Schwarzwaldstrand
komplett überflüssige Angelegenheit im Büro ging.
Hatte er wieder einen Speckrest auf seinem Schreibtisch liegen lassen?
»Was isch?«, fragte Winterhalter ungeduldig.
»Ich zitiere: Vor Ort leitet der doppelstädtische Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Winterhalter die Ermittlungen. âºWir hoffen, dass es kein Mafiamord istâ¹, sagt er. âºUnd dass es bei diesem einen Mord bleibt.â¹Â«
»Wie bitte?«, entfuhr es dem verblüfften Winterhalter.
»Das steht heute Morgen so im Schwarzwälder Kurier «, sagte Thomsen vorwurfsvoll. »Kollege, wieso bitte leiten Sie Ermittlungen in Italien? Unsere Chefin dürfte das sicher interessieren. Ich dachte, Sie machen dort nur Urlaub?«
»Jo, verdammt noch mol, des mach ich auch«, fluchte Winterhalter. »Fraget Sie mol meine Frau â die wirdâs Ihne bestätige!«
»Der Artikel ist wieder einmal von diesem Riesle. Wieso sprechen Sie mit dem überhaupt?«, prangerte Thomsen weiter an. »Sie wissen doch, was für ein Schmierfink das ist. Macht der dort auch gerade Urlaub?«
»Der isch gar nit hier, verdammt noch mol«, echauffierte sich Winterhalter nun. »Und gâsproche hab ich mit dem auch nit. Zumindest nit über so was. Ich hab nur versehentlich mit dem geskypt.«
»Was haben Sie?«
»Ach â¦Â« Winterhalter winkte ab.
»Denken Sie tatsächlich, Sie könnten vor Ort die Ermittlungen leiten?«, fuhr Thomsen fort. »Sie wissen, dass das AmtsanmaÃung wäre und bei uns durchaus disziplinarische MaÃnahmen nach sich ziehen könnte. Und die italienische Polizei dürfte darüber auch nicht gerade erbaut sein.«
»Natürlich leite ich nit die Ermittlunge. So ein Schwachsinn â¦Â«
»Und haben Sie Riesle Bilder des Campingplatzes und von der Ermordeten zukommen lassen?«
»Natürlich auch nit«, erklärte Winterhalter mit Nachdruck und strich sich über das schweiÃnasse Unterhemd.
»Dennoch: Das gibt Ãrger, verlassen Sie sich darauf«, prognostizierte Thomsen.
»Und wie des Ãrger gibt«, echote Winterhalter und nahm sich vor, Riesle bei nächster Gelegenheit für mehrere Tage in seinen Schweinestall einzusperren.
»Meine Lieblingskuh hät kalbt«, knurrte er auf dem Rückweg all diejenigen an, die ihn erneut auf den Lautsprecherausruf ansprachen.
Die Sonne stand schon recht hoch am Himmel.
Es würde wieder deutlich über dreiÃig Grad geben â¦
12. Durchsage â die zweite!
»Signor Karl-Einz Winteralter â Signor Karl-Einz Winteralter bitte an die Telefon â Herr Winteralter bitte an Telefon in Rezeption.«
Der Kommissar hatte ein klassisches Déjà -vu.
Zwei Stunden war es gerade her, dass der Lautsprecher ihn letztmalig aufgefordert hatte, dorthin zu kommen.
Nun würde wohl auch der letzte Campingplatzbesucher mitbekommen haben, dass bei ihm etwas nicht stimmte. Mindestens genauso beunruhigend war jedoch die Reaktion seiner Frau. Seiner Hilde, mit der er nächstes Jahr Silberhochzeit feiern wollte und die sich mehr als elf Monate im Jahr als unerschütterlicher Fels in der Bauernhofbrandung erwies. In den drei Wochen, in denen sie im Hochsommer in Italien residierten, konnte sie solche Störungen allerdings überhaupt nicht gebrauchen.
»Karli«, drohte sie. »Wenn des wieder der Thomsen isch, dann sprech ICH mit ihm!«
Und das sagte Hilde nicht nur einfach so, das bekräftigte sie mit ihrem energischsten Gesichtsausdruck â vor dem sogar die Kühe zu Hause in Linach Angst hatten.
Sie packte also ihren Karl-Heinz und stapfte mit ihm entlang der von Pinien gesäumten CampingplatzstraÃen in Richtung Rezeption.
»Hilde, ich hab ihm gâsagt, dass ich hier nit ermittel«, beschwor Winterhalter seine Gattin.
Hilde ging voraus. Deutlich voraus.
Ihnen begegneten weniger Menschen als Karl-Heinz bei seinem ersten Gang heute Morgen. Die meisten waren wohl schon am Strand. Aber diejenigen Schwarzwälder, die das Ehepaar Winterhalter nun ansprachen, lächelten nicht mehr. Sie waren sich sicher, dass da etwas ganz Schlimmes passiert sein musste.
Zweimal an einem Morgen ausgerufen werden? Und das im Zeitalter von WLAN ?
»Ich drück die Daume«, meinte einer, obwohl er keine Ahnung haben konnte, was anstand.
»Jetzt wart doch mol, Hilde«, beschwichtigte Winterhalter seine Frau, kurz bevor
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