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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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sein«, antwortete die Frau.
    Â»Haben Sie denn Anzeige erstattet?«
    Frau Kollmann schaute ihn zerstreut an. »Nein, ich habe noch einen Reisepass, sodass der Verlust zunächst nicht so schlimm war.«
    Sie rückte ihre Brille zurecht. »Und es könnte auch sein, dass ich ihn einfach verloren habe.«
    Â»Hm«, machte Riesle und klickte blitzschnell die Kurier -Homepage an. »Schauen Sie hier!«
    Er vergrößerte das Bild so, dass man die Bildunterschrift, in der auf den »grauenvollen Tod der Beate Kollmann« hingewiesen wurde, nicht sehen konnte. »Kommt Ihnen diese Frau bekannt vor?«
    Der Blumenstrauß lag nach wie vor auf dem Tisch – Frau Kollmann machte fast den Eindruck, als hätte sie gar keine Vase, weil sie sowieso nie Blumen bekam …
    Sie schaute das Bild an.
    Â»Eine attraktive Frau«, meinte Riesle.
    Er wurde von einem Klingeln unterbrochen. Ein durchdringendes Geräusch, fast wie ein Alarmsignal.
    Â»Entschuldigung«, meinte Frau Kollmann und ging zur Tür, wo ein Mann vom Versanddienst die Lieferung einer Waschmaschine ankündigte.
    Riesle nutzte die Gelegenheit, sich im Zimmer umzuschauen. Im Schnüffeln verfügte er über eine gewisse Erfahrung – es ging ganz schnell, gerade in dieser eher spartanisch eingerichteten Wohnung.
    Â»Sind Sie denn nicht zu zweit?«, fragte Frau Kollmann den Mann vom Lieferdienst an der Haustür.
    Binnen weniger Sekunden hatte Riesle zwei Fotoalben in einem Regal erspäht und sie binnen weiterer Sekunden durchgeblättert. Als Journalist hatte er die Fähigkeit, Dinge innerhalb kürzester Zeit zu erfassen.
    Frau Kollmann diskutierte derweil, dass sie ja wohl kaum helfen könne, das Ungetüm in die Waschküche zu tragen.
    Es waren nicht viele Bilder, aber doch etliche unterschiedliche Menschen darauf zu sehen. Auch ein paar Partyschnappschüsse, was darauf hindeutete, dass Frau Kollmann vielleicht doch nicht so ungesellig war, wie Riesle vermutet hatte. Auf einigen Bildern wirkte sie deutlich schlanker – man hätte ihr so durchaus zutrauen können, eine gelegentlich tragende Rolle im Nachtleben gespielt zu haben.
    Da stutzte Riesle. Auf drei Bildern war dieselbe Person zu sehen. Zweimal mit Brille, einmal ohne.
    Die Person, deren Passbild er als Schwarz-Weiß-Foto von dem italienischen Campingplatz gemailt bekommen hatte.
    Die Frau wirkte lebenslustig, und das auf dem aktuellen Passbild dunkle Haar war hier blond und wesentlich kürzer. Nur auf einem der Schnappschüsse, dem letzten, hatte sie eine ähnliche Haarfarbe wie auf dem Passfoto.
    Schritte näherten sich. Riesle gelang es gerade noch, die Alben wieder in das Regal zu bugsieren.
    Frau Kollmann musterte ihn und fragte dann: »Entschuldigung, wären Sie bitte so freundlich und könnten beim Transport meiner neuen Waschmaschine in den Keller helfen? Ich bezahle Sie natürlich auch dafür.«
    Riesle ging auf sie zu. »Aber nicht doch. Es ist mir eine Ehre.«
    Das war es ihm nicht mehr, als er einige Minuten später nass geschwitzt wieder im Erdgeschoss stand.
    Â»Und?«, keuchte er, während er auf das iPad zeigte: »Kennen Sie die Frau?«
    Frau Kollmann schaute ihn ausdruckslos an, rückte noch einmal ihre Brille zurecht und sagte dann: »Es tut mir leid. Ich habe sie noch nie gesehen.«

16. Die rätselhafte Frau
    Riesle liebte den Gedanken, dass am nächsten Morgen Tausende Menschen eine Exklusivgeschichte von ihm lesen konnten – unter anderem auch die Konkurrenz …
    Er stellte sich in solchen Momenten meist vor, wie der Chef ihn in der Konferenz loben würde. Das tat er zwar nie ausführlich, aber nach dem Motto »Nicht geschimpft ist genug gelobt« war es das höchste aller Gefühle, wenn der ein »Okay« in die Runde warf.
    Da er das selten tat, wussten Riesle und seine Kollegen die kargen Reaktionen entsprechend zu deuten.
    An diesem Tag hatte es entgegen Riesles ursprünglichen Erwartungen trotz der spannenden Mordgeschichte aus Italien kein Okay gegeben.
    Dass er den falschen Namen auf die Titelseite gehievt hatte, ließ sich nicht geheim halten – zumal das vermeintliche Opfer ja aus dem direkten Verbreitungsgebiet des Kurier stammte.
    Und so hatten, während Riesle auf Frau Kollmanns Sofa saß, die Alben durchschaute und die Waschmaschine schleppte, schon drei Leser angerufen und auf den Irrtum

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