Schwarzwaldstrand
Rauschgift?«
»Koks«, schlug Harald vor. »Ich könnt euch da Storys erzählen â¦Â«
»Nein«, wehrte Hummel ab. »Eher was, das man spritzt.«
»Heroin?«, meinte Dietmar.
»Zum Beispiel.«
»Wie krank sieht man denn aus, wenn man Heroin nimmt?«, fragte Dietmar.
»Ich halt mich lieber an die Droge hier«, verkündete Harald lautstark und leerte sein Glas Lambrusco in einem Schluck. »Wein auf Bier, datt rat ich dir.«
»Und«, fügte Harald mit Blick auf Hubertusâ Anzug an, »ich hätt gerne mal die Drogen, die dein Schneider nimmt.«
Dietmar kicherte, Hummel ignorierte auch das. »Habt ihr mitbekommen, dass die Frau mit einer Kamera auf dem Campingplatz unterwegs war?«
Harald nickte. »Ich hätte ja lieber sie fotografiert, hä, hä.«
»Stimmt, sie hatte eine Kamera dabei. Aber das haben ja viele«, meinte Dietmar.
Nun mischte sich auch seine Frau ein: »Die Arme: Vielleicht hatte sie auch wegen ihrer Drogenabhängigkeit immer eine Sonnenbrille auf. Ist sie denn an den Drogen gestorben?«
»Vielleicht«, sagte Hummel vage.
»Schlimm«, kommentierte Dietmar. »Aber lasst uns noch was trinken. Wir können ja dann vielleicht auch mal über deine Versicherungen â¦Â«
»Hör einfach nich hin, Alter!«, schaltete Harald sich wieder ein. »Ich hab den Dietmar schon mindestens in fünf Urlauben hier getroffen, aber bisher hat erâs nich geschafft, mir was aufzuschwatzen! Und datt bleibt auch so!«
Hubertus nickte und wollte sein Heil in der Flucht suchen, doch dann hatte Dietmar ausnahmsweise eine sachdienliche Idee. Erstmals zeigte er nicht mehr seine schnurgeraden, schneeweiÃen Strahlezähne: »Wenn die Frau wirklich drogenabhängig war, müsste man ja in ihrem Wohnwagen irgendwas finden, das darauf hindeutet. Oder?«
Die Anwesenden stimmten zu.
»Sie wohnte in einem Bungalow«, rekapitulierte Hummel den aktuellen Ermittlungsstand.
»Dann eben dort.«
Hummel nickte nachdenklich und nahm sich vor, den Campingplatzchef um den Schlüssel für den Bungalow zu bitten. Oder noch besser: Winterhalter sollte das tun.
Der musste zunächst aber noch höhere Klippen umschiffen. Zum einen war seine Frau sichtlich erbost. Zum anderen wollten vor allem die Schwarzwälder sich ihren Urlaub nicht durch den Todesfall verderben lassen, sondern über die Liebe zur Heimat philosophieren, über die Musik und die Traditionen.
Winterhalter verkniff sich die Bemerkung, dass es ja auch nicht unbedingt der Traditionspflege diene, Jahr für Jahr auf einem italienischen Campingplatz die schönsten Wochen des Sommers zu verbringen. Denn erstens tat er das ja selbst, wenn auch gezwungenermaÃen, und zweitens musste er befürchten, dass seine Frau zuhörte und die Veranstaltung dann endgültig zum Platzen brachte.
Darüber hinaus fielen aber auch Winterhalter drei immer wiederkehrende Hinweise auf: Die Frau war alleine unterwegs gewesen, hatte immer eine Sonnenbrille auf und viel fotografiert. Ansonsten musste er sich vom ein oder anderen potenziellen Zeugen den Vorwurf gefallen lassen, es sei doch recht taktlos, in der Pause eines musikalischen Heimatabends Befragungen zu einem Mord durchzuführen. Dieser Meinung war zweifelsohne auch Hilde Winterhalter. »Wenn du jetzt nit herkummsch, geh ich«, blaffte seine Frau ihn an, nachdem sie die Pause auf fünfundvierzig Minuten gestreckt hatten. »Es sind eh schon einige Leut weg!«
»Es geht weiter!«, rief Karl-Heinz Winterhalter also und beschloss, das restliche Programm relativ kurz zu halten, zumal sein Repertoire eigentlich ohnehin nur drei weitere Lieder umfasste.
Hummel registrierte derweil, dass Marco seine Hand auf den Schenkel seiner Tochter gelegt hatte. Oder umgekehrt.
Auf jeden Fall ging das gar nicht.
Zehn Minuten betrachtete er die immer weiter wandernde Hand des Barkeepers. Dann entschloss sich Hubertus, einzugreifen.
Er merkte, dass er zu viel getrunken hatte. Er merkte aber auch, dass dieser Marco nun eine klare Ansage brauchte.
»Und jetzt, lieber Herr Hummel, kommet Sie auf die Bühne!«
Vielleicht brauchte auch Martina die klare Ansage, überlegte Hubertus. Auf jeden Fall war es nun Zeit, von Reihe 3 in Reihe 2 zu gehen und â¦
»Auf gehtâs, Herr Hummel! Bitte Beifall für unseren lieben Freund. Applauso!«
Hummel stand auf â
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