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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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aufgrund dieser streng genommen etwas zweifelhaften Begründung so perplex, dass sie nicht einmal widersprach.
    Winterhalter begab sich schnell in den Behandlungsraum, wo Dr.   Bertolucci am Schreibtisch etwas in den Computer tippte.
    Dann blickte er auf, musterte den Patienten und bedeutete ihm, sich zu setzen. Ob er den Kriminalbeamten erkannte, konnte Winterhalter zunächst nicht sagen.
    Er hielt es erst einmal für zielführender, seine Rolle weiterzuspielen.
    Â»Deutsch?«, fragte Bertolucci.
    Â»Si, si. Deutsch.«
    Â»Wo fehlt denn?«, sagte der Arzt grammatikalisch nicht ganz korrekt, aber doch verständlich. Winterhalter war überrascht, dass der Mediziner überhaupt seiner Sprache mächtig war. Am Strand hatte er nicht mal ein Wort verstanden. Vermutlich hatte der Mann für die Behandlung einen festen Standardwortsatz verinnerlicht. Bei der Masse an deutschen Touristen war das wohl notwendig.
    Â»Bauchschmerzen«, bemühte nun auch Winterhalter sein bestes Hochdeutsch.
    Der Mediziner verstand offenbar und bedeutete ihm, das rot-weiße Karohemd auszuziehen. Dann horchte und tastete er ihn ab. Nun war es Zeit für einen Überraschungsangriff:
    Â»Die Leiche vom Strand, die habet Sie doch untersucht?«, fragte der Kommissar.
    Dr.   Bertolucci stand gerade hinter Winterhalter und klopfte seinen Rücken mit einem Hämmerchen ab. Das Hämmern hörte auf, Winterhalter konnte aber Bertoluccis Gesichtsausdruck nicht sehen.
    Â»Morta alla … spiaggia. Die Dote vom Strand.« Winterhalter hatte am Morgen unauffällig seine Italienischlektionen gelernt und mehrfach im Geiste auswendig wiederholt.
    Â»Lei dottore alla spiaggia. Sie waret doch de Arzt am Strand. Si?«
    Â»Sie nix krank? Was wollen?«, hatte der Arzt Winterhalter im Gegensatz zu seiner Ehefrau schon durchschaut.
    Â»Solo … par … parlare. Nur schwätze.« Irritiert schaute der Arzt ihn an.
    Â»Morta … autopsia? Hat man die Dote obduziert?«, hielt Winterhalter stoisch an seiner Simultansprache fest. Dann überlegte er, ob er sein Inkognito als Patient vollends lüften sollte. Er beschloss, dass es vielleicht Eindruck machen würde: »Io commissario tedesco. Deutscher Kommissar. Äh, Moment«, bedeutete er dem Doktor dann, zog den Langenscheidt aus der Hosentasche und fügte mit seiner ganzen Autorität an: »Io indagine. Ermittlungen.«
    Der Arzt schaute ihn halb erstaunt, halb erschrocken an.
    Â»Documento?«, fragte er. Winterhalter hatte für diesen Fall vorgesorgt. Den Dienstausweis führte er immer bei sich. Man konnte ja nie wissen.
    Â»Winter…alter«, las der Arzt stockend und notierte sich den Namen, was dem Kommissar etwas unangenehm war. Denn was, wenn Bertolucci seinen Namen an die italienische Polizei weitergab? Das könnte ihm womöglich Ärger bei der eigenen Dienststelle einbringen.
    Â»L’autopsia non era neccessaria. La causa della morte era un colpo di calore«, sagte nun der Arzt. Und Winterhalter musste zum ersten Mal passen.
    Â»Wa?«, fragte er zunächst schwarzwälderisch, um noch ein italienisch korrektes »cosa?« hinterherzuschieben.
    Zum Glück war gerade die Sprechstundenhilfe hereingekommen. Und die war des Deutschen ähnlich mächtig wie die meisten Mitarbeiter des Campingplatzes.
    Â»Der Dottore sagt, dass eine Autopsie nicht notwendig war. Die Todesursache war eindeutig Hitzschlag.«
    Â»Vielen Dank, grazie«, bezog Winterhalter nun die Sprechstundenhilfe in seine Vernehmung mit ein.
    Â»Isch dem Doktore aufg’falle, dass die Tote Drogen genommen hat?«, bemühte sich Winterhalter um sein bestes Hochdeutsch.
    Â»Droge?«, fragte der Arzt. »Si c’erano punture al braccio. Puo essere. Non cambia però la causa di morte.«
    Â»Der Dottore meint, es kann schon sein. Die Frau habe Einstiche im Arm gehabt. Das ändert aber nichts an der Todesursache.«
    Â»Und Schleifspure am Bein?«, ging Winterhalter weiter in die Offensive. »Strisce alle … gambe?«, fügte er nach einem weiteren prüfenden Blick in den Langenscheidt hinzu.
    Â»Beh«, machte Bertolucci auf Italienisch klar, dass er keine Ahnung habe, wovon Winterhalter rede.
    Â»Autopsia … neccessario. Mir brauche ä Obduktion«, sagte Winterhalter und setzte dabei eine eindringliche Miene auf, die er sonst nur in den Endphasen von

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