Das kantige Grau der
Trisselwand, es wirkte feucht vom Regen. Irgendwo da hinten im Toten Gebirge
musste sich Beppo Haim versteckt haben. Wenn sie nur wüsste …
    Sie glitt auf den Rücken und paddelte sachte mit den Beinen.
Weit über ihr am Himmel schwebte ein Vogel. Der Loser schien zu grüßen,
grünlich leuchtete er in der Sonne. Sie musste zurück. Sie war schon weit
draußen. Von irgendwoher erklang das Kläffen eines Hundes. Lahn fiel ihr ein.
Sein Besuch mit den zwei seltsamen Hunden letzte Nacht, sie musste wohl
geträumt haben …
    Sie zwang sich, gleichmäßig zu atmen. Langsam und
konzentriert ans Ufer zu schwimmen. Alle Gedanken niederkämpfen. Sie hatte
schon ganz andere Distanzen im Wasser zurückgelegt. Auch im Meer, bei
Wellengang. Nur keine Panik. Das würde nur alles schlimmer machen!
    Lahn, dieser Wahnsinnige. Nein, sie konnte das nicht geträumt
haben, zu real war die Erinnerung an ihre Begegnung. ›Ich will Sie an Ihre
Schulden erinnern, Frau Roither!‹ Wie Scheiner. Die

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